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Selbständig integriert? - Institut für Mittelstandsforschung ...

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Problematisch wird die Aussagekraft amtlicher Daten bei einer Differenzierung nach Geschlecht, aufgrund der<br />

geringen Fallzahlen (zufallsbedingter Stichprobenfehler). Interpretiert man die Nordrhein-Westfalen-Daten<br />

des Scientific Use Files (Mikrozensus) in vorsichtiger Weise, dann zeigt sich mit Blick auf die Entwicklung selbständiger<br />

Frauen mit türkischem Pass gegenüber den 90er Jahren eigentlich keine Steigerung sondern eher<br />

eine Stagnation. 38 Den Mikrodaten zufolge stagniert ferner auch die Zahl der selbständigen Italienerinnen.<br />

Mithin liegt nahe, dass das zuvor dargestellte <strong>Selbständig</strong>enwachstum unter den ausländischen Frauen<br />

vor allem ein Effekt ist, der sich zum einen aus neuen Zuwanderergruppen, insbesondere durch die aus<br />

Osteuropa ergibt. Plausibilität gewinnt diese Einschätzung beim Blick auf die aktuelle Zusammensetzung von<br />

Migrantenselbständigkeit, die im nachfolgenden Abschnitt beschrieben wird.<br />

5.3 Gesamtbedeutung von selbständigen Frauen und männern mit Zuwanderungsgeschichte<br />

(migrationshintergrund)<br />

Zwei wichtige Phänomene müssen im Folgenden noch stärker berücksichtigt werden: Erstens besitzt eine<br />

beachtliche Zahl der Migranten insgesamt und auch unter den <strong>Selbständig</strong>en zwischenzeitlich einen deutschen<br />

Pass und bleibt daher beim Fokus auf die Ausländer/innen noch unsichtbar. Zweitens verbirgt sich<br />

hinter dem Gesamtaggregat an Migrantinnen und Migranten eine erhebliche Heterogenität, weshalb interessiert,<br />

welche Stärke die hier im Blickfeld stehenden unternehmerischen Aktivitäten von Frauen und Männern<br />

türkischer, italienischer, polnischer und russischer Herkunft haben. (Auf das datentechnische Problem der<br />

Differenzierung nach nationalen Herkunftsgruppen, wurde bereits hingewiesen.)<br />

5.3.1 unternehmerisches engagement von eingebürgerten<br />

In der Migrationsforschung wie auch in großen Teilen von Politik und Praxis ist man sich einig, dass der Begriff<br />

„Ausländer“ von der sozialen Wirklichkeit überholt wurde, da die gesellschaftliche Platzierung längst nicht<br />

mehr allein durch die Frage der Staatsangehörigkeit, sondern u.U. genauso durch die Zugehörigkeit zu einer<br />

ethnischen Gruppe mit bestimmt wird. Im Folgenden wird zwar an vielen Stellen zwischen Ausländern und<br />

„Deutschen mit Migrationshintergrund“ bzw. mit „Zuwanderungsgeschichte“ unterschieden, aber beide<br />

Gruppen werden teils auch unter dem allgemeinsprachlichen Begriff „Migranten“ zusammengefasst. Zu den<br />

Deutschen mit Zuwanderungsgeschichte zählen vor allem die Eingebürgerten (ehemaligen Ausländer) und die<br />

(Spät-)Aussiedler (näher erläutert in Kapitel 3.4). Soweit in Bezug auf die Deutschen mit Migrationshintergrund<br />

aus Gründen der sprachlichen Vereinfachung auch teilweise von „Eingebürgerten“ die Rede ist, dann ist zumindest<br />

in diesem Kapitel die Gesamtheit aus eingebürgerten ehemaligen Ausländern zusätzlich der Aussiedler<br />

gemeint, auch wenn deren Einbürgerung auf anderer Entscheidungs- und Rechtsgrundlage erfolgte. Eine<br />

Differenzierung der Eingebürgerten nach den ehemaligen Ausländern erfolgt eher zusätzlich. Ein Überblick auf<br />

zunächst hoher Aggregatebene zeigt <strong>für</strong> 2008 folgendes Bild:<br />

Von den insgesamt knapp über 800.000 <strong>Selbständig</strong>en in Nordrhein-Westfalen haben 139 Tausend und<br />

mithin 17% einen Migrationshintergrund (Tabelle 5.3.1a). Und unter den 240 Tausend selbständigen<br />

Frauen besitzen 40 Tausend einen Migrationshintergrund, was ebenfalls einem Anteil von 17% entspricht.<br />

Ein Geschlechterunterschied besteht folglich nicht, aber dies ist ein geringerer Proporz als unter den<br />

Erwerbspersonen und den Erwerbstätigen.<br />

Ein Blick auf Tabelle 5.3.1a zeigt, dass sich die Zahlen des Jahres 2007 und 2008 kaum unterscheiden. Da<br />

<strong>für</strong> 2008 derzeit noch nicht alle Daten vorliegen, beziehen sich nachfolgende Analysen auf 2007. Hier wird in<br />

weiterer Differenzierung ersichtlich, dass 17.000 der 40.000 selbständigen Migrantinnen (42%) einen deutschen<br />

Pass haben. Bemerkenswert ist jedoch ein anderes Charakteristikum (Tab. 5.3.1b): Unter den selbständigen<br />

Migrantinnen (alle Frauen mit Migrationshintergrund) ist der Anteil von Deutschen geringer als bei den<br />

weiblichen Erwerbstätigen insgesamt (54%). D.h., unter den unternehmerisch aktiven Migrantinnen stellen<br />

die Ausländerinnen die Mehrheit, aber unter den abhängig beschäftigten Frauen sind es die Eingebürgerten<br />

inklusiv der Aussiedlerinnen. Das ist bei den Männern ähnlich der Fall.<br />

38 Diese Einschätzung harmoniert auch mit den im 3. Zuwanderungsbericht des Landes dargestellten Werten, denen zufolge die <strong>Selbständig</strong>enquote<br />

von Türkinnen zwischen 1996 und 2002 von 4,5% auf 4,3% zurückgegangen ist, während die der türkischen Männer<br />

leicht zugenommen hat (Tab. 5).

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