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Selbständig integriert? - Institut für Mittelstandsforschung ...

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ihre „Karriere“ als <strong>Selbständig</strong>e aufgrund des beschriebenen Konkurrenzdrucks zu einer prekären Situation<br />

und daher Marginalisierung führt. Hier handelt es sich zudem noch um <strong>Selbständig</strong>e, die zu einem vergleichsweise<br />

geringen Anteil eingebürgert sind als die <strong>Selbständig</strong>en in anderen Branchen.<br />

Welche Mechanismen bzw. Kräfte des Marktes stehen dahinter? Zunächst ist herauszustellen, dass die italienischstämmigen<br />

<strong>Selbständig</strong>en – ob Frauen oder Männer – die geringste Abhängigkeit von der Kaufkraft ihrer<br />

Landsleute haben, was wohl kaum verwundert, da die mediterrane Gastronomie schon immer ein „Magnet“<br />

<strong>für</strong> deutsche Kundschaft war. In gleicher Weise steht heute ein Döner oder ähnliches nicht nur bei Türken,<br />

sondern auch bei einem Großteil der Deutschen regelmäßig auf dem Speiseplan. Ähnliche Zusammenhänge<br />

lassen sich auch mit Blick auf den Einzelhandel projizieren, da mediterrane Produkte längst von einer breiten<br />

Bevölkerungsschicht nachgesucht werden. Die Osteuropäer/innen haben hingegen in punkto Küche und anderen<br />

kulinarischen Produkten keine in Deutschland anerkannten kulturellen Kompetenzen vorzuweisen. Aber<br />

dennoch dürfte der hohe Anteil co-ethnischer Kundschaft unter den russischstämmigen Unternehmer/innen<br />

vielleicht überraschen. Im Berufsfeld der <strong>Selbständig</strong>en aus Russland und <strong>für</strong> ihre russischen Kunden spielen<br />

(ähnlich wie bei den polnischstämmigen Unternehmer/innen) der Handel mit russischen Waren (z.B. Musik,<br />

Videos, aber auch Lebensmittel oder Import/Export aller Art) eine Rolle. 100 Vielfach mag auch einfach von<br />

Bedeutung sein, dass die Anbieter von Dienstleistungen die polnische bzw. russische Sprache beherrschen. 101<br />

Dies ist auch <strong>für</strong> türkischstämmige Dienstleister/innen ein Wettbewerbsvorteil, wobei hier viel eher die wissensintensiven<br />

Dienstleistungen in Anspruch genommen werden. Türkischstämmige Unternehmerinnen sind<br />

– auch ausbildungsbedingt – zwar vergleichsweise selten im Bereich der rechtlichen, steuerlichen oder wirtschaftlichen<br />

Beratung oder auch als Medizinerinnen tätig, doch soweit dies der Fall ist, haben sie hier aufgrund<br />

von kulturellen und sprachlichen Kompetenzen ein attraktives Kundenpotenzial. 102<br />

Sozialräumliche Konzentration ethnischer Angebote<br />

Die Frage bei allem ist jedoch auch, in welchem sozialräumlichen Kontext die <strong>Selbständig</strong>en ihre Waren und<br />

Dienstleistungen anbieten und wie wahrscheinlich dort eine Konzentration nicht nur von Kunden sondern auch<br />

von <strong>Selbständig</strong>en aus der gleichen Ethnie ist. Da sich ethnische Ökonomien, oder auch Migrantenökonomien,<br />

nicht nur aus den Unternehmer/innen sondern auch aus deren Beschäftigten zusammensetzen, interessiert<br />

hier die gesamte Kontextsituation. Allerdings ist das Maß ethnischer Segregation mit einer Befragung schwierig<br />

zu erfassen, da es sich allenfalls um die Selbsteinschätzung der Probanden handelt und die subjektive<br />

Wahrnehmung der räumlichen „Ballung“ von Landsleuten von Person zu Person und von Ethnie zu Ethnie differiert.<br />

Behelfsweise bzw. mangels alternativer Erhebungsmethoden wurden die Unternehmer/innen auf Basis<br />

einer 5-er Skala gefragt, in welchem Maß sie folgender Aussage zustimmen: „Hier in der Gegend, in der ich<br />

arbeite, arbeiten auch viele andere Türkinnen (bzw. Italienerinnen ... usw.). In Abb. 9.3.2 ist der Anteil derer<br />

abgebildet, die dieser Aussage zustimmen oder sogar voll und ganz zustimmen.<br />

Demnach sind es vor allem die selbständigen türkisch- und russischstämmigen Frauen, die (nach eigener<br />

Einschätzung) in Quartieren mit einer hohen Zahl an Landsleuten arbeiten. In beiden Gruppen vertritt jeweils<br />

rund die Hälfte diese Einschätzung, während dies bei den Frauen aus Italien oder Polen nur bei knapp bzw. genau<br />

einem Drittel der Fall ist (Abb. 9.3.2).<br />

100 Vgl. auch Kapphan 1997.<br />

101 Reimann (2006) verweist bspw. auf die russischsprachigen Hausdienstleistungen.<br />

102 Zur Rolle von hochqualifizierten selbständigen Migranten und ihrer Funktion als „Intermediäre“ vgl. Leicht et al. 2005.

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