Selbständig integriert? - Institut für Mittelstandsforschung ...
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Rund 45% der von uns befragten türkischstämmigen Unternehmerinnen sind (soweit sie Beschäftigte haben)<br />
291 den nicht-wissensintensiven Dienstleistungen zuzuordnen. 292 Über die Hälfte dieser Betriebe bildet aus.<br />
Ein wesentlicher Grund hier<strong>für</strong> mag darin liegen, dass es sich überwiegend um Friseurgeschäfte handelt, die<br />
vergleichsweise häufig Azubis beschäftigen. 293 Allerdings kann die Dominanz der Beauty-Branche nur zum Teil<br />
die höhere Ausbildungsbereitschaft erklären, denn unter den türkischen Männern ist es in diesem Feld nur ein<br />
Drittel, die Jugendliche ausbilden. 294 Dies spricht also <strong>für</strong> eine Art „Fraueneffekt“.<br />
Unter den russisch- und polnischstämmigen Unternehmerinnen zeigen sich ähnlich hohe Anteile an Betrieben<br />
in den nicht-wissensintensiven Diensten, 295 allerdings sind hier nicht nur Friseurgeschäfte sondern auch andere<br />
Routinedienstleistungen, wie etwa Fußpflege- und Nagelstudios sowie Änderungsschneidereien etc. in<br />
hohem Maße präsent. Ausbildungsplätze werden hier aber eher durch Friseurgeschäfte (bzw. kaum durch andere<br />
Körperpflegedienste) und dabei eher durch die Frauen russischer Herkunft geschaffen. Auch hier bildet<br />
knapp über die Hälfte der personenbezogenen Dienstleisterinnen aus – zumindest unter den Frauenbetrieben,<br />
denn bei den von Männern geführten Unternehmen ist dies weit weniger der Fall. Bei den Osteuropäerinnen<br />
kommt allerdings hinzu, dass sie zusätzlich auch in den wissensintensiven Bereichen Präsenz und dort<br />
auch Ausbildungsbereitschaft zeigen: Rund 40% der Arbeitgeberinnen russischer Herkunft arbeiten im<br />
Gesundheitswesen und hier schafft auch jede Zweite noch mindestens einen Ausbildungsplatz. Allerdings ist<br />
dies unter den Männern dieser Herkunft (auch unter den Polen) sogar noch etwas häufiger der Fall.<br />
Die Frauen italienischer Herkunft konzentrieren sich stark auf das Gastgewerbe, wobei hier kaum<br />
Ausbildungsplätze geschaffen werden. Nur etwa 15% der von Frauen und 12% der von Männern geführten<br />
Gastronomiebetriebe beschäftigten auch Azubis. Auch in dieser Gruppe sind es, wenn überhaupt, eher die<br />
persönlichen Dienstleistungen (v.a. Friseurläden), die Ausbildungsengagement zeigen.<br />
Einflüsse auf das Ausbildungsverhalten der Betriebe von Migrantinnen und Migranten<br />
Die Ausbildungsbereitschaft lässt sich selbstverständlich nicht allein mit der Branchenzugehörigkeit erklären.<br />
Denn natürlich stehen auch Faktoren im Vordergrund, die mit der Personalentwicklung bzw. dem<br />
Fachkräftebedarf sowie auch den betrieblichen Organisationsbedingungen (Zeit, Ressourcen, Betriebsgröße<br />
usw.) im Zusammenhang stehen. Allerdings existiert hier kein Automatismus dergestalt, dass mit steigendem<br />
Personalbedarf auch die Ausbildungsbereitschaft wächst. Besteht keine Einsicht in die Notwendigkeit eigener<br />
„Nachwuchsarbeit“, dann suchen die Betriebe ihre Fachkräfte viel eher über den Arbeitsmarkt. 296<br />
Unsere Befragung war zwar nicht darauf angelegt, die Determinanten bzw. Hemmnisse der Ausbildungsbereitschaft<br />
detailliert zu ergründen. Aber dennoch kann die Wirkung einiger Faktoren überprüft werden, um die<br />
Hintergründe des herkunfts- und geschlechtsspezifisch unterschiedlichen Ausbildungsengagements besser<br />
einschätzen zu können. So stellt sich etwa die Frage, welchen Einfluss neben der Branche auch die Größe und<br />
das Alter der Betriebe nimmt. Unter integrations- und förderpolitischen Gesichtspunkten interessiert jedoch<br />
vor allem, ob die (insgesamt betrachtet) geringere Ausbildungsbeteiligung der türkischen und italienischen<br />
Betriebe auf das vergleichsweise niedrige Niveau formaler Bildung der Unternehmer/innen zurückzuführen<br />
– und daher langfristig wandelbar ist. Da die Ausbildungsbetriebsquoten der Frauen dieser Gruppe höher als<br />
die der Männer sind, steht natürlich die Frage mit im Vordergrund, ob mit einer frauenspezifischen Förderung<br />
auch gleichzeitig der Ausbildungsbeitrag von Migrantenbetrieben insgesamt verbessert wird. Dies wäre<br />
aber nur dann diskutabel, wenn sich zeigt, dass die Migrantinnen unter gleichen Bedingungen ein größeres<br />
Ausbildungsengagement als die Männer ihrer Gruppe zeigen.<br />
291 Daher nicht ganz vergleichbar mit den Werten in Kap. 7.2. Dort Wirtschaftszweigstruktur aller Betriebe.<br />
292 Legt man (fallzahlenbedingt) den Mikrozensus auf Bundesebene zugrunde sind auch dort rund 2 Fünftel der weiblichen türkischen<br />
<strong>Selbständig</strong>en den nicht-wissensintensiven Dienstleistungen zuzuordnen.<br />
293 Das Friseurhandwerk zählt seit langen Jahren zu den Spitzenreitern in der handwerklichen Ausbildung (vgl. Zentralverband des<br />
deutschen Friseurhandwerks). Nach einer Betriebsbefragung unter Migranten in Mainz (allerdings ohne Geschlechterdifferenzierung)<br />
bilden zwei Drittel der Friseurbetriebe aus (Prinz 2007).<br />
294 Insgesamt (Männer- und Frauenbetriebe) liegt die ABQ von Friseuren bundesweit ebenfalls bei einem Drittel.<br />
295 Auch dies geht mit den Mikrozensusergebnissen konform.<br />
296 Vgl. z.B. BIBB 2005; Troltsch 2008; Leicht et al. 2009.<br />
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