KLINISCHE PSYCHOLOGIE
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FAZIT: Die Klassifizierung psychopathologischen Verhaltens hängt stark vom<br />
sozialen und kulturellen Kontext ab und ist dementsprechend wandelbar; dies<br />
spiegelt sich nicht zuletzt in den verschiedenen Überarbeitungen der diagnostischen<br />
Manuale (DSM, ICD) wider!<br />
Homosexualität z.B. galt in den ersten beiden Versionen des DSM (genauer:<br />
bis 1973) noch als Störung – und wird von manchen immer noch als solche<br />
angesehen („Habemus papam!“)<br />
1.1.2. Wissenschaftstheoretisches<br />
In der klinischen Psychologie ist es aufgrund verschiedener Faktoren besonders<br />
schwer, das Ideal der Objektivität ist zu erreichen:<br />
Kulturellen und soziale Abhängigkeit psychischer Störungen (s.o.)<br />
Eigene Betroffenheit<br />
Schon gesundes Verhalten lässt sich nicht vollständig erklären<br />
Thomas Kuhn: Paradigmen beeinflussen, welche Art von „Rätseln“ untersucht<br />
wird, wie sie untersucht werden (Methoden), was dabei beobachtet wird und wie<br />
die Beobachtungsergebnisse interpretiert werden.<br />
Frühere Paradigmen der Psychopathologie (geschichtlicher Rückblick):<br />
Dämonologie (Mittelalter): Psychische Störungen als Besessenheit =><br />
„Therapie“: Exorzismus; Hexenverbrennung<br />
Asyle (ab 15.Jh): als Fluchtorte für psychisch Kranke<br />
Aktuelle Paradigmen in der Psychopathologie und –therapie (s.u.):<br />
1) Das biologische Paradigma<br />
2) Das psychoanalytische Paradigma<br />
3) Das Humanistische bzw. existentielle Paradigma<br />
4) Lerntheoretische bzw. behavioristische Paradigmen<br />
5) Das kognitive Paradigma<br />
6) Das Diathese-Stress-Modell (ein integratives Paradigma)<br />
Experiment zur Wirkung von Paradigmen (Langer und Abelson, 1974):<br />
Verhaltenstherapeuten und Psychoanalytikern wird ein Interview mit einem Mann<br />
präsentiert, der entweder als „Stellenbewerber“ (A) oder als „Patient“ (B) charakterisiert<br />
wird; Aufgabe der Therapeuten ist es, die „Angepasstheit“ dieses Mannes einzustufen.<br />
Ergebnis: In Bedingung A: kein Unterschied, in Bedingung B: Analytiker halten das<br />
Verhalten des „Patienten“ für wesentlich gestörter als die Verhaltenstherapeuten<br />
Erklärung: Analytiker beschränken sich bei ihrer Einschätzung nicht nur auf das<br />
gezeigte Verhalten, sondern gehen darüber hinaus!<br />
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