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Selbständig integriert? - Institut für Mittelstandsforschung ...

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14.5 ursachen der Beratungsabstinenz<br />

Die bei einem beachtlichen Teil der Gründer/innen sichtbar gewordene Distanz gegenüber einschlägiger<br />

Beratung lässt natürlich die Frage aufkommen, welche Ursachen diesem Phänomen zugrunde liegen. Es gibt<br />

bisher kaum Untersuchungen, mit welchen – wie mit der vorliegenden – die Chance bestand, auch diejenigen<br />

nach den Umständen ihres Verhaltens zu befragen, die im Gründungsprozess keine Beratungsstelle aufgesucht<br />

hatten. Aber gerade auf die Haltungen und Einschätzungen in dieser Gruppe kommt es an, wenn die<br />

Partizipation an Beratung mit entsprechenden Maßnahmen erhöhen möchte.<br />

Bereits in einer vorhergehenden Studie wurde gezeigt, dass Gründer/innen oftmals deshalb keine Beratung<br />

in Anspruch nehmen, weil sie der Überzeugung sind, selbst über das notwendige Wissen zu verfügen. 230 D.h.,<br />

die Beratungsabstinenz beruht auf einer großen Portion Selbstgewissheit oder gegebenenfalls auch auf einer<br />

Selbstüberschätzung. Viele fühlen sich offenbar kompetent genug um auf Beratungsleistungen verzichten zu<br />

können. Hierbei spielt nicht selten die Qualifikation der Gründer/innen eine entscheidende Rolle, denn es sind<br />

oft die Geringqualifizierten, die seltener auf eine Beratung oder Weiterbildung zurückgreifen, da die Einsicht in<br />

den Nutzen von Wissen bzw. Beratung bereits ein ausreichendes Maß an Bildung voraussetzt (vgl. Kap. 14.2).<br />

Zum anderen muss aber auch ein gewisses Misstrauen gegenüber öffentlichen <strong>Institut</strong>ionen und das Fehlen<br />

migrantenspezifischer Angebote als Ursache in Betracht gezogen werden. Teils wird gemutmaßt, öffentliche<br />

Beratungseinrichtungen könnten in den Augen von Migrant(inn)en den Status und das Image einer Behörde<br />

besitzen, weshalb sie diesen eher mit Misstrauen begegnen. Hinzu kommen Unsicherheiten, die sich<br />

möglicherweise aus kulturellen Differenzen und fehlenden Sprachkenntnissen erklären, weshalb viele<br />

Migrant(inn)en u.U. nur dann eine Beratungsstelle aufsuchen, wenn sie das Gefühl haben dort auch verstanden<br />

zu werden. 231 Möglicherweise wird die Distanz zur Wahrnehmung der Angebote auch durch einen Mangel an<br />

Informationen über das Vorhandensein und die Auffindbarkeit von Beratungsstellen hervorgerufen. 232 Nicht selten<br />

wird zudem ein Mangel an Zeit als Argument ins Feld geführt, da es sich bei den Gründungen von Zuwanderer/<br />

innen oftmals um Betriebe mit sehr arbeits- und daher zeitintensiven Tätigkeiten (Handel, Gastgewerbe)<br />

handelt. Und je nach angestrebter Beratungsform und -institution kommen auch Kostengesichtspunkte in<br />

Betracht, welche die Informationsbeschaffung verhindern.<br />

Vor diesem Hintergrund wurden mit der Primärerhebung Antworten in Bezug auf vier mögliche Ursachen erhoben:<br />

die Selbstgewissheit, bereits über alles informiert zu sein,<br />

die Informationsdefizite über die Existenz und den Ort von Beratungseinrichtungen,<br />

das Misstrauen und die Unzulänglichkeiten in der Gründungsberatung, insbesondere<br />

in Bezug auf migrantenspezifische Probleme,<br />

die Ressourcenknappheit hinsichtlich monetärer und zeitlicher Kosten.<br />

Nachfolgend werden die Gründe <strong>für</strong> die mangelnde Inanspruchnahme von Beratung mit Blick auf die genannten<br />

potenziellen Einflussfaktoren näher beleuchtet 233 und einzelne Faktoren auf ihre diesbezügliche Relevanz<br />

geprüft:<br />

Selbstgewissheit: Autodidakten und „Alleskönner“?<br />

Die vorgefundene Beratungsabstinenz oder gar -resistenz rührt offenbar vor allem aus der Selbstgewissheit<br />

vieler Gründer/innen bzw. aus der Überzeugung bereits über ausreichende Kenntnisse zu verfügen bzw. zum<br />

Gründungszeitpunkt verfügt zu haben. Von allen hier untersuchten Einflussfaktoren stellt dieser den wichtigsten<br />

dar.<br />

231 Z.B. Hayen et al. 2006; ZWH 2006; Mainzer Appell 2006.<br />

232 Schmid et al. 2006.<br />

233 Der Fragetext hierzu lautete: „Was waren die Gründe da<strong>für</strong>, dass Sie kein öffentliches Beratungsangebot in Anspruch genommen<br />

haben? Ich nenne Ihnen nun einige Gründe und Sie sagen mir bitte, ob diese zugetroffen haben oder nicht. Ich habe keine Beratung in<br />

Anspruch genommen weil...“<br />

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