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Selbständig integriert? - Institut für Mittelstandsforschung ...

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Die Entwicklung eines tragfähigen Konzepts ist in der Regel keine leichte Aufgabe, weshalb sich eigentlich bei<br />

vielen <strong>Selbständig</strong>en eine große Nachfrage nach Beratungs- und Unterstützungsleistungen ergeben müsste.<br />

Zur Gründung und Führung eines Unternehmen ist neben den berufs- und fachspezifischen Kenntnissen und<br />

Fertigkeiten zusätzlich strategisches Vorgehen und Wissen verlangt, welches im Rahmen der allgemeinen<br />

schulischen oder beruflichen Ausbildung i.d.R. nicht (oder selten) vermittelt wird. Dieses Wissen sollte von der<br />

Erstellung eines Businessplans über profunde kaufmännische Kenntnisse (Management Know-how) bis hin<br />

zu Kenntnissen über die Finanzierung, Markterkundung und Wettbewerbsanalyse usw. reichen. Bereits vorhandene<br />

Kenntnisse und mitgebrachte Erfahrungen müssen deshalb durch bedarfsorientierte Beratung und<br />

Betreuung komplementiert werden.<br />

Die wenigen bislang vorliegenden Befunde zur Unternehmensplanung von Migrant(inn)en, insbesondere<br />

hinsichtlich der Inanspruchnahme von Beratung und Weiterbildung, lassen zunächst darauf schließen, dass<br />

Gründer/innen mit Zuwanderungsgeschichte seltener als „Einheimische“ professionelle Hilfe von Anderen in<br />

Anspruch nehmen. 216 Allerdings gibt es vereinzelt – je nach Stichprobe und untersuchter Gruppe – auch anderslautende<br />

Ergebnisse. 217 Da<strong>für</strong> finden sich verschiedene und durchaus plausible Erklärungen: Da die Nachfrage<br />

nach Beratung auch eine Frage der Infrastruktur des Angebots ist, müssen die unterschiedlichen Befunde (erstens)<br />

vor dem Hintergrund variierender Angebotsformen und ggf. auch im Kontext der regionalen Disparitäten<br />

gesehen werden. Weitere Einflüsse ergeben sich (zweitens) aus der Tatsache, dass die Inanspruchnahme von<br />

bestimmten Förderleistungen, so etwa durch die Arbeitsagentur, oder der Zugang zu Krediten mit einem<br />

„Besuch“ fachkundiger Stellen und letztlich mit Beratung und Business-Planung verbunden ist. Auch hier dürften<br />

sich je nach Ort und Zeit sowie in Abhängigkeit von der Beschaffenheit der regionalen Arbeitsmärkte ein<br />

ganz unterschiedlicher Umfang an Beratungsteilnahmen ergeben. Hinzu kommt (drittens), dass die diversen<br />

Migrantengruppen natürlich nicht über den Kamm eines einheitlichen Informationsverhaltens geschert werden<br />

können. Durch die tendenziell steigende Zahl an Gründer/innen aus den ost- und mitteleuropäischen Ländern<br />

sind auch die Befunde zur Inanspruchnahme von Beratung „in Bewegung“. Denn einiges weist darauf hin, dass<br />

sich in Bezug auf die Konsultation von Behörden und öffentlichen Einrichtungen die Migranten aus Polen und<br />

Russland (darunter viele Aussiedler) von denen aus den ehemaligen Anwerbeländern unterscheiden. 218<br />

Von Belang ist aber ohnehin nicht nur die Frage, ob die Gründungswilligen Beratung generell in Anspruch nehmen,<br />

sondern vor allem, bei welchen Stellen dies der Fall ist und welche Form und Qualität der Beratungsleistung<br />

damit einhergeht. Bisher finden sich nur wenige Informationen darüber, welches die relevanten Quellen der<br />

Informationsbeschaffung beim Start zur Gründung eines Unternehmens sind.<br />

Mit Blick auf das Gründungs- bzw. Planungsverhalten von Frauen mit Zuwanderungsgeschichte ist noch weniger<br />

bekannt. Insgesamt liegen kaum Untersuchungen vor, in welchem Maße werdende Gründerinnen mit<br />

Migrationshintergrund öffentliche oder private Beratung in Anspruch nehmen oder ihr Vorhaben schriftlich<br />

fixieren (vgl. Kapitel 2.3). 219 Die Gestaltung von Maßnahmen zur effizienten Förderung und Sicherung von<br />

Existenzgründungen ist jedoch auf profundes Wissen darüber angewiesen, inwieweit Gründungen systematisch<br />

angegangen werden und welche Gruppen in welchem Umfang Beratung in Anspruch nehmen. Letztendlich<br />

geht es auch darum, den Beratungsbedarf zielgenau und gruppenspezifisch einschätzen zu können, um hieraus<br />

gezielt Förderangebote ableiten zu können.<br />

14.1 Businessplan: Bereitschaft zur systematischen Gründungsplanung<br />

Eine sorgfältige und erfolgversprechende Gründungsvorbereitung muss auf soliden und nachvollziehbaren<br />

Informationen aufbauen, weshalb die Ausarbeitung eines schriftlich fixierten Geschäftsplans meist unabdingbar<br />

ist. Ein „Businessplan“ bietet den Gründer/innen nicht nur selbst eine Entscheidungsgrundlage,<br />

sondern auch die Möglichkeit Andere von den Erfolgsaussichten des Vorhabens zu überzeugen. So ist auch<br />

bei der Kreditvergabe die Vorlage eines Geschäftsplans (siehe auch Kriterien von „Basel II“) eine zentrale<br />

Voraussetzung, genauso wie auch bei den meisten Förderinstitutionen eine adäquate Planungsgrundlage in<br />

216 Öksüz 2001; Aldag 2001; Leicht et al. 2004; Leicht/ Leiß 2007. Ausführlicher in Kapitel 2.3.<br />

217 Kohn/ Spengler 2007. Siehe Kapitel 2.3.<br />

218 Leicht et al. 2005.<br />

219 Die bereits erwähnte Studie im Raum Hannover (Hayen/ Unterberg 2008) untersucht zwar den Unterstützungs- und Beratungsbedarf,<br />

allerdings ohne gruppenspezifische Differenzierung. Eine andere, ebenfalls schon zitierte Studie in Berlin und im Ruhrgebiet<br />

(Jasper et al. 2008) fokussiert stärker auf die Frage, inwieweit die Beratungseinrichtungen dem Diversitätsanspruch gerecht werden<br />

können. Vgl. auch Bührmann et al. 2007.<br />

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