Selbständig integriert? - Institut für Mittelstandsforschung ...
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Abb. 9.3.2: Konzentration erwerbstätiger gleicher ethnischer Herkunft am Arbeitsort der <strong>Selbständig</strong>en<br />
(einschätzung der Befragten)<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
türkisch<br />
"Hier in der Gegend in der ich arbeite, arbeiten auch viele meiner Landsleute"<br />
- Zustimmung in Prozent -<br />
48<br />
18<br />
30<br />
italienisch<br />
29<br />
3 9<br />
26 24<br />
polnisch<br />
33<br />
russisch<br />
49<br />
9<br />
39<br />
41<br />
45<br />
48<br />
11<br />
8 13<br />
9<br />
40<br />
türkisch<br />
30 33 32<br />
italienisch<br />
trifft voll und ganz zu trifft zu<br />
polnisch<br />
Frauen Männer<br />
russisch<br />
Quelle: Primärerhebung „<strong>Selbständig</strong>e Migrantinnen Nordrhein-Westfalen“; ifm Universität Mannheim<br />
Im Vergleich mit den Männern ist (dieser Selbsteinstufung zufolge) bei den türkischstämmigen<br />
Unternehmerinnen von einer etwas stärkeren binnenethnischen Konzentration auszugehen. Hingegen weisen<br />
die Frauen aus Russland diesbezüglich das gleiche Niveau auf wie die Männer, während die Italienerinnen und<br />
Polinnen in Quartieren arbeiten, in denen sich offenbar weniger Erwerbstätige gleicher Herkunft konzentrieren<br />
als in den Quartieren ihrer männlichen „Kollegen“.<br />
Es ist unschwer zu erkennen, dass dieses Muster an subjektiv empfundener „ethnischer Segregation“ zumindest<br />
in Bezug auf die Frauen und auf die Rangfolge dem zuvor betrachteten Maß co-ethnischer Kundschaft<br />
entspricht. Während der Befund zum Arbeitskontext der türkischstämmigen Frauen mit Blick auf die beschriebene<br />
Debatte wohl kaum überrascht, mag die räumliche Konzentration russischstämmiger Unternehmerinnen<br />
erstaunen. Auch deswegen, weil die Aktivitäten dieser Gruppe ansonsten weniger ins Auge fallen (zumal es<br />
sich zu einem beachtlichen Teil nicht nur um russischsprachiges Gewerbe sondern auch um Aussiedler/innen<br />
aus den Gebieten der russischen Förderation handelt). Ganz offensichtlich jedoch wird in der Debatte unterschätzt,<br />
dass neben den Türken auch andere Unternehmer/innen auf die räumliche Nähe zur eigenen Ethnie<br />
setzen. Zumindest bei den Männern scheint dies bei den anderen Gruppen sogar häufiger der Fall zu sein. Hier<br />
muss aber berücksichtigt werden, dass sich zwischenzeitlich in fast jeder kleineren Gemeinde mindestens ein<br />
türkischer Döner-Imbiss findet, was letztlich dazu führt, dass sich der Proporz an türkischen Unternehmen<br />
in ethnisch segregierten Stadtteilen entsprechend reduziert. 103 Demgegenüber üben die <strong>Selbständig</strong>en aus<br />
Polen und Russland meist solche Dienstleistungen aus, die viel eher in den urbanen Zentren nachgefragt werden.<br />
Entsprechend höher sind hier die Anteile an <strong>Selbständig</strong>en in Quartieren, in denen andere aus Osteuropa<br />
stammende Migrant(inn)en wohnen und arbeiten.<br />
Bedeutung binnenethnischer Geschäftsbeziehungen<br />
Co-ethnische Kundschaft und räumliche Konzentration bilden nur einen Teil der Charakteristika von<br />
„Migrantenökonomien“. Von ähnlicher Bedeutung können binnenethnischen Beziehungen zu Lieferanten<br />
oder anderen Geschäfts- und Kooperationspartner/innen sein. Bevor wir uns im Folgenden hiermit befassen<br />
ist daran zu erinnern und zu betonen, dass die innerethnischen Beziehungen von Migrant(inn)en einer<br />
sozialen Integration natürlich nicht unbedingt entgegenstehen, vor allem dann nicht, wenn keine Gefahr besteht,<br />
dass sie in die Mobilitäts-Sackgasse führen (siehe oben). Zumindest in einer ökonomischen Sicht können<br />
gute Netzwerkkontakte, d.h., der Rückgriff auf ethnische Ressourcen u.U. von großem Nutzen <strong>für</strong> den<br />
103 Vgl. auch Fallenbacher 2001 zur Wohn- und Arbeitssituation türkischer Döner-Unternehmer.<br />
37<br />
111