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Selbständig integriert? - Institut für Mittelstandsforschung ...

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die Gruppe von Bedeutung ist, während ein negativer Wert signalisiert, dass der Faktor <strong>für</strong> die jeweilige Ethnie<br />

keine Relevanz besitzt.<br />

Der Faktorenanalyse zufolge finden sich die „Markterobererinnen“ bzw. die Gründerinnen Schumpeter’schen<br />

Prägung vor allem bei den italienischen Frauen und Männern und zudem noch bei den türkischstämmigen<br />

Frauen, dort allerdings in etwas geringerem Maße. Dagegen ist der Typus der „Selbstverwirklicherinnen“<br />

am stärksten bei den polnisch- und russischstämmigen Frauen zu identifizieren. Dass dieser Typus in keiner<br />

Gruppe maßgeblich unter den Männern zu finden ist (nur schwach bei den Türken), verdeutlicht, wie<br />

sehr der Flexibilitätswunsch oder der Wunsch zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf ein „weibliches“<br />

<strong>Selbständig</strong>keitsmodell ist. Fasst man mit Blick auf die Pull-Faktoren zusammen (und sieht von den italienischen<br />

Männern ab), dann lassen sich die von Anreizen getriebenen Motive viel eher bei den Frauen bzw. den<br />

Migrantinnen finden.<br />

Schaut man auf die Seite der Push-Faktoren und zunächst auf diejenigen, die aus „Unzufriedenheit“ gründeten,<br />

dann finden sich diese bei den Frauen und Männern türkischer Herkunft, aber auch bei italienischen<br />

Männern (in geringem Maß noch bei den Polen). Hingegen sind die „Notgründerinnen“ auf ein etwas breiteres<br />

Herkunftsspektrum verteilt: Sie sind bei den türkisch-, polnisch- und vor allem den russischstämmigen Frauen<br />

anzutreffen. Unter den Männern sind dies die Türken und in bescheidenerem Umfang die Polen.<br />

Es fällt auf, dass die Türkischstämmigen jeweils mehrere Typen verkörpern, da<strong>für</strong> mit etwas geringerer Relevanz.<br />

Bemerkenswert ist, dass sich die Deutschen zu keinem der vorgegebenen Typen so deutlich zuordnen lassen,<br />

dass positive Werte entstehen. Dies bedeutet nicht, dass Push- und Pullfaktoren dort keine Rolle spielen (siehe<br />

Kapitel 10.2), sondern nur, dass keine der Komponenten einen Typus ausreichend repräsentiert.<br />

11. Arbeitspensum, Einkommen und Zufriedenheit<br />

Die Debatte um das Für und Wider in der Frage, wie integrationsfördernd eine berufliche <strong>Selbständig</strong>keit überhaupt<br />

ist, wird maßgeblich entlang der Indikatoren zur ökonomischen Integration geführt. Dazu zählt an vorderster<br />

Stelle das durch die unternehmerische Tätigkeit erzielte Einkommen, welches teils aber in Verbindung<br />

mit der Arbeitsleistung bzw. Arbeitszeit bewertet wird. Denn eine gelungene Integration setzt voraus, dass der<br />

Wechsel in eine selbständige Erwerbsarbeit nicht mit Nachteilen erkauft und vor allem nicht mit einer marginalen<br />

Position verbunden ist.<br />

Der Blick auf das Arbeitspensum mag zunächst verwundern, geht aber auf den Verdacht zurück, dass sich<br />

Migrant(inn)en mangels ausreichender Qualifikationen vor allem in Sektoren mit niedrigen Zugangsbarrieren<br />

und daher in Bereichen mit starkem Konkurrenz- und Kostendruck bewegen. 166 Das Überleben am Markt wäre<br />

folglich nur durch die Kompensation mit ethnischen Ressourcen (z.B. Rückgriff auf Familienmitglieder) oder<br />

durch ein hohes Maß an Selbstausbeutung, d.h., durch starken Arbeitseinsatz möglich. 167 Andererseits jedoch<br />

gehen vom unternehmerischen Fleiß natürlich positive Zeichen aus, vor allem wenn er zu entsprechendem<br />

Erfolg und nicht zur Selbstausbeutung führt.<br />

Daher kommt dem Einkommen eine zentrale Bedeutung in der Bewertung der strukturellen Integration<br />

zu. Der Pfad in die <strong>Selbständig</strong>keit wird meist nur dann als Weg zur gesellschaftlichen Teilhabe verstanden,<br />

wenn sich auch die Verdienstmöglichkeiten verbessern. Während also den Erträgen selbständiger Migranten<br />

in Deutschland bisher – wenn überhaupt – insbesondere im Zusammenhang mit der Integrationswirkung<br />

Aufmerksamkeit zukommt, 168 nehmen Einkommensmessungen in der englischsprachigen Forschungsliteratur<br />

einen teils anderen Platz ein: Hier interessiert der Output nicht nur zur Feststellung der Opportunitätskosten<br />

beim Wechsel aus abhängiger Beschäftigung, sondern auch als Gradmesser des Aufstiegs innerhalb der eigenen<br />

Community. 169 D.h., ethnische Strategien werden eher als ökonomische Strategien betrachtet und nicht<br />

nur im strengen Kontext von Assimilation oder Integration gesehen.<br />

166 Waldinger et al. 1990; Özcan 2002; Loeffelholz/ Hernold 2001; Leicht et al. 2005.<br />

167 Bonacich 1993. Für Deutschland z.B. Yavuzcan 2003; Kontos 2005.<br />

168 Baumann 1999; Özcan/ Seifert 2000.<br />

169 Portes/ Zhou 1996; Li 2000; Lofstrom 2000;

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