Selbständig integriert? - Institut für Mittelstandsforschung ...
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132<br />
Abb. 10.2.13 Gründungsmotiv “Drohende und durchlaufene Arbeitslosigkeit“<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
25<br />
türkisch<br />
23<br />
10<br />
italienisch<br />
13<br />
18<br />
polnisch<br />
Anteil der Antworten "trifft zu" oder "trifft voll und ganz zu"<br />
26<br />
22<br />
russisch<br />
27<br />
18<br />
deutsch<br />
22<br />
32<br />
türkisch<br />
31<br />
18<br />
italienisch<br />
11<br />
24<br />
polnisch<br />
Frauen Männer<br />
25<br />
russisch<br />
drohende Arbeitslosigkeit keine feste Anstellung gefunden<br />
Quelle: Primärerhebung „<strong>Selbständig</strong>e Migrantinnen Nordrhein-Westfalen“; ifm Universität Mannheim<br />
23<br />
16 14<br />
Auch ein Blick auf die neu gegründeten Unternehmen (siehe Abb.10.2.14 im Anhang) zeigt Überraschendes.<br />
Denn während eine Bedrohung durch Arbeitslosigkeit bei 40% der deutschen (Neu-)Gründerinnen eine Rolle<br />
spielte – einem Anteil der doppelt so hoch ist wie unter den deutschen Unternehmerinnen insgesamt – zeigen<br />
sich bei den Migrantinnen diesbezüglich keine Unterschiede zwischen „neuen“ Gründerinnen und den<br />
Gründerinnen insgesamt.<br />
Auf der Seite der Männer waren, folgt man den Motiven, vor allem die Türken von drohender Arbeitslosigkeit<br />
betroffen. Rund ein Drittel (32%) von ihnen nannte dies als Antrieb <strong>für</strong> ihre Gründung. Danach folgen die Polen<br />
mit einem Anteil von einem Viertel (24%), während die deutschen Männer dieses Motiv seltener nannten<br />
(14%).<br />
Ein teils noch höherer Anteil an <strong>Selbständig</strong>en gibt als Gründungsmotiv an, dass sie damals keine feste<br />
Anstellung gefunden haben. Unter den türkisch-, polnisch- und russischstämmigen Frauen trifft dies auf rund<br />
ein Viertel zu (zwischen 23% und 27%). Auch unter den deutschen Gründerinnen sind es 22% die aufgrund<br />
einer prekären Beschäftigungssituation gezwungenermaßen den Weg in die <strong>Selbständig</strong>keit einschlugen.<br />
Verwundern mag, dass die Motivlage der Italienerinnen in diesem Punkt stark abweicht, obwohl sie teils häufiger<br />
als andere Ethnien arbeitslos sind. Dies mag daran liegen, dass ein hoher Anteil der Gründungen von<br />
italienischen Frauen als „Paargründungen“ (v.a. mit einem Ehepartner) erfolgten und die Frauen daher nicht<br />
zwingend aus der Erwerbslosigkeit gestartet sind.<br />
Im Geschlechtervergleich zeigt sich, dass die türkischstämmigen Männer den höchsten Anteil an solchermaßen<br />
„gepushten“ Gründungen haben. Hier nannte rund ein Drittel dieses Motiv. Ansonsten liegen (mit Ausnahme<br />
der Deutschen) die Werte von Frauen und Männern in etwa gleichauf.<br />
Insgesamt betrachtet ist die Tatsache, dass in fast allen Gruppen ein Viertel der Gründer/innen zuvor „keine<br />
feste Anstellung“ hatte, nicht nur ein bemerkenswert hoher Anteil sondern auch ein Hinweis, dass der Push-<br />
Faktor „Arbeitslosigkeit“ eine Erweiterung um andere Begriffe bzw. um Varianten der Nicht-Erwerbstätigkeit<br />
sowie um Formen prekärer Beschäftigung verlangt. Auf dieses Problem wurde bereits in Kapitel 10.1 hingewiesen.<br />
In vielen Fällen ist die „Nichterwerbstätigkeit“ die zur Bemessung von Push-Faktoren aussagekräftigere<br />
Ausgangsposition, zumal sich viele Befragte offenbar schwer tun, ihre Situation mit dem belasteten Begriff<br />
der „Arbeitslosigkeit“ zu beschreiben. 158 Die Formulierung „keine feste Anstellung“ (Fragetext) berücksichtigt<br />
158 In der Gründungsforschung wird auch vermutet, dass negative Faktoren bzw. Auslöser der Gründungsentscheidung häufig von den<br />
Befragten verschwiegen werden (Brüderl et. al 1996).<br />
deutsch<br />
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