Selbständig integriert? - Institut für Mittelstandsforschung ...
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112<br />
Gründungserfolg sein. 104 Eine häufig geäußerte Be<strong>für</strong>chtung – ob nun begründet oder nicht – ist jedoch, dass<br />
eine starke Einbettung in das eigene ethnische Milieu zu einer Verringerung der Integrationsfähigkeit bzw. der<br />
Kulturation in der Mehrheitsgesellschaft führt. Diese Frage ist zunächst jedoch eher hypothetischer Natur, da<br />
vorerst festzustellen ist, in welchem Umfang die unternehmerischen Aktivitäten überhaupt auf co-ethnischen<br />
Beziehungen nicht nur zu den Kunden (siehe oben), sondern auch zu Geschäftspartnern beruhen.<br />
Die Bedeutung binnenethnischer Geschäftsbeziehungen bemisst sich allerdings an unterschiedlichen<br />
Dimensionen. Hier ist zu unterscheiden, ob es sich um transnationale bzw. um internationale Beziehungen<br />
handelt, die bspw. bis ins Heimatland reichen, oder ob sich diese innerethnischen Kontakte auf die Lebens-<br />
und Arbeitssituation in Deutschland konzentrieren. Im erstgenannten Fall ist zu berücksichtigen, dass<br />
Auslandsbeziehungen im Zuge der Internationalisierung eher generell an Bedeutung gewinnen, wobei<br />
diesbezüglich kleine und mittlere Unternehmen weitaus seltener involviert sind. 105 In Bezug auf den zweiten<br />
Fall wird davon ausgegangen, dass sich die durch Herkunft bedingten Gemeinsamkeiten auch in den<br />
Geschäftsbeziehungen niederschlagen. Daher zeichnet sich ethnisches Unternehmertum bspw. durch eine<br />
hohe Verflechtung von Einzel- und Großhandelsunternehmen der gleichen Nationalität aus. 106 Zudem bestehen<br />
häufig zwischen Einzelhändlern enge Beziehungen (indem sie sich bspw. durch Einkaufsgemeinschaften<br />
Vorteile verschaffen).<br />
Vor diesem Hintergrund wurde den Unternehmerinnen und Unternehmern in unserer Stichprobe die Frage gestellt,<br />
ob und inwieweit <strong>für</strong> den wirtschaftlichen Erfolg ihres Unternehmens bestimmte Kontakte zu bestimmten<br />
Personen eine Rolle spielen und von welcher Bedeutung diese sind. Abb. 9.3.2 zeigt zunächst die Bedeutung<br />
von Geschäftspartner/innen im Herkunftsland. Hier wird ersichtlich, dass solche Kontakte <strong>für</strong> die allermeisten<br />
selbständigen Migrantinnen keinerlei Relevanz besitzen. Am meisten noch <strong>für</strong> die Frauen aus Italien und der<br />
Türkei, von denen jeweils rund ein Fünftel (22% bzw. 19%) der Meinung ist, dass Geschäftskontakte in ihr<br />
Heimatland von „großer Bedeutung“ sind, danach kommen die Frauen aus Polen (17%), doch am wenigsten<br />
spielen solche Kontakte <strong>für</strong> diejenigen aus den russischen Gebieten eine Rolle (7%).<br />
Im Geschlechtervergleich fällt auf, dass die Beziehungen ins Herkunftsland <strong>für</strong> Männer türkischer oder italienischer<br />
Herkunft sogar noch eine geringere Bedeutung haben als <strong>für</strong> die Frauen in dieser Gruppe. Hingegen werden<br />
von den russischstämmigen Unternehmern solche Geschäftskontakte ins Herkunftsland etwas wichtiger<br />
erachtet als unter den Frauen.<br />
104 Fernández-Kelly (1994) resümiert allerdings, dass ethnische Netzwerke nicht in jedem Fall eine selbständigkeitsfördernde Wirkung<br />
besitzen. Die Effekte hängen von der Größe einer ethnischen Gruppe und auch von deren wirtschaftlichen Stärke ab. Statusarme<br />
Migrantengruppen können nicht von sozialen Netzwerken profitieren, da häufig das gesamte Netzwerk über zu wenige Ressourcen<br />
verfügt.<br />
105 Semlinger/ von Behr 2004; Fieten et al. 1997<br />
106 Vgl. Pütz 2004.