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KLINISCHE PSYCHOLOGIE

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13.5. Posttraumatische Belastungsstörung<br />

13.5.1. Beschreibung des Störungsbildes und Diagnose<br />

Hintergrundinfo: Die posttraumatische Belastungsstörung wurde erst verhältnismäßig<br />

spät als eigenständiges Störungsbild (an)erkannt.<br />

Die Symptome wurden erstmals Ende des 19./ Anfang des 20. Jahrhunderts<br />

beschrieben.<br />

Anlass waren schwere Eisenbahnunfälle, die Weltkriege und später die<br />

Holocaustopfer!<br />

Entscheidende Ereignisse waren: der Vietnamkrieg (zahllose „unehrenhafte<br />

Entlassungen“ gestörter Soldaten) und die Frauenbewegung (offenerer Umgang<br />

mit sexuellem Missbrauch)<br />

Definition: Die posttraumatische Belastungsstörung ist eine auf extreme<br />

Belastungserfahrungen zurückgehende Angststörung, die durch folgende<br />

Kernsymptome gekennzeichnet ist:<br />

1. (Ungewolltes) Wiedererleben des traumatischen Ereignisses im Gedächtnis,<br />

Tagträumen oder Träumen<br />

Das Wiedererleben ist dabei durch extreme Realitätsnähe gekennzeichnet!<br />

2. Vermeidung von Aktivitäten und Situationen, die mit dem Trauma assoziiert sind<br />

und Unterdrückung der Erinnerung an das Trauma (bis hin zur Amnesie).<br />

3. Symptome autonomer Überregung (Hypervigilanz, übertriebene Schreckreaktion,<br />

Konzentrationsschwierigkeiten, Schlafstörungen etc.)<br />

4. Emotionale Stumpfheit, Teilnahmslosigkeit und Anhedonie<br />

Kriterien nach der ICD-10:<br />

Traumatisches Ereignis, das „bei fast jedem eine tiefe Verstörung hervorrufen<br />

würde“<br />

Problematisch, da weniger die objektiven Merkmale eines Traumas, als<br />

vielmehr dessen subjektive Bedeutung entscheidend für die Entstehung einer<br />

posttraumatischen Belastungsstörung sind!<br />

Typische Traumata sind: Vergewaltigung, sexueller Missbrauch,<br />

Raubüberfälle, Kriegseinsätze, schwere Unfälle, Naturkatastrophen etc.<br />

Symptome:<br />

notwendig: Beharrliches Wiedererleben des Traumas (s.o.)<br />

typisch: Vermeidung; vegetative Überregung; Gefühlstaubheit<br />

Dauer: Die Symptome treten i.d.R. innerhalb von 6 Monaten nach dem Ereignis<br />

auf und dauern mindestens einen Monat an!<br />

Die Komorbidität bei der PTB ist sehr hoch: In 80-90% der Fälle liegen weitere<br />

Störungen vor; am häufigsten sind affektive Störungen, weitere Angststörungen,<br />

Substanzmissbrauch und Somatisierung (die zeitliche Abfolge ist ungewiss)<br />

Diagnostische Verfahren:<br />

Semistrukturierte Interviews zur Diagnose und Erfassung der Komorbiditäten:<br />

DIPS, SKID-I<br />

Strukturiertes Interview zur Erfassung des Schweregrades der Störung: CAPS<br />

(„Clinician Administered PTSD Scale“)<br />

Differentialdiagnose: Ausgeschlossen werden müssen…<br />

Anpassungsstörung (liegt vor, wenn das traumatische Ereignis weniger drastisch<br />

ist und die Kriterien für die posttraumatische Belastungsstörung nicht ganz erfüllt<br />

werden: z.B. nach dem Tod eines geliebten Menschen)<br />

Trauerreaktion<br />

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