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Selbständig integriert? - Institut für Mittelstandsforschung ...

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8. Individuelle Ressourcen, Kulturation und soziale Platzierung<br />

Zu den wichtigsten persönlichen Ressourcen, die über die Platzierung von Migrantinnen und Migranten in der<br />

Mehrheitsgesellschaft entscheiden, zählen zuvorderst formale Bildung und verschiedene Formen von Wissen.<br />

Die Humanressourcen von Migrant(inn)en werden im Folgenden unter zweierlei – aber dennoch zusammengehörigen<br />

– Gesichtspunkten betrachtet: An vorderster Stelle geht es um den Integrationsmaßstab „Bildung“<br />

bzw. um die Frage, ob die unternehmerisch <strong>Selbständig</strong>en im Vergleich zu den abhängig Beschäftigten durch<br />

ihre schulisch-berufliche Bildung ein größeres oder geringes Potenzial zur gesellschaftlichen Teilhabe besitzen.<br />

Darüber hinaus lässt der Grad formaler Bildung gleichzeitig darauf schließen, welche Wissensressourcen und<br />

damit welche Chancen Personen haben, ein Unternehmen erfolgreich zu führen – ähnlich also, wie Bildung<br />

auch eine Lenkungsfunktion <strong>für</strong> die Integration am Arbeitsmarkt insgesamt besitzt. Allerdings sind <strong>für</strong> den<br />

unternehmerischen Erfolg nicht nur erworbene Zertifikate, sondern auch Formen nicht-formaler Bildung, insbesondere<br />

Erfahrungswissen bzw. Arbeits-, Branchen und <strong>Selbständig</strong>keitserfahrung relevant. Daher befassen<br />

wir uns im Folgenden sowohl mit dem allgemeinen als auch mit dem spezifischen Humankapital von selbständigen<br />

Migrantinnen und Migranten.<br />

8.1 Zentrale Basis der Integration: Bildung und Wissen<br />

Wissensbezogene Ressourcen, und darunter vor allem Bildung, determinieren die Positionen am Arbeitsmarkt<br />

und damit auch die soziale Platzierung und Integrationsmöglichkeit in der Gesellschaft des Ankunftslandes<br />

insgesamt. Ob der Schritt in die unternehmerische <strong>Selbständig</strong>keit mit einem Statusgewinn bzw. einer qualitativ<br />

hochwertigen und anerkannten Arbeit einhergeht oder aber mit einer unterprivilegierten Position verbunden<br />

ist, lässt sich unter anderem auch daran messen, auf welchen Wissensressourcen das unternehmerische<br />

Engagement beruht und abgesichert ist. Zu berücksichtigen ist allerdings auch, welche konkrete Tätigkeit mit<br />

welchem Abschluss ausgeübt wird bzw. ob es sich hierbei um eine ausbildungsadäquate oder aber -inadäquate<br />

Arbeit handelt.<br />

Ein wesentlicher Bestandteil dieser Wissensressourcen ist die formale Bildung und hierbei insbesondere die<br />

berufliche Qualifikation. Daher interessiert: Welche Abschlüsse weisen die selbständigen Migranten aus verschiedenen<br />

Herkunftsgruppen auf? Und welchen Status haben sie diesbezüglich im Vergleich mit „einheimischen“<br />

<strong>Selbständig</strong>en und auch im Vergleich mit den abhängig Beschäftigten in ihrer Gruppe? Aber bei allem<br />

stellt sich natürlich zudem die Frage, wie sich die Bildungsstruktur im Geschlechtervergleich darstellt.<br />

Um dies zu beurteilen müssen im Folgenden zwei verschiedene Datenquellen, zum einen der Mikrozensus und<br />

zum anderen die ifm-Befragung herangezogen werden, um die jeweiligen Schwächen beider Datenquellen gegenseitig<br />

kompensieren zu können. Die Mikrozensusergebnisse <strong>für</strong> Nordrhein-Westfalen weisen in der erforderlichen<br />

Differenzierung (d.h., nach Geschlecht, Herkunft, beruflicher Stellung und zudem Qualifikationsniveau)<br />

letztlich relativ wenig Beobachtungsfälle auf, weshalb nachfolgend die Erwerbstätigen polnischer und russischer<br />

Herkunft sowie diejenigen italienischer und türkischer Herkunft zu zwei Gruppen zusammengeführt<br />

werden mussten. Doch haben die amtlichen Daten den Vorteil, dass sie nicht nur eine Positionsbestimmung<br />

der <strong>Selbständig</strong>en, sondern auch der abhängig Beschäftigten erlauben. Demgegenüber konnten in der ifm-<br />

Erhebung nur die <strong>Selbständig</strong>en befragt werden. Da<strong>für</strong> stehen mit der eigenen Erhebung mehr Fallzahlen und<br />

zudem weitere Informationen zur Bewertung der erzielten Berufsabschlüsse zur Verfügung. Ferner konnten<br />

mit der ifm-Befragung – im Gegensatz zum Mikrozensus – auch die (Spät)Aussiedler/innen in der erforderlichen<br />

Differenzierung nach ihrem Herkunftsland erfasst werden. Da die Aussiedler/innen i.d.R. besser gebildet<br />

sind als andere Migrantengruppen weicht in unserer Stichprobe die Bildungsstruktur der Osteuropäer etwas<br />

von derjenigen im Mikrozensus ab.

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