Selbständig integriert? - Institut für Mittelstandsforschung ...

Gründer/innen mit Berufsabschluss oder abgeschlossenem Studium haben in der Regel 2,5 mal häufiger auf
Basis eines Businessplans gegründet, als ihre Pendants ohne Berufabschluss. Zuletzt zeigen unsere Analysen
aber auch, dass die Erstellung eines Businessplans ein Phänomen darstellt, welches in jüngerer Zeit durch
die Anforderungen der Kreditgeber und anderer Förderinstitutionen immer stärker „obligatorisch“ wurde:
Gründungen, welche nach dem Jahr 2000 vollzogen wurden, beruhen in etwa 2,6 mal häufiger auf einem
Businessplan als die Gründungen die davor erfolgten.
Tab. 14.1.2: Determinanten einer Gründung mit oder ohne Businessplan (Logistisches regressionsmodell)
Einflussfaktoren Exp(B) Standardfehler Sig.
Herkunft (Referenz. Männer ohne MH)
Frauen 0,006
türkisch 0,92 0,33 0,809
italienisch 0,96 0,35 0,907
polnisch 2,35 0,37 0,021
russisch 1,82 0,36 0,098
deutsch 1,50 0,31 0,193
Männer
türkisch 1,28 0,34 0,479
italienisch 0,95 0,36 0,877
polnisch 2,13 0,36 0,038
russisch 2,96 0,38 0,004
Berufsabschluss (Ref. kein Berufsabschluss)i 0,000
Berufliche Ausbildung vorhanden 2,31 0,21 0,000
Studium abgeschlossen 2,42 0,22 0,000
Schulabschluss in Deutschland 1,47 0,18 0,033
Gründung nach 2000 2,57 0,14 0,000
Selbständig ohne Beschäftigte 0,80 0,16 0,152
Bankkredit (Ref. Kein Bankkredit) 0,000
mit Kredit 2,00 0,17 0,000
Kredit abgelehnt 1,60 0,18 0,010
Konstante 0,10 0,36 0,000
Quelle: Primärerhebung „Selbständige Migrantinnen Nordrhein-Westfalen“; ifm Universität Mannheim
Zwar zeigen sich auch in der multivariaten Analyse herkunftsspezifische Unterschiede in der Bereitschaft einen
Businessplan zu erstellen, doch (abgesehen vom Effekt bei den Männern russischer Herkunft) sind die
Einflüsse unter Kontrolle der genannten Faktoren nicht mehr signifikant.
D.h., ob Migrantinnen und Migranten einen Businessplan erstellen oder nicht, hängt weniger von ihrem Geschlecht
oder ihrer Herkunft sondern vor allem vom Niveau der formalen Bildung und von ihrem Kreditbedarf
ab.
14.2 Grundsätzliche einstellung zur Wissensaneignung
Bevor wir zum Thema „Gründungsberatung“ kommen geht es um die Frage, welche Einstellungen Unternehmer/
innen bzw. Gründer/innen mit Migrationshintergrund gegenüber (öffentlichen) Beratungsangeboten, etwa
hinsichtlich des Glaubens an den Nutzen oder die Notwendigkeit solcher Maßnahmen, haben. Vor dem
Hintergrund früherer Befunde, welche zu dem Ergebnis kommen, dass viele Existenzgründer/innen mit
Migrationshintergrund keine Beratung in Anspruch nehmen, interessiert, ob dies durch mangelnde Einsicht
in die Notwendigkeit solcher Angebote hervorgerufen wird. Es ist anzunehmen, dass eine positive Einstellung
gegenüber dem Nutzen und der Notwendigkeit der Beratungsangebote eine wesentliche Voraussetzung dafür
schafft, dass Gründer/innen solche Angebote wahrnehmen.
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