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KLINISCHE PSYCHOLOGIE

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Im DSM-IV: wird „Craving“ („unwiderstehlicher Drang“) zusammen mit<br />

Toleranzentwicklung und Entzugserscheinungen explizit als eines der<br />

zentralen Merkmale von Abhängigkeit genannt.<br />

Erfasst werden kann das „Craving“ entweder mit Hilfe von Fragebögen, z.B.<br />

dem „Questionaire on Smoking Urges“ (QSU), oder mittels<br />

biopsychologischer Methoden (s.o.: Modulation des Schreckreflexes in<br />

Abhängigkeit von der emotionalen Valenz der Hintergrundreize)<br />

Der QSU wurde von Mucha, Pauli u.a. ins deutsche übersetzt (QSU-G); er<br />

enthält 37 Items, die jeweils auf einer 7-stufigen Antwortskala (stimmt<br />

überhaupt nicht – stimmt völlig) beurteilt werden sollen.<br />

4 a priori Skalen:<br />

Verlangen zu rauchen (z.B. „Ich muss jetzt rauchen!“)<br />

Erwartung einer sofortigen positiven Wirkung (z.B. „Ich würde eine<br />

Zigarette jetzt nicht genießen“)<br />

Erwartung einer sofortigen Reduktion von Nikotinentzug oder<br />

negativen Gefühlen (z.B. „Rauchen würde meine schlechte Stimmung<br />

deutlich verbessern.“)<br />

Absicht zu rauchen (z.B. „Ich werde rauchen, sobald ich die<br />

Möglichkeit dazu habe.“)<br />

Hohe Reliabilität (zw. 0.93 und 0.95) und Validität (gemessen an den<br />

Auswirkungen von Deprivation und Rauchen)<br />

Eine Faktorenanalyse zeigt, dass sich diese Skalen zu 2 Faktoren<br />

zusammenfassen lassen:<br />

1. Absicht zu rauchen + Antizipation positiver Wirkung<br />

2. Verlangen zu rauchen + Entzugsreduktion<br />

Rauchen (vorher/nachher) und Deprivation wirken stärker auf Skala 1<br />

(Absicht zu rauchen/ positive Rauchwirkung) als auf Skala 2 (Verlangen zu<br />

rauchen / Entzugsreduktion), was diese Erkenntnis bringt, wissen Gott und<br />

Pauli allein!<br />

7.1.7. Allgemeine Hinweise zur Therapie<br />

Die wichtigsten Therapieziele bei Sucht sind:<br />

Aufbau einer Veränderungsbereitschaft<br />

Problem: die schlimmsten Konsequenzen des Substanzmissbrauchs<br />

(körperliche Beschwerden etc.) klingen zu Beginn der Behandlung recht<br />

schnell ab, während die positiven Konsequenzen abstinenten Verhaltens<br />

(z.B. beruflicher Erfolg) meist erst nach längerer Zeit erfahrbar werden.<br />

Methode: kognitive Verfahren, wobei ein Schwerpunkt auf der positiven<br />

Bewertung abstinenten Verhaltens liegt)<br />

Behandlung begleitender Störungen<br />

„Harm Reduction“: dient der Sicherung des Überlebens und hat absolute<br />

Priorität<br />

Behandlung von Störungen mit Auslöserfunktion und sonstigen<br />

komorbiden Störungen (z.B. soziale Unsicherheit, Depression,<br />

Persönlichkeitsstörung, ungünstige Interaktionsmuster in der Familie etc.)<br />

Rückfallprävention<br />

Kombination von kognitiven und verhaltensübenden Verfahren, die dazu<br />

dienen, Rückfallrisiken zu erkennen und zu meiden bzw. besser zu<br />

„handlen“!<br />

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