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Selbständig integriert? - Institut für Mittelstandsforschung ...

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angenommen, dass ihnen das „Geschäftemachen“ sozusagen „im Blut liegen“ 141 würde. Solche Ansichten sind<br />

teils mit dem Verdacht der Fremdethnisierung bzw. einer Zuschreibung „von außen“ konfrontiert. 142<br />

Wie sehen sich die Migranten diesbezüglich selbst? D.h., welche Bedeutung messen sie ihrer kulturellen<br />

Diversität und letztlich dem Einfluss ihrer ethnischen Herkunft auf die <strong>Selbständig</strong>keitsneigung bei? Zur<br />

Einschätzung der Relevanz solcher Faktoren, haben wir gefragt, inwieweit <strong>für</strong> die Gründungsentscheidung<br />

die aus der ethnischen Herkunft ableitbaren kulturellen Werte eine Rolle spielten (zum Wortlaut siehe Tabelle<br />

10.2.4; verkürzt in Abb. 10.2.9).<br />

Natürlich kann anhand dieser Bewertung durch die Befragten selbst nur annähernd eingeschätzt werden, welche<br />

Bedeutung kulturelle Faktoren „eigentlich“ haben, da diese Werthaltungen kaum ins Bewusstsein treten<br />

bzw. im Zuge der primären Sozialisation internalisiert wurden. Da hier aber die Gründungsmotive und damit die<br />

subjektiv empfundenen Anreize <strong>für</strong> <strong>Selbständig</strong>keit im Vordergrund stehen, erscheint dieses Vorgehen durchaus<br />

berechtigt, zumal hierdurch zudem Gruppenvergleiche gezogen werden können.<br />

Zunächst im Gesamtblick betrachtet fällt auf, dass kulturelle Faktoren vor allem von den Frauen und Männern<br />

aus der Türkei und Italien ins Spiel gebracht werden, wenngleich sich die Bedeutung dieser Faktoren als<br />

Gründungsmotiv – verglichen mit manch anderen Pull-Faktoren – in Grenzen hält (Abb. 10.2.9). Immerhin jedoch<br />

ist die Hälfte (49%) aller türkischstämmigen Frauen der Meinung, dass sie „durch ihre ethnische Herkunft<br />

unternehmerische Fähigkeiten besitzen, die andere nicht haben“. Und bei den Italienerinnen ist eine solche<br />

Haltung bei weit über einem Drittel (38%) ersichtlich und <strong>für</strong> die Gründungsentscheidung relevant. Für die<br />

Frauen osteuropäischer Herkunft hat dieser Faktor bzw. dieses Gründungsmotiv weit weniger Bedeutung, was<br />

nicht verwundert, da <strong>Selbständig</strong>keit in diesen Ländern keine mit den Mittelmeerländern vergleichbare kulturelle<br />

Tradition besitzt. 143<br />

Deutlicher wird dies noch anhand der Frage, ob sie sich deshalb selbständig gemacht haben, weil <strong>Selbständig</strong>keit<br />

unter den Menschen ihrer Herkunft einen hohen Wert besitzt. Dem stimmte nur etwa jede zehnte Frau aus<br />

Polen, Russland oder auch Deutschland zu. 144 Demgegenüber hält dies in etwa jede dritte türkische Frau (32%)<br />

oder jede fünfte italienische (21%) <strong>für</strong> zutreffend.<br />

Mit dem dritten Indikator, d.h., der Frage an die Probanden, ob sie nach Deutschland gekommen sind, um zu<br />

gründen, wird nur mittelbar die Bedeutung kultureller Einflüsse bemessen. Die Antworten geben aber einen<br />

Hinweis, inwieweit die Gründungsneigung soz. langfristig „verankert“ war und daher überhaupt als ein über die<br />

Grenzen hinweg transferierter Wert in Frage kommt. Es war bereits an der „Dauer des Gründungswunsches“<br />

abzulesen (siehe oben sowie Abb. 10.2.3 im Anhang), dass nur sehr wenige Gründerinnen schon in ihrer Heimat<br />

an eine unternehmerische Karriere dachten. Wenn überhaupt, dann sind es die Frauen aus Italien, die solche<br />

Pläne mit nach Deutschland brachten.<br />

141 Zitat aus einer Homepage der IHK Mittlerer Niederrhein. Ähnlich Wiebe 1984.<br />

142 Timm 2000.<br />

143 Zumindest mit Blick auf die jüngere Vergangenheit bzw. die planwirtschaftlichen Systeme in der Nachkriegszeit.<br />

144 Diese Frage wurde auch den Deutschen gestellt, die anderen Fragen jedoch nicht.

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