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KLINISCHE PSYCHOLOGIE

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Hypothesen: Genetische Ursachen spielen eine Rolle!<br />

- Die Geschwister von Indexfällen, die sich an keine Ursache erinnern<br />

können, sollten daher überzufällig häufig ebenfalls unter einer Phobie<br />

leiden!<br />

- Wenn der phobische Indexpatient eine traumatische Ursache erinnert,<br />

sollte dessen Bruder bzw. Schwester dagegen kein erhöhtes Risiko für eine<br />

Phobie haben.<br />

- Sollte Neurotizismus tatsächlich eine Diathese sein, sollten v.a. die<br />

phobischen Pbn ohne Trauma hohe Neurotizismuswerte aufweisen!<br />

Ergebnisse:<br />

49% (!) der phobischen Patienten hatten keine Ursachenerinnerung und<br />

lediglich 36% erinnerten sich an ein erlebtes Trauma. Dieser Befund<br />

widerspricht der Konditionierungshypothese!<br />

Auch der Zusammenhang zwischen endogener Sensibilität und Erblichkeit<br />

(Hypothesen a und b) konnte nicht bestätigt werden.<br />

Ergo: Das Diathese-Stress-Modell, das von einer Wechselwirkung zwischen<br />

angeborener Sensibilität und Konditionierungsprozessen ausgeht, ist zwar<br />

plausibel, vermag die Entstehung von Phobien aber nicht hinreichend zu<br />

erklären!<br />

Preparedness-Theorie oder Theorie des vorbereiteten Lernens (Seligman):<br />

Nicht alle Reize können gleich gut konditioniert werden. Stattdessen besteht für<br />

manche Reize (z.B. Spinnen, Schlangen, Dunkelheit oder Höhe) eine evolutionär<br />

bedingte und dementsprechend angeborene Lernbereitschaft („preparedness“).<br />

„Neutrale“ Reize, die sich leicht mit aversiven Reizen assoziieren lassen, sind<br />

durch folgende Charakteristika gekennzeichnet:<br />

1. Rasche Aneignung von (phobischem) Vermeidungsverhalten, oft schon nach<br />

einmaliger Konfrontation („ease of acquisition“)<br />

2. Erhöhte Löschungsresistenz („resistance to extinction“)<br />

3. Vorbereitete Assoziationen können durch kognitive Instruktionen nur wenig<br />

beeinflusst werden; vorbereitetes Lernen wird daher als eine primitive, nonkognitive<br />

Lernform interpretiert („irrationality“)<br />

Die Theorie des vorbereiteten Lernens wird durch verschiedene empirische<br />

Befunde gestützt:<br />

Wird Ratten nach dem Konsum eines süßen Getränks ein Elektroschock<br />

verpasst, meiden sie in der Testphase zwar den Trinkbehälter, an dem wie in<br />

der Konditionierungsphase ein Licht und ein Lautsprecher angebracht sind;<br />

sie assoziieren den Schock jedoch nicht mit dem Geschmack des Getränks,<br />

sondern trinken auch in der Testphase das gesüßte Wasser. Bei Ratten, bei<br />

denen mit Hilfe von Röntgenstrahlen Übelkeit induziert wurde, ist es<br />

dagegen umgekehrt: Sie präferieren in der Testphase das ungesüßte Wasser<br />

(Geschmack) und ignorieren Licht und Ton!<br />

Kurz: Ratten lernen zwar schnell, Geschmack mit Übelkeit zu<br />

assoziieren (Preparedness), nicht aber mit einem Stromschlag!<br />

Diskriminatives Konditionieren: In der einen Versuchsgruppe werden<br />

neutrale Reize (z.B. Pilzbilder) an einen aversiven Reiz gekoppelt,<br />

angstrelevante Reize (z.B. Spinnenbilder) dagegen nicht („normales“<br />

Lernen); in der anderen Versuchsgruppe ist es umgekehrt (vorbereitetes<br />

Lernen)<br />

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