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Selbständig integriert? - Institut für Mittelstandsforschung ...

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unternehmerisch betätigen, sind sie zudem weit häufiger als die Arbeitnehmerinnen in qualifizierten oder<br />

(semi-)professionellen Berufen anzutreffen. Entscheidend hierbei ist, dass dies nicht ein Ergebnis ihrer höheren<br />

schulischen Bildung ist, da deren Effekt ja zusätzlich berücksichtigt wurde. Vielmehr kann hierin ein<br />

Mobilitätseffekt der <strong>Selbständig</strong>keit gesehen werden: Frauen mit vergleichbarem Bildungsniveau gelingt es in<br />

der <strong>Selbständig</strong>keit eher eine qualifizierte oder professionelle Tätigkeit auszuüben als ihren Pendants in einer<br />

abhängigen Beschäftigung (was im Übrigen auch unter dem Blickwinkel der Integrationsfrage von Bedeutung<br />

ist).<br />

Im Vergleich zu den türkischen lassen sich mit Blick auf italienische Migrantinnen nur wenige einflussreiche<br />

Determinanten finden (Tab. 15.2). Dies mag damit zusammenhängen, dass diese oftmals mit ihrem<br />

Lebenspartner ein gemeinsames Unternehmen gründen (vgl. Kapitel 12). Interessanterweise sind es unter<br />

den Italienischstämmigen vor allem die Männer, bei denen ein höherer Bildungsabschluss den Weg in<br />

die <strong>Selbständig</strong>keit ebnet (wobei sie dann trotzdem oftmals Gastwirt sind; vgl. Kap. 8.1). Immerhin arbeiten<br />

selbständige Italienerinnen häufiger als Arbeitnehmerinnen auf der Basis einer (semi-)professionellen<br />

Qualifikation.<br />

Eine gute Humankapitalausstattung in Form schulischer und beruflicher Bildung ist insbesondere <strong>für</strong> die osteuropäischen<br />

Frauen eine entscheidende Voraussetzung <strong>für</strong> unternehmerisches Engagement (Tab. 15.3a+b).<br />

In dieser Gruppe haben Akademikerinnen eine mehr als fünf mal so hohe Wahrscheinlichkeit selbständig<br />

zu sein als die ungelernten Frauen gleicher Herkunft. Dies ist in Anbetracht der zuvor schon beobachteten<br />

Präsenz „medizinischer“ Berufe (Kapitel 7.2) verständlich. Werden auch hier die Aussiedlerinnen ausgeklammert,<br />

steigt der Bildungseffekt sogar noch an. Doch neben den Hochschulabsolventinnen kommen bei den<br />

Osteuropäerinnen noch andere Qualifikationen ins Spiel: Ganz im Gegensatz zu den italienischen Frauen, bei<br />

denen (semi-)professionelle Berufe die stärkste Triebkraft in Richtung <strong>Selbständig</strong>keit entwickeln, sind es bei<br />

den Osteuropäerinnen in stärkerem Maße die Berufe mit einem mittleren Qualifikationsniveau, die zu einer<br />

Gründung führen. Diese Diskrepanz zu den Effekten formaler Bildung mag darauf zurückzuführen sein, dass<br />

die Osteuropäerinnen ihre zumeist im Herkunftsland erworbene Hochschulausbildung (vgl. Kapitel 8.1) weder<br />

in der abhängigen noch in einer selbständigen Beschäftigung adäquat einsetzen können, d.h., sie eher im Feld<br />

mittlerer Qualifikationsanforderungen tätig werden. Darüber hinaus dürfte überraschen, dass unter Männern<br />

osteuropäischer Herkunft das formale Bildungsniveau keine Rolle <strong>für</strong> die Entscheidung zu einer selbständigen<br />

Erwerbsarbeit spielt. Dies mag sicher auch daran liegen, dass hier vielfach vor allem handwerkliche Fähigkeiten<br />

„über die Grenze“ gebracht werden, was sich bspw. im Anstieg von Gründungsaktivitäten im Baugewerbe beweist.<br />

Bei Frauen und Männern deutscher Herkunft zeigt sich der aus vielen Studien bekannte positive Einfluss des<br />

Alters bzw. der Berufserfahrung 242 (Tab. 15.4; Anhang). Während formale Bildung unter den Erwerbstätigen<br />

nicht-deutscher Herkunft eine jeweils bei Frauen und Männern ganz unterschiedliche Bedeutung besitzt, erweist<br />

sich die schulische und berufliche Bildung bei Deutschen beiderlei Geschlechts als selbständigkeitsförderlich.<br />

Der Bildungseffekt bei deutschen Frauen ist jedoch nicht ganz so stark wie unter den Osteuropäerinnen.<br />

15.3 einfluss von Familie: Zur Bedeutung von Lebenspartner und Kindern<br />

Während es hier vor allem um die Bedeutung bzw. Stärke bestimmter Determinanten beruflicher <strong>Selbständig</strong>keit<br />

geht, sollte nicht vergessen werden, dass Frauen nach wie vor – und über alle Herkunftsgruppen hinweg –<br />

seltener als Männer ein Unternehmen gründen und führen (vgl. Kapitel 5). Die Entscheidung zur beruflichen<br />

<strong>Selbständig</strong>keit wird bei Frauen und Männern von teilweise divergierenden Ressourcen, Gelegenheiten und<br />

insbesondere von unterschiedlichen Restriktionen geleitet. Einige der hinderlichen Faktoren wurden bereits in<br />

den vorangegangenen Kapiteln vorgestellt und bewertet.<br />

Doch neben den institutionellen Rahmenbedingungen sind es vor allem die aus der Sozialisation und aus tradiertem<br />

Rollenverhalten resultierenden Faktoren – und damit auch Hürden im privaten Umfeld, welche Frauen eine<br />

unternehmerische Betätigung erschweren. Die mangelnden Möglichkeiten der Entwicklung und des Rückgriffs<br />

auf Ressourcen stehen in unmittelbarem Zusammenhang mit den durch die Rollenmodelle hervorgerufenen<br />

242 in Form eines umgekehrt u-förmigen bzw. inversen Verlaufs. D.h., die Wahrscheinlichkeit der Ausübung einer beruflichen <strong>Selbständig</strong>keit<br />

steigt bis zu einer gewissen Altersgrenze kontinuierlich an und geht nach dieser Altersgrenze wieder zurück.

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