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Selbständig integriert? - Institut für Mittelstandsforschung ...

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Der schwierige Weg zum eigenen Unternehmen<br />

Der Weg in die <strong>Selbständig</strong>keit erfordert nicht nur entsprechende Neigungen und Gelegenheiten, sondern auch<br />

ein hohes Maß an Wissen, Fähigkeiten und anderen Ressourcen (Zeit, Beziehungen usw.). Zudem müssen auch<br />

gewisse Restriktionen überwunden werden. Verschiedene Studien haben gezeigt, dass der Wunsch und der<br />

Wille zur Gründung eines eigenen Unternehmens noch lange nicht bedeutet, dass die einmal gefasste Absicht<br />

auch in die Tat umgesetzt wird bzw. umgesetzt werden kann. Zahlreiche Gründungsvorhaben scheitern nicht<br />

etwa erst aufgrund ihrer Erfolglosigkeit am Markt, sondern bereits in der Zeit davor, d.h., in der Phase der<br />

Gründungsvorbereitung. Dies führt dazu, dass ein relativ hoher Anteil geplanter Gründungen erst gar nicht realisiert<br />

werden kann. Zahlreiche Hemmnisse und Hindernisse sind hier<strong>für</strong> verantwortlich. Und wo einheimische<br />

Gründer/innen schon vor erhebliche Probleme gestellt werden, liegt die Vermutung nahe, dass dies umso mehr<br />

auf jene Personen zutrifft, die nach Deutschland zugewandert sind oder deren Eltern hierher gekommen sind.<br />

Erste Erkenntnisse diesbezüglich liegen vor, 187 wobei allerdings (schon aufgrund der Zahl) zumeist die männliche<br />

Population im Focus stand oder aber keine hinreichende Geschlechterdifferenzierung vorgenommen wurde.<br />

D.h., bislang gibt es – abgesehen von den beiden im Raum Hannover sowie in Berlin/Ruhrgebiet durchgeführten<br />

Befragungen 188 – noch wenige bzw. keine empirisch ausreichend gesicherte Studien über die Schwierigkeiten<br />

von Migrantinnen ein Unternehmen zu gründen. Eine Untersuchung der Deutschen Ausgleichsbank (DtA) 189<br />

kommt – ohne Befunde <strong>für</strong> Frauen – zu dem Ergebnis, dass Migranten beim Schritt in die <strong>Selbständig</strong>keit<br />

mehr Probleme haben als Einheimische: In einer Panelbefragung wurde festgestellt, dass nur 11% der<br />

nicht-deutschen Gründungsplaner ein Jahr später ihre Idee in die Tat umgesetzt haben, während dies unter<br />

Einheimischen immerhin 31% waren. Gleichzeitig haben von den Migranten etwa 29% ihr Gründungsvorhaben<br />

komplett abgebrochen („Deutsche“ 16%), während weitere 42% ihr Vorhaben verschoben haben („Deutsche“<br />

31%). Die restlichen 21% der gründungswilligen mit Migranten befanden sich zum Befragungszeitpunkt noch<br />

in der Vorbereitungsphase bzw. im Gründungsprozess („Deutsche“ 18%).<br />

Es war im Rahmen der Untersuchung natürlich nicht möglich, die schon vor der Gründung gescheiterten Frauen<br />

und Männer zu befragen, was (soweit die im „Dunkel“ Gebliebenen überhaupt identifizierbar sind) sicher eine<br />

interessante Aufgabe wäre. In Kapitel 12 wird jedoch die nicht minder interessante Frage verfolgt, welche<br />

Hemmnisse die derzeit noch selbständigen Migrantinnen und Migranten im Verlauf des Gründungsprozesses<br />

erfahren haben.<br />

Ungeklärt ist bislang, inwieweit neben den durch mangelndes Wissen oder durch institutionelle Hürden verursachten<br />

Problemen nicht auch das „engere Umfeld“ ein Hindernis auf dem Weg zum eigenen Unternehmen<br />

darstellen kann: Gemeint ist die Familie und die Frage nach der Vereinbarkeit mit den Erfordernissen beruflicher<br />

<strong>Selbständig</strong>keit, da ein unternehmerisches Engagement auch entsprechende Ressourcen und Freiheiten, insbesondere<br />

Zeit, verlangt. Andererseits wird aber auch vermutet, dass gerade die „Arbeit auf eigene Rechnung“<br />

die benötigte zeitliche und örtliche Flexibilität verschafft, um die work-life-Balance zu wahren (was sich dann<br />

allerdings auch auf die „Qualität“ von <strong>Selbständig</strong>keit auswirken kann). 190 Vor diesem Hintergrund fragen wir in<br />

Kapitel 13, zunächst nach den Haushaltsstrukturen der Gründer/innen und Unternehmer/innen und sodann danach,<br />

ob und inwiefern das Vorhandensein von Kindern bzw. Familienverantwortung mit dem Gründungsprozess<br />

bzw. mit der Ausübung einer selbständigen Erwerbsarbeit in Einklang gebracht werden kann.<br />

Die Gründung und Führung eines Unternehmens erfordert darüber hinaus vielfältiges Know-how und einen<br />

guten Plan. Beides ist häufig nur über externe Unterstützung zu erhalten. So liegen denn auch die politischen<br />

Interventionsmöglichkeiten wesentlich im Feld der Information und Beratung von Personen, die sich im<br />

Prozess der Gründung befinden. Wobei die öffentlichen <strong>Institut</strong>ionen nicht die einzigen Quellen einer Beratung<br />

sind. Bisher besteht noch Uneinigkeit in der Frage, ob Unterstützungsleistungen herkunftsspezifisch unterschiedlichen<br />

Zuspruch finden. In Kapitel 14 wird daher untersucht, ob und in welchem Umfang und letztlich<br />

auch „aus welcher Richtung“ Beratungsleistungen in Anspruch genommen werden und welche Formen der<br />

Unterstützung von Migrantinnen (auch im Unterschied zu Männern) bevorzugt werden.<br />

186 Gründung in den letzten 5 Jahren.<br />

187 Leicht et al. 2005.<br />

188 Hayen/ Unterberg 2008; Jasper et al. 2008. Vgl. Hinweis in Kapitel 1.2.<br />

189 DtA (KfW) 2003.<br />

190 McManus 2001; Lohmann 2004; Leicht/ Lauxen-Ulbrich 2005; Tonoyan et al. 2007b. Vgl. zum Stand der Forschung Kapitel 2.1.

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