Selbständig integriert? - Institut für Mittelstandsforschung ...
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52<br />
Hier taucht die Frage auf, inwieweit sich die in Kapitel 5.1.2 beschriebenen Gründungsaktivität in entsprechenden<br />
<strong>Selbständig</strong>enquoten niederschlagen. Immerhin weisen Migrantinnen eine weit höhere Gründungsintensität<br />
als die deutschen Frauen auf – allerdings auch vergleichsweise mehr Schließungen. Bemisst man das Niveau<br />
des <strong>Selbständig</strong>enbestands an der <strong>Selbständig</strong>enquote, dann liegen die türkischstämmigen Frauen, aber auch<br />
die aus Polen, eher noch ein Stück zurück (Tab. 5.3.2): Die Quote (im Folgenden immer <strong>für</strong> 2007) liegt jeweils<br />
knapp unter der 5%-Marke und damit etwa gleichauf mit derjenigen von Frauen russischer Herkunft.<br />
Die höhere <strong>Selbständig</strong>enquote italienischer Frauen beruht auf geringen Fallzahlen. Vergleicht man daher die<br />
Werte <strong>für</strong> Nordrhein-Westfalen mit denen auf Bundesebene (Tab. 5.3.2), dann spiegelt sich in etwa das <strong>für</strong><br />
Nordrhein-Westfalen beschriebene Muster wider; doch mit dem Unterschied, dass die aus Polen kommenden<br />
Frauen in Deutschland insgesamt eine wesentlich höhere <strong>Selbständig</strong>enquote aufweisen. Inwiefern dies auf ein<br />
Ost-West-Gefälle bzw. die Ferne zur polnischen Grenze zurückzuführen ist, kann mit den Daten nicht beantwortet<br />
werden.<br />
Es bedarf keiner Erwähnung, dass die <strong>Selbständig</strong>enquoten von Frauen auch auf der Ebene einzelner<br />
Herkunftsgruppen weit unterhalb der von den Männern liegen. Unter den polnischen Männern ist die Quote auf<br />
Bundesebene extrem hoch (23%), d.h., die festgestellten hohen Gründungsraten schlagen sich hier doch teils<br />
auch im <strong>Selbständig</strong>enbestand nieder. Hier dürften sich die in Kapitel 5.4 angesprochenen Besonderheiten in<br />
Bezug auf die Zugangsmöglichkeiten zum deutschen Arbeitsmarkt und die Wirkung der Niederlassungs- und<br />
Dienstleistungsfreiheit bemerkbar machen. In Nordrhein-Westfalen dürfte dies genauso der Fall sein, doch liegt<br />
die Quote lediglich bei 9% und damit noch niedriger als die von türkisch- und italienischstämmigen Männern.<br />
Von besonderem Interesse ist, dass die <strong>Selbständig</strong>enquote der eingebürgerten Frauen türkischer<br />
Abstammung diejenige von Frauen mit türkischer Staatsangehörigkeit übertrifft. 44 Dies ist auch bei den<br />
Männern der Fall. Insofern ergibt sich bei den Türkischstämmigen hinsichtlich der Diskrepanz zwischen der<br />
<strong>Selbständig</strong>keitsneigung von Eingebürgerten und Ausländer/innen ein anderes Bild als dies mit Blick auf<br />
Migranten insgesamt zu beobachten ist (vgl. vorheriger Abschnitt 5.3.1) Diese Feststellung wird an anderer<br />
Stelle nochmals aufgegriffen, wenn es um die Determinanten beruflicher <strong>Selbständig</strong>keit, darunter auch um<br />
den Einfluss von „Einbürgerung“, aber auch um den von maßgeblichen Drittvariablen, vor allem von Beruf und<br />
Bildung, geht (Kapitel 15).<br />
Es kann in der Gesamtschau (trotz aller Probleme mit der schmalen Datenbasis) bei Einbezug der Deutschen<br />
mit herkunftsspezifisch unterschiedlichem Migrationshintergrund festgehalten werden, dass sich (erstens)<br />
unter den Frauen ein etwas anderes Muster als bei den Männern zeigt, was die <strong>Selbständig</strong>enstärke einzelner<br />
Herkunftsgruppen in Nordrhein-Westfalen betrifft. Während unter den Männern die <strong>Selbständig</strong>en türkischer<br />
Herkunft zahlenmäßig klar dominieren, liegen bei den Frauen die Polinnen vorn. Vergleicht man die Befunde<br />
mit der öffentlichen Debatte, deutet sich (zweitens) an, dass die selbständigen Frauen polnischer Herkunft<br />
in ihrer Relevanz wohl bislang eher unterschätzt wurden, während bspw. die italienischen Frauen zwar eine<br />
hohe <strong>Selbständig</strong>enquote, aber ein zahlenmäßig niedriges Niveau an <strong>Selbständig</strong>en aufweisen. Dies gilt genauso<br />
<strong>für</strong> die selbständigen Frauen türkischer Herkunft, vor allem wenn man ihre Zahl im Vergleich mit ihrer<br />
Bevölkerungsstärke bemisst. Ferner zeigt sich, dass (drittens) die <strong>Selbständig</strong>keitsneigung einzelner<br />
Herkunftsgruppen auch mit einer Binnendifferenzierung gesehen werden muss, da die eingebürgerten Frauen<br />
türkischer Herkunft sich in höherem Maße selbständig machen als die mit türkischem Pass. Unter den betrachteten<br />
Gruppen ist dies jedoch (viertens) ausschließlich bei den Türkischstämmigen nachzuvollziehen,<br />
denn im Gesamtbild sieht dies dann wieder anders aus. 45<br />
Welche Bedeutung Frauen innerhalb der Herkunfts- bzw. <strong>Selbständig</strong>engruppen haben lässt sich in Abb. 5.3.3<br />
ersehen, wobei zusätzlich noch die aus Griechenland und aus dem ehemaligen Jugoslawien zum Vergleich herangezogen<br />
wurden, um abschätzen zu können, welche Bedeutung Frauenselbständigkeit außerhalb der hier im<br />
Fokus stehenden Gruppen hat:<br />
4 Dies ist in der Tabelle im Vergleich zwischen denjenigen mit türkischem Migrationshintergrund insgesamt und den Eingebürgerten<br />
festzustellen, aber auch durch den direkten Vergleich: Die <strong>Selbständig</strong>enquote unter den erwerbstätigen Türkinnen (Ausländerinnen)<br />
liegt schätzungsweise unter 3% (nicht exakt darstellbar aufgrund des Standardfehlers; vgl. vorherigen Abschnitt 5.3.1). Ähnliches<br />
Ergebnis im Integrationsbericht NRW (MGFFI 2008) mit Daten <strong>für</strong> 2006.<br />
45 Vgl. Abschnitt 5.3.1 sowie Kapitel 15.