Selbständig integriert? - Institut für Mittelstandsforschung ...
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158<br />
In unserer Untersuchung zeigt sich eine doch recht große Zahl, die diese Frage bejahen, insbesondere unter<br />
türkischen, italienischen und russischen Migrantinnen (etwa 20%), während dieser Anteil unter Polinnen und<br />
Deutschen gerade mal halb so hoch liegt.<br />
Hinzu kommt, dass gerade <strong>für</strong> Frauen mit Kind bzw. Kindern, das Wagnis <strong>Selbständig</strong>keit ein Spagat zwischen<br />
Beruf und Familie und letztlich eine Doppelbelastung bedeutet, da Frauen zumeist auch den größten Teil der<br />
Familienverantwortung und -arbeit übernehmen (müssen). Aufgrund der Tatsache, dass in dieser Befragung<br />
der Gründungszeitpunkt in vielen Fällen schon Jahre zurück liegt, lässt sich nicht mehr rekonstruieren, ob<br />
die Person bereits zum Gründungszeitpunkt mit Kind(ern) und Partner zusammenlebte oder nicht. Nimmt<br />
man näherungsweise solche Frauen, die gegenwärtig im Familienkontext leben, zeigen sich die vermuteten<br />
Zusammenhänge, allerdings auf einem statistisch schwach signifikanten Niveau (t=1,862; p=0,064): Frauen<br />
mit Partner sehen stärkere Gründungshemmnisse durch die Belastung <strong>für</strong> Familie und Partnerschaft als<br />
Frauen ohne Partner.<br />
Abb. 12.3.5: Gründung erschwert, „weil die körperliche oder psychische Belastung sehr hoch war“<br />
Anteil der Zustimmung („trifft zu“ oder „trifft voll und ganz zu“)<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
türkisch<br />
31<br />
italienisch<br />
30<br />
polnisch<br />
16<br />
Frauen<br />
russisch<br />
31<br />
deutsch<br />
12<br />
türkisch<br />
28<br />
italienisch<br />
23<br />
polnisch<br />
Männer<br />
Quelle: Primärerhebung „<strong>Selbständig</strong>e Migrantinnen Nordrhein-Westfalen“; ifm Universität Mannheim<br />
6<br />
In einer Rangliste der wichtigsten Hemmnisse (vgl. Anhang Tabelle 12.3.6) rangiert die Zustimmung zu diesem<br />
Problem bei italienischen und russischen Gründerinnen auf dem ersten Platz, bei den Türkinnen auf dem<br />
zweiten. Ein Signifikanztest auf Mittelwertunterschiede zwischen Migrantinnen und Deutschen bestätigt auch<br />
hier wieder den deskriptiven Befund, dass Migrantinnen von diesem Problem wesentlich stärker betroffen<br />
sind als Frauen deutscher Herkunft (t=5,41; p=0,000).<br />
12.4 Herkunftsbedingte Benachteiligung<br />
Abschließend wird der Frage nachgegangen, ob bzw. in welchem Maße Migrant(inn)en ihre Zugehörigkeit zu<br />
einer „ethnischen Minderheit“ als ein Erschwernis <strong>für</strong> den Schritt in die <strong>Selbständig</strong>keit ansehen. Wie sehen<br />
die Frauen und Männer ihre eigene Position diesbezüglich? Konkret wurden die Migrant(inn)en gefragt, ob<br />
der Gründungsprozess durch ihre ethnische Herkunft erschwert wurde. Es ist anzunehmen, dass hierdurch<br />
genauso auch subjektiv empfundene Benachteiligungen gegenüber der Mehrheitsgesellschaft zum Ausdruck<br />
kommen.<br />
Insgesamt betrachtet spielt dieser Faktor (zumindest <strong>für</strong> die <strong>Selbständig</strong>en) keine so große Rolle wie dies<br />
vielleicht in Anbetracht der Benachteiligung von Migrant(inn)en am Arbeitsmarkt erwartet werden könnte. Im<br />
Vergleich zwischen Frauen und Männern zeigen die Ergebnisse ein teilweise uneinheitliches Bild (Abb. 12.4). So<br />
fühlen sich türkische Männer durch ihre Herkunft am stärksten benachteiligt (26%). Und auch bei den türkischen<br />
Frauen liegt dieser Wert (17%) noch relativ hoch. Uneinheitlich bzw. spiegelverkehrt erweisen sich hingegen<br />
die Einschätzungen bei den jeweils männlichen und weiblichen Russ/innen und Italiener/innen: Während<br />
sich fast jede fünfte russischstämmige Frau durch ihre Herkunft „benachteiligt“ fühlt, sind dies unter Männern<br />
russisch<br />
23<br />
deutsch<br />
12