Selbständig integriert? - Institut für Mittelstandsforschung ...
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Abb. 10.2.12 Gründungsmotiv “Benachteiligung und unzufriedenheit am früheren Arbeitsplatz“<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
14<br />
turkisch<br />
25<br />
11<br />
italienisch<br />
18<br />
13<br />
polnisch<br />
Anteil der Antworten "trifft zu" oder "trifft voll und ganz zu"<br />
22<br />
11<br />
russisch<br />
23<br />
12<br />
deutsch<br />
19<br />
20<br />
turkisch<br />
30<br />
23<br />
italienisch<br />
27<br />
16<br />
polnisch<br />
Frauen Männer<br />
Benachteiligung im früheren Betrieb<br />
Unzufriedenheit mit der Situation am früheren Arbeitsplatz<br />
Quelle: Primärerhebung „<strong>Selbständig</strong>e Migrantinnen Nordrhein-Westfalen“; ifm Universität Mannheim<br />
Dies ist ein unwesentlich geringerer Proporz als bei den Männern der jeweiligen Gruppe. Am stärksten von<br />
Unzufriedenheit berührt und hierdurch zur Gründung angetrieben fühlten sich die türkischen Männer (30%).<br />
Motiv: Drohende und durchlaufene Arbeitslosigkeit<br />
International gesehen wächst die Zahl der Gründungen aus der Arbeitslosigkeit. 155 Dieser Befund galt zunächst<br />
auch <strong>für</strong> Deutschland, wo bis zur Mitte dieses Jahrzehnts oder spätestens bis zum Ende der „Ich-AG“ noch fast<br />
jeder zweite neue <strong>Selbständig</strong>e zuvor arbeitslos gemeldet – oder zumindest aus dieser Position heraus gefördert<br />
war. Allgemein wird davon ausgegangen, dass die hierdurch ausgelösten Mitnahmeeffekte das Verhältnis<br />
zwischen Pull- und Push-Gründungen zugunsten letzterer verzerrten. Doch schließlich ging durch die von der<br />
BA veränderten Förderbedingungen auch die Zahl der durch Arbeitslosigkeit „erzwungenen“ Gründungen etwas<br />
zurück. Allerdings gelten eine bereits erfahrene oder auch eine drohende Arbeitslosigkeit immer noch als<br />
wichtigstes Push-Motiv (siehe vorherige Ausführungen).<br />
Wie plausibel eine tatsächlich durchlaufene Arbeitslosigkeit als Motiv <strong>für</strong> die Gründungsentscheidung ist, ließ<br />
sich bereits anhand der Analysen abschätzen, die hier mit Blick auf die vorherige Erwerbssituation der Gründer/<br />
innen durchgeführt wurden (Kapitel 10.1). Gleichzeitig wurde in diesem Zusammenhang aber aufgezeigt, dass<br />
die allermeisten Gründungen aus der Position einer abhängigen Beschäftigung erfolgen. Diese Tatsache sollte<br />
nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich auch hierunter viele push-motivierte bzw. zwingend herbeigeführte<br />
Gründungen befinden können, da eine Arbeitnehmerposition nicht immer gänzlich freiwillig aufgegeben wird.<br />
Daher wurde untersucht, wie viele Gründungen durch drohende Arbeitslosigkeit das heißt dadurch ausgelöst<br />
wurden, dass die Befragten damals ansonsten arbeitslos geworden wären. Da Migranten selbst bei gleicher<br />
Qualifikation stärker von Arbeitslosigkeit bedroht sind als die Deutschen, 156 war zu erwarten, dass sie den<br />
Schritt in die <strong>Selbständig</strong>keit entsprechend häufiger aufgrund eines bevorstehenden Arbeitsplatzverlustes unternahmen.<br />
Den Befragungsergebnissen zufolge ist dies unter den Frauen allerdings nur bei den Türkinnen und<br />
Russinnen der Fall, die zu jeweils rund einem Viertel (25% bzw. 22%) das Motiv „drohende Arbeitslosigkeit“<br />
nannten (Abb. 10.2.13). Beide Gruppen zählen auch zu denjenigen, die in Nordrhein-Westfalen eine besonders<br />
hohe Arbeitslosenquote aufweisen (vgl. Kapitel 4.2). Unter den deutschen Frauen waren vor der Gründung<br />
etwas weniger als ein Fünftel (18%) von Arbeitslosigkeit bedroht, 157 was dem Wert <strong>für</strong> die polnischstämmigen<br />
Frauen entspricht, während die Italienerinnen hierin nur zu 10% ein relevantes Motiv erkannten.<br />
155 Sternberg/ Lücken 2005; Acs et. al 2005.<br />
156 Kiel/ Werner 1998.<br />
157 Soweit das Gründungsmotiv Rückschlüsse auf die Situation vor der Gründung zulässt.<br />
28<br />
11<br />
russisch<br />
17<br />
8<br />
deutsch<br />
18<br />
131