30.06.2013 Aufrufe

KLINISCHE PSYCHOLOGIE

KLINISCHE PSYCHOLOGIE

KLINISCHE PSYCHOLOGIE

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Dabei müssen mindestens 5 der folgenden 9 Symptome vorliegen:<br />

1. Verzweifeltes Bemühen, Verlassenwerden zu vermeiden<br />

2. Intensive, aber instabile zwischenmenschliche Beziehungen, die durch<br />

einen Wechsel von Idealisierung und Entwertung gekennzeichnet sind<br />

3. Identitätsstörung, genauer: Instabilität des Selbstbildes und der<br />

Selbstwahrnehmung<br />

4. Impulsivität in mindestens 2 potenziell selbstschädigenden Bereichen<br />

5. Wiederholte suizidale Handlungen, Selbstmordandeutungen und<br />

-drohungen oder Selbstverletzungen<br />

6. Affektive Instabilität (z.B. erhöhte Reizbarkeit, Angstattacken usw.)<br />

7. Chronisches Gefühl von Leere<br />

8. Unangemessene oder unkontrollierbare Wut<br />

9. Vorübergehende paranoide Vorstellungen oder schwere dissoziative<br />

Symptome (z.B. Depersonalisationsercheinungen)<br />

In der ICD-10 ist die Borderline-Störung keine eigene Persönlichkeitsstörung, sondern<br />

eine Unterform der „emotional instabilen Persönlichkeitsstörung“ (F 60.3), die<br />

sich in einen „impulsiven Typus“ (F 60.30) und einen „Borderline-Typus“ (F 60.31)<br />

unterteilt; die Kriterien für letzteren entsprechen weitegehend denen des DSM-IV.<br />

Die Symptomatik der Borderline-Störung lässt sich auf klinischer Ebene in 5<br />

Problembereiche gliedern:<br />

1) Affektregulation<br />

Niedrige Reizschwelle (=> Überempfindlichkeit)<br />

Hohes Erregungsniveau (=> sehr heftige Emotionen)<br />

Widersprüchlichkeit (=> aversive Spannungszustände)<br />

2) Selbstbild<br />

Unsicherheit bezüglich der eigenen Identität und Integrität („weit entfernt<br />

von sich selbst“; „sich selbst ausgeliefert“); Patienten schwanken oft<br />

zwischen Minderwertigkeitskomplexen und Omnipotenzfantasien; haben<br />

widersprüchliche Überzeugungen, Werte usw.<br />

3) Psychosoziale Integration<br />

Gefühl der Andersartigkeit und Einsamkeit<br />

Schwierigkeiten in der Nähe-Distanz-Regulation (Patienten haben<br />

einerseits Sehnsucht nach Nähe, andererseits Angst davor; sind anderen<br />

gegenüber oft verletzend, empfinden physische Abwesenheit als<br />

Verlassenheit etc.)<br />

„Passive Aktivität“ (Patienten demonstrieren Hilflosigkeit, um<br />

Aufmerksamkeit und Zuwendung zu bekommen)<br />

Überlastung der Sozialkontakte (Patienten erwarten zu viel von ihrem<br />

Umfeld und sind extrem anstrengend!)<br />

4) Kognitive Funktionsfähigkeit<br />

Ca. 65% leiden unter ausgeprägter dissoziativer Symptomatik<br />

(Depersonalisations- und Derealisationserleben)<br />

Intrusionen (Erinnerung und Wiedererleben traumatischer Ereignisse)<br />

Pseudopsychotische Symptomatik (akustische und optische<br />

Halluzinationen, die jedoch als ichsynton, d.h. von innen kommend, erlebt<br />

werden; magisches und paranoides Denken; übertriebener Argwohn etc.)<br />

Extremes „Schwarz-Weiß-Denken“, so dass z.B. gute und schlechte Seiten<br />

eines Menschen nicht in ein Ganzes integriert werden können<br />

Neuropsychologische Leistungsfähigkeit ist nicht eingeschränkt<br />

104

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!