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KLINISCHE PSYCHOLOGIE

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und zu überwinden, um auf diese Weise (und nicht etwa durch Überredung<br />

oder Druck) beim Klienten eine Veränderungsmotivation zu erzeugen.<br />

Die Methode basiert auf folgenden 4 Prinzipien:<br />

1. Empathie (nicht von der eigenen Wirklichkeit ausgehen, sondern von<br />

der des Patienten)<br />

2. Herausarbeitung von Diskrepanzen (dem Patienten die Diskrepanz<br />

zwischen seinem aktuellen Verhalten und seinen Wunschzielen vor<br />

Augen führen, die negativen Konsequenzen des aktuellen Verhaltens<br />

herausarbeiten etc.)<br />

3. Geschmeidiger Umgang mit Widerstand (Widerstand nicht auf den<br />

Patienten, sondern auf die Interaktion zurückführen und<br />

gegebenenfalls den eigenen Interaktionsstil ändern, etwa indem eine<br />

neue Perspektive eingenommen wird)<br />

4. Stärkung der Änderungszuversicht (dem Patienten das Gefühl geben,<br />

selbst verantwortlich zu sein und es selbst in der Hand zu haben, etwas<br />

zu ändern => Selbstwirksamkeit vermitteln)<br />

Techniken der motivierenden Gesprächsführung:<br />

Offene Fragen (die nicht mit „ja“ oder „nein“ zu beantworten sind)<br />

Aktives Zuhören („mhmh“, „aha“; „sie meinen also, dass…“)<br />

Zusammenfassungen (um dem Patienten seine Äußerungen zu<br />

spiegeln)<br />

Würdigung und positive Wertschätzung (Verständnis und Lob<br />

äußern)<br />

Offener und sensibler Umgang mit Widerstand<br />

Förderung von „change talk“ (den Patienten darin bestärken,<br />

bejahend über die von ihm angestrebten Veränderungen zu sprechen)<br />

Förderung von „confidence talk“ (den Patienten darin bestärken,<br />

zuversichtlich über die Erfolgsaussichten seiner Vorhaben zu<br />

sprechen)<br />

Entgiftung: Vielfach ist eine Entgiftung notwendig; sie kann stationär oder ambulant<br />

durchgeführt werden und dauert ca. einen Monat; meist wird eine solche Entgiftung<br />

medikamentös begleitet (Tranquilizer, krampflösende Medikamente etc.), um die<br />

unangenehmen Entzugserscheinungen abzumildern.<br />

Medikamentöse Behandlung: kann psychotherapeutische Maßnahmen ergänzen,<br />

aber niemals ersetzen.<br />

Folgende Medikamente werden zur Behandlung von Alkoholismus eingesetzt:<br />

„Anti-Craving“-Medikamente (z. B. Acamprosat): haben eine<br />

erregungshemmende Wirkung und führen dadurch zu einer Reduktion des<br />

Alkoholverlangens; eingesetzt werden sie überwiegend im ambulanten<br />

Setting; da im stationären Setting eher auf die Vermeidung von<br />

Rückfallsituationen gesetzt wird; die Einnahmedauer liegt zwischen 6 und<br />

12 Monaten (Problem: hohes Drop out!); verschrieben werden sollten sie<br />

nur, wenn trotz Cravings eine eindeutige Abstinenzmotivation vorliegt und<br />

mit einer regelmäßigen Einnahme gerechnet werden kann!<br />

Antabus (Wirkstoff: Disulfiram): blockiert den Alkoholmetabolismus und<br />

führt dadurch, sobald Alkohol konsumiert wird, zu Übelkeit; Probleme:<br />

hohe Abbrecherquote (80%); wird das Medikament nach dem<br />

Alkoholkonsum eingenommen, besteht Lebensgefahr!<br />

Zusätzlich: medikamentöse Behandlung komorbider Störungen<br />

(Antidepressiva, Tranquilizer etc.)<br />

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