Selbständig integriert? - Institut für Mittelstandsforschung ...
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Allerdings wurden in bisherigen Studien keine Aussagen zu frauen- vs. männergeführten Betrieben gemacht.<br />
Es ist anzunehmen, dass die von Migrantinnen geführten Betrieben teils noch stärker als die der männlichen<br />
Pendants versuchen, eine unzureichende Ressourcenausstattung durch Familien- bzw. co-ethnische<br />
Beschäftigung zu kompensieren. Allerdings sind hier erhebliche Gruppenunterschiede zu erwarten, die auf<br />
kulturelle Unterschiede zurückzuführen sind. In Kulturen mit hohem „family-based social capital“ wie z.B. in<br />
südeuropäischen Ländern, spielt die Familie auch im wirtschaftlichen Leben eine weitaus stärkere Rolle. 268<br />
Beschäftigung von Familienangehörigen<br />
Wie hoch ist der Anteil an „Familienbeschäftigung“ in den von Migrantinnen und Migranten geführten<br />
Betrieben in Nordrhein-Westfalen und welche geschlechtspezifischen Unterschiede zeigen sich? Betrachtet<br />
man zunächst den Anteil der Arbeitgeber-Unternehmen, 269 die überhaupt keine Familienangehörige beschäftigen,<br />
dann weisen die osteuropäischen Frauen den höchsten Proporz auf (Tab. 16.3.1). D.h., rund zwei Drittel<br />
der Unternehmen von polnisch- oder russischstämmigen Frauen stellen keine Familienmitglieder ein. Bei den<br />
Betrieben türkischstämmiger Frauen ist dies genau zur Hälfte und bei den Italienerinnen nur zu etwas mehr<br />
als einem Viertel der Fall. D.h., zumindest unter den Frauen haben die Italienerinnen den höchsten Anteil an<br />
Unternehmen mit mindestens einem Familienangehörigen.<br />
Wie viele Familienangehörige werden beschäftigt bzw. wie intensiv fällt diese „Familienbeschäftigung“ aus? Die<br />
Mittelwerte <strong>für</strong> die Anteile an Familienangehörigen zeigen, dass auch diesbezüglich die Italienerinnen weit vorne<br />
liegen: 41% aller Beschäftigten gehören hier zur Familie, während dies bei den Unternehmen der Türkinnen<br />
„nur“ bei 34% der Fall ist. Dies ist ein Anteil, der aber jeweils höher als bei den Unternehmen von deutschen<br />
Frauen (24%) und denen der Osteuropäerinnen (20% bzw. 15%) liegt.<br />
Deutlich wird dies auch, wenn man die „Anteilsklassen“ zugrunde legt: In 31% der Unternehmen von<br />
Italienerinnen liegt der Anteil von Familienangehörigen bei über der Hälfte (Tab. 16.3.1). Eine solch hohe Dichte<br />
tritt bei 28% der Unternehmen von Türkinnen auf. Die Daten zeigen also, dass es unter den von Frauen geführten<br />
Unternehmen gar nicht so sehr diejenigen der Türkinnen sind, sondern die der Italienerinnen, die besonders<br />
viele Familienangehörige beschäftigten.<br />
Tabelle 16.3.1: Familienangehörige (Anteilsklassen Betriebe)* und % der Beschäftigten (mittelwert)<br />
Frauen<br />
%-Betriebe mit Anteil Familienangehörigen von .. bis ... % Mittelwert<br />
0 1 - 25 26 - 50 51 - 100 Gesamt %-Familienangehörige<br />
türkisch 50,0 8,2 13,6 28,2 100 34,1<br />
italienisch 28,6 16,7 23,8 31,0 100 40,9<br />
polnisch 67,3 8,2 10,2 14,3 100 20,1<br />
russisch 68,9 13,2 9,4 8,5 100 14,6<br />
deutsch 61,1 8,4 12,6 17,9 100 24,0<br />
männer<br />
türkisch 34,3 15,2 16,7 33,8 100 41,9<br />
italienisch 30,2 18,1 19,5 32,1 100 41,0<br />
polnisch 49,1 16,4 12,7 21,8 100 30,2<br />
russisch 60,7 17,1 16,2 6,0 100 15,3<br />
deutsch 41,6 23,9 17,7 16,8 100 27,9<br />
Quelle: Pooldaten der ifm-Erhebungen „<strong>Selbständig</strong>e Migrantinnen Nordrhein-Westfalen 2008“ und „Ethnische Ökonomie 2005“<br />
(NRW-Subfile); ifm Universität Mannheim<br />
Lesehilfe: 8,2% der Unternehmen von türkischen Frauen haben einen Anteil an Familienangehörigen von unter einem Viertel.<br />
268 Arum/Müller 2004. Dies gilt aber auch <strong>für</strong> die Situation in Deutschland. Brüderl und Preisendörfer (1998) attestieren Migrantenbetriebe<br />
eine hohe „family-embeddedness“.<br />
269 Hier in Bezug auf Anteil an allen Unternehmen mit Beschäftigten (Arbeitgeberbetriebe).<br />
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