Selbständig integriert? - Institut für Mittelstandsforschung ...
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daher, dass sich viele Erwerbslose nicht bei der Arbeitsagentur arbeitslos gemeldet haben, sich aber dennoch<br />
in einer Position der Nichterwerbstätigkeit oder auch in einer prekären Erwerbssituation befanden (z.B. geringfügige<br />
oder befristete Beschäftigung, Ein-Euro- oder Mini-Job, etc.). Ferner wird der Tatsache Rechnung<br />
getragen, dass sich ein großer Teil der Gründungen aus anderen Formen der Nichterwerbstätigkeit entwickelt,<br />
etwa dann, wenn eine Ausbildung abgeschlossen oder auch abgebrochen wurde.<br />
Gesamtsumme der durch Arbeitslosigkeit und prekäre Beschäftigung forcierten Gründungen<br />
Sowohl generelle Nichterwerbstätigkeit (darunter Arbeitslosigkeit) als auch prekäre Beschäftigung sind demnach<br />
gewichtige Triebfedern <strong>für</strong> „erzwungene“ <strong>Selbständig</strong>keit, wenngleich die in der Befragung erfassten<br />
Push-Gründungen noch unterhalb der aus den Mikrozensuswerten ermittelten Werte liegen (vgl. Abb. 10.1.2).<br />
Um den Einfluss von unterprivilegierten Arbeitsmarktpositionen insgesamt zu bewerten, haben wir die hiermit<br />
im Zusammenhang stehenden Gründungsmotive „drohende Arbeitslosigkeit“ und „keine feste Anstellung“<br />
zu einem Gesamtindikator „prekäre Arbeitsmarktposition“ zusammengefasst (wobei Personen, <strong>für</strong> die vor<br />
der Gründung beide Situationen zutreffend waren, nur einmal gezählt wurden). 159 Die Ergebnisse sind in Abb.<br />
10.2.15 dargestellt.<br />
In dieser Perspektive sind es an vorderster Stelle die Frauen aus Polen, gefolgt von denen aus der Türkei und<br />
Russland, die besonders häufig aus einer prekären Arbeitsmarktposition heraus gegründet haben. Unter den<br />
polnischstämmigen Frauen trifft dies auf jede dritte Gründerin zu (32%) und von den türkischstämmigen<br />
Frauen waren immerhin 29% in einer solchen Lage. Bei den Männern hingegen nehmen die Türken die vordere<br />
Position (36%) ein, gefolgt von denen aus Russland und Polen, die zu fast gleichem Anteil aus einer prekären<br />
Situation gründeten. Am wenigsten betroffen waren, wie zu erwarten, die italienischen Frauen und Männer.<br />
Abb. 10.2.15 Gesamtindikator <strong>für</strong> Gründungen aus einer prekären Arbeitsmarktposition<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
29<br />
türkisch<br />
30<br />
19<br />
italienisch<br />
26<br />
32<br />
polnisch<br />
Anteil der Antworten "trifft zu" oder "trifft voll und ganz zu"<br />
31<br />
28<br />
russisch<br />
24<br />
23<br />
deutsch<br />
40<br />
36<br />
türkisch<br />
50<br />
20<br />
italienisch<br />
28<br />
32<br />
polnisch<br />
Frauen Männer<br />
aus prekärer Arbeitsmarktposition (alle Gründungen)<br />
aus prekärer Arbeitsmarktposition (nur Neugründungen seit 2003)<br />
Quelle: Primärerhebung „<strong>Selbständig</strong>e Migrantinnen Nordrhein-Westfalen“; ifm Universität Mannheim<br />
Der Umfang an Gründer/innen, die wegen erfahrener oder drohender Arbeitslosigkeit gründen, schwankt natürlich<br />
von Jahr zu Jahr, da sich mit der Konjunktur auch der Arbeitsmarkt ständig verändert. Aus diesem Grund<br />
wurde in Abb. 10.2.14 zusätzlich nach solchen Frauen und Männern differenziert, die in den letzten 5 Jahren<br />
gegründet hatten. Hier dürfte sich auch der durch die BA-Förderungen (Gründungszuschuss bzw. „Ich-AG“<br />
159 Allein schon die Tatsache, dass <strong>für</strong> viele Personen beide Gründungsmotive zutreffend waren (20%), zeigt, dass Nicht-Beschäftigung<br />
oftmals eine Dynamik hat, in welcher die Betroffenen abwechselnd Phasen von Arbeitslosigkeit, befristeter Beschäftigung, prekärer<br />
Beschäftigung usw. durchlaufen, weshalb in der Erinnerung der befragten Gründerinnen teils nicht mehr genau nachzuvollziehen ist,<br />
in welcher Situation sie genau zum Gründungszeitpunkt waren, zumal dieser Zeitpunkt meist kein genaues Datum hat sondern einem<br />
Prozess entspricht. So ist als Indikator einzig wichtig, dass es sich um <strong>Selbständig</strong>e handelt, die zuvor in einer prekären Arbeitsmarktposition<br />
verweilten.<br />
47<br />
33<br />
russisch<br />
26<br />
24<br />
deutsch<br />
27<br />
133