Selbständig integriert? - Institut für Mittelstandsforschung ...

Eine Identifizierung, Dokumentation und Bewertung der erfahrenen Probleme, Hürden und Präferenzen
aus der Sicht derjenigen Frauen, die bereits auf dem Markt bzw. selbständig sind, lässt – wie eingangs erwähnt
– noch offen, welche Faktoren letztlich darüber bestimmen, ob jemand gründet oder nicht. In Kapitel
15 werden daher abschließend wieder Mikrozensuszahlen verwendet, um auch die Nicht-Selbständigen in die
Analysen aufzunehmen, wobei hier natürlich keine Informationen über die Gründungshemmnisse oder das
Beratungsverhalten und dergleichen vorliegen können. Hier wird auf Grundlage von multivariaten Analysen
den Determinanten beruflicher Selbständigkeit und damit der Frage nachgespürt, welchen Einfluss die „ethnische“
Herkunft, die Bildung, der Beruf, die Familienverantwortung und anderes auf die Wahrscheinlichkeit
haben, ob jemand unternehmerisch engagiert ist oder nicht.
12. Gründungshemmnisse aus Sicht der Gründer/innen
Im Prozess der Unternehmensgründung werden Gründer/innen mit zahlreichen Hindernissen und Problemen
konfrontiert, welche die Gründungsaktivitäten erschweren oder sogar zum Abbruch des Vorhabens führen können.
Manche dieser Probleme sind individueller Art bzw. in der Person der Existenzgründer/innen (bspw. in deren
unzureichendem Know-how) zu suchen, andere Probleme werden wiederum durch äußere strukturelle oder
institutionelle Gegebenheiten hervorgerufen. Nachfolgend werden Ergebnisse vorgestellt, welche die Probleme
und Hindernisse aus Sicht der Gründer/innen bzw. deren subjektiven Erfahrungen im Gründungsprozess widerspiegeln.
Mit Befragungen dieser Art ergeben sich für die Gründungsforschung einige Herausforderungen. Denn
zum einen kommen in der subjektiven Sicht die persönlichen Defizite unter Umständen zu kurz (z.B.
mangels Eingeständnissen). Zweitens ist bei der Interpretation der Ergebnisse zu beachten, dass in
Unternehmensbefragungen nur die Inhaber/innen der tatsächlich gegründeten, und hierbei auch nur die der
überlebenden Unternehmen befragt werden (können). Dies bedeutet, dass die aufgetretenen Schwierigkeiten
die Gründung eines Betriebes „nur“ behindert aber letztlich nicht verhindert haben, da Personen die ihre
Gründungsabsicht nicht realisieren konnten, mit Befragungen kaum zu erreichen sind bzw. auch nicht zur
Untersuchungsgruppe gehören. Dennoch sollten die Befragungsergebnisse nicht als sogenanntes „Klagen auf
hohem Niveau“ sondern als konkrete Hinweise auf Hürden verstanden werden. Soweit im Folgenden gravierende
Gründungsschwierigkeiten identifiziert werden, wäre anzunehmen, dass viele andere (nicht befragte)
Existenzgründer/innen hieran tatsächlich gescheitert sind, und genau deshalb keine Chance hatten in die
Stichprobe zu gelangen.
Aufgrund der eingeschränkten Interviewdauer konnte den Befragten lediglich eine kleine Auswahl an möglichen
und relevanten Hindernissen zur Beurteilung vorgelegt werden.
12.1 Gründungsfinanzierung und ihre probleme
Die Gründungs- bzw. Unternehmensfinanzierung gehört zu den elementaren Voraussetzungen für einen erfolgreichen
Start, doch die Beschaffung von Finanzkapital stellt Migrantinnen und Migranten vor besondere
Herausforderungen. Zumindest kamen bisher mehrere Studien (aber vor allem im englischsprachigen Raum) 191
zu dem Ergebnis, dass den Gründer/innen mit Zuwanderungsgeschichte häufiger ein Kredit verwehrt wird als
den Einheimischen, weshalb sie unter anderem auch verstärkt auf die finanzielle Unterstützung durch alternative
Quellen bzw. durch die Familie zurückgreifen. 192
Startkapital: Wenn überhaupt, dann wie viel?
Eine ganz andere Frage ist zunächst jedoch, ob und wenn ja, wie viel Startkapital die Gründer/innen überhaupt
benötigt und eingesetzt haben. In der Befragung konnten wir allerdings nur letzteres in Erfahrung bringen.
Finanzierungsfragen sind – wie nachfolgend noch deutlich wird – ohnehin ein eher schwieriges Unterfangen.
Die Proband(inn)en wurden unter anderem nach der Höhe des Startkapitals gefragt, 193 womit sowohl das
Eigen- als auch das Fremdkapital angesprochen wurde.
191 Light 1972; Ward/ Reaves 1980; Blanchflower et al. 2003; Deakins et al. 2003.
192 Rušinović 2006.
193 Für Betriebe die schon länger existieren wurde hier retrospektiv das Startkapital erfasst, das bei der Gründung zur Verfügung stand.
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