KLINISCHE PSYCHOLOGIE
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mit einem entsprechenden Tastendruck zu reagieren. Erscheint dieser Reiz<br />
hinter dem Bild, auf das der Pb zuvor seine Aufmerksamkeit gerichtet hatte,<br />
gelingt ihm das schneller!<br />
Ergebnis: Ängstliche Vpn reagieren signifikant schneller, wenn der der<br />
Punkt an der Stelle erscheint, an der zuvor der angstbesetzte Reiz<br />
eingeblendet wurde.<br />
Dot-Probe II: Um zu testen, ob dieser Effekt auf erhöhte Vigilanz für<br />
bedrohliche Reize oder reduziertes „Disengagement“ zurückzuführen ist,<br />
wird lediglich ein Bild verwendet.<br />
Ergebnis:<br />
Ursache oder Wirkung: Sind Aufmerksamkeitsverzerrungen nur ein<br />
Epiphänomen emotionaler Zustände oder verursachen sie diese?! Die<br />
empirischen Befunde sprechen eher für letzteres.<br />
Dreistufige Untersuchung (Mathews & MacLeod, 2002):<br />
1. Prä-Test: Dot-Probe Task und Stresstest (30 Anagramme unter<br />
Zeitdruck lösen + Befindlichkeitstest!)<br />
2. Lernphase: Dot-Probe-Task, wobei der Dot entweder immer hinter dem<br />
bedrohlichen oder hinter dem neutralen Reiz erscheint (experimentelle<br />
Manipulation der Aufmerksamkeitsausrichtung!)<br />
3. Post-Test: Dot-Probe-Task (mit neuen Reizen) und Stresstest (s.o.)<br />
Ergebnisse:<br />
a) Die Lerndurchgänge hatten deutlichen Einfluss auf die die<br />
Aufmerksamkeit, nicht aber auf die Stimmung und Angst!<br />
b) ABER: Wenn der Dot in der Lernphase immer hinter dem<br />
bedrohlichen Reiz erschien, zeigten die Pbn eine erhöhte<br />
Stressreaktion im Stresstest; umgekehrt konnte die Trait-Angst<br />
hochängstlicher Patienten reduziert werden, indem der Dot in der<br />
Lernphase immer hinter dem neutralen Reiz erschien.<br />
Interpretation: Aufmerksamkeitsprozesse haben einen Einfluss auf<br />
die Stressverarbeitung, woraus folgt, dass sie zumindest indirekt zur<br />
Entstehung und Aufrechterhaltung von Angststörungen beitragen!<br />
Hypervigilanz-Vermeidungs-Hypothese: Der Umgang mit phobischen Reizen<br />
erfolgt bei Phobikern in zwei zeitlich aufeinander folgenden Schritten: Auf<br />
anfängliche Hypervigilanz (Aufmerksamkeitsfokussierung auf bedrohliche<br />
Reize) folgt der Versuch, die bedrohlichen Reize zu vermeiden.<br />
Durch Eye-Tracking-Studien (bei denen die Pbn z.B. Spinnen suchen<br />
müssen) wird die Hypervigilanz-Vermeidungshypothese bestätigt.<br />
Kovariationsbias:<br />
Pbn bekommen neutrale und phobische Bilder gezeigt (z.B. Pilze, Spinne,<br />
Flugzeugabsturz), denen jeweils in 50% der Fälle ein lauter Ton folgt, um einen<br />
Startle-Reflex auszulösen. Zur Überprüfung des Kovariationsbias werden die<br />
Pbn anschließend gefragt, wie oft nach den einzelnen Bildern der Ton kam.<br />
Mühlberger et al.: Der Kovariationsbias tritt lediglich bei<br />
Spinnenphobikern (phylogenetische Phobie), nicht aber bei Flugphobikern<br />
(ontogenetische Phobie) auf!<br />
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