Selbständig integriert? - Institut für Mittelstandsforschung ...

III. Qualitative Befunde: Expertinnen, Szenarien und Meinungen
prO Kmu universität Siegen
6. „Mein Traum war mein konkretes Ziel“: Zuwanderinnen und ihre Unternehmen
Welche individuellen Perspektiven stehen hinter den genannten Zahlen? Die im folgenden Kapitel mittels einer
qualitativen Untersuchung gesammelten Erfahrungen tragen dazu bei, die Makrodaten in exemplarischer Form
„mit Leben zu füllen“. Hierzu wurden 14 Interviews mit selbständigen Migrantinnen und sieben Expert(inn)engespräche
in Nordrhein-Westfalen durchgeführt.
6.1 Charakteristika der Fallstudien
6.1.1 Die unternehmerinnen
Die nachfolgende Tabelle 6.1.1.1 gibt einen Überblick über persönliche Daten der befragten Unternehmerinnen.
Es handelt sich um Frauen, die zum Zeitpunkt der Befragung zum größten Teil älter als 40 Jahre sind. Sechs
Frauen haben ihr Unternehmen im Alter von 20-30 Jahren gegründet, bei weiteren sieben Gründungen waren
die Unternehmerinnen bereits 31 Jahre und älter. Die älteste Gründerin hat sich mit 47 Jahren selbständig gemacht.
Das Durchschnittsalter der hier betrachteten Unternehmerinnen liegt mit 34,3 über dem Durchschnitt
aller Gründer mit Migrationshintergrund (31,7 Jahre). 1 Die meisten der Befragten sind verheiratet bzw. leben in
einer Partnerschaft. Die Hälfte hat mindestens ein Kind.
Die befragten Frauen sind überdurchschnittlich gut ausgebildet. Drei haben promoviert bzw. sind in der
Endphase ihrer Promotion, weitere fünf verfügen über einen Hochschulabschluss, so dass insgesamt
acht ein Hochschulstudium abgeschlossen haben. Drei weitere haben Abitur bzw. Fachabitur und zwei
Unternehmerinnen verfügen über einen Realschulabschluss. Alle fünf haben im Anschluss eine Lehre absolviert.
Die einzige Gründerin, die „nur“ einen Hauptschulabschluss hat, erwarb im weiteren Verlauf ihrer
Ausbildung einen Meisterbrief im Lehrberuf. Allerdings gründete nur die Hälfte der Unternehmerinnen in einem
Bereich, der auch unmittelbar mit ihrer Erstausbildung zusammenhängt. Weitere zwei Gründerinnen haben in
einer zweiten Ausbildung die Qualifikationen für ihre Selbständigkeit erworben. Die anderen fünf haben sich in
(völlig) ausbildungsfremden Bereichen selbständig gemacht.
Das hier anzutreffende Bildungsniveau liegt insgesamt deutlich über dem der Deutschen oder Migranten allgemein
und auch höher als das durchschnittliche Profil deutscher Gründer/innen mit Migrationshintergrund. 2
Dies korrespondiert mit Erkenntnissen der Gründungsforschung, dass dem Faktor Bildung ein starker Einfluss
auf die Chancen sozialer Mobilität und die Wahl der Selbständigkeit als beruflicher Alternative zukommt.
Insbesondere ein Hochschulabschluss lässt die Wahrscheinlichkeit, selbständig tätig zu sein, deutlich steigen.
3
1 Vgl. KfW (2007), S. 6.
2 Vgl. z.B. KfW (2007), S. 6.
3 Leicht et. al. (2005), S. 21 f.
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