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Selbständig integriert? - Institut für Mittelstandsforschung ...

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Abb. 7.1.2: Anteil der migranten mit deutscher Staatsangehörigkeit unter den erwerbspersonen<br />

(mikrozensus Nordrhein-Westfalen)<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

türkisch<br />

33<br />

italienisch<br />

6<br />

polnisch<br />

68<br />

russisch<br />

80<br />

in Prozent<br />

türkisch<br />

27<br />

italienisch<br />

5<br />

polnisch<br />

Frauen Männer<br />

80<br />

russisch<br />

Quelle: Statistisches Bundesamt, Mikrozensus 2005 (SUF); eigene Berechnungen ifm Universität Mannheim<br />

Wie sind diese Beobachtungen zu werten?<br />

Während bei den „osteuropäischen“ Frauen (und Männern) die berufliche Stellung als <strong>Selbständig</strong>e offenbar<br />

weniger stark in einem Zusammenhang mit dem Besitz der deutschen Staatsbürgerschaft steht, sind die türkischstämmigen<br />

<strong>Selbständig</strong>en häufiger eingebürgert als die Gruppe der türkischen Migranten insgesamt. Bei<br />

denjenigen aus Italien ist die Einbürgerung in beiden Erwerbsgruppen vollkommen ohne Belang.<br />

Diese Wertung wird durch die gruppenspezifischen <strong>Selbständig</strong>enquoten gestützt (siehe Kapitel 5.3; Tabelle<br />

5.3.2), nach welcher sich Ausländer insgesamt (!) betrachtet – entgegen der landläufigen Meinung – nicht etwa<br />

weniger sondern häufiger selbständig machen als die Migranten mit deutschem Pass. Diejenigen türkischer<br />

Herkunft bilden diesbezüglich wohl (neben wenigen anderen) eher die Ausnahme.<br />

Bringt ein deutscher Pass Vorteile bei der Gründung?<br />

Hier stellt sich natürlich die Frage, ob ein deutscher Pass Vorteile bei der Gründung oder Führung eines<br />

Unternehmens bringt, denn schließlich verfügen Türken als Drittstaatsangehörige nicht über die gleiche<br />

Niederlassungsfreiheit wie die EU-Bürger/innen (vgl. Kapitel 5.4). Vor dem Hintergrund der relativ niedrigen<br />

<strong>Selbständig</strong>enquote unter der türkischstämmigen Bevölkerung liegt ein aus der Staatsangehörigkeit resultierendes<br />

Hemmnis nahe. Ein krasses Beispiel <strong>für</strong> die „andere Seite“ bilden die Italiener, <strong>für</strong> die es als EU-Bürger,<br />

wie auch <strong>für</strong> die Polen, im Gründungsprozess relativ unerheblich ist, ob sie einen deutschen Pass besitzen oder<br />

nicht. Da sich unter den aus der russischen Förderation stammenden Migrantinnen und Migranten relativ viele<br />

Aussiedler/innen befinden, ist dort natürlich nur eine kleine Minderheit mit der Frage konfrontiert, ob sie die<br />

deutsche Staatsbürgerschaft annehmen, um hierüber die rechtlichen Voraussetzungen zur Gewerbeausübung<br />

besser erfüllen zu können.<br />

Die Tatsache, dass <strong>Selbständig</strong>e türkischer Herkunft häufiger eingebürgert sind als die übrigen türkischstämmigen<br />

Erwerbstätigen lässt zunächst offen, in welchem Umfang sich die Türkinnen und Türken vor oder nach<br />

der Gründung ihres Unternehmens <strong>für</strong> eine Einbürgerung entscheiden. Aus einer Gegenüberstellung von<br />

Einbürgerungs- und Gründungszeitpunkt (Mikrozensusdaten) ist zu erkennen, dass sich drei Viertel aller türkischstämmigen<br />

Deutschen in Nordrhein-Westfalen bereits vor dem Beginn ihrer selbständigen Erwerbstätigkeit<br />

haben einbürgern lassen (Tabelle 7.1.3; Anhang). Unter den Frauen sind dies zwei Drittel. Dieses Ergebnis ist aber<br />

dennoch nur sehr bedingt als Hinweis da<strong>für</strong> zu werten, dass die Einbürgerungsentscheidung im Zusammenhang<br />

mit einer geplanten Gründung steht. Denn erstens haben sich auch fast alle anderen Herkunftsgruppen vor<br />

dem Schritt in die <strong>Selbständig</strong>keit einbürgern lassen, und darunter v.a. die (wenn auch wenigen) EU-Bürger/<br />

innen, denen ein deutscher Pass kaum Vorteile im Gründungsprozess verschafft. Zweitens liegt bei der großen<br />

Mehrzahl der Türkischstämmigen der Einbürgerungs- und Gründungszeitpunkt so weit auseinander, dass<br />

eine gründungsbezogene Entscheidung wenig plausibel erscheint. Da es vorwiegend die Jüngeren sind, die den<br />

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