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KLINISCHE PSYCHOLOGIE

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Probleme der klassischen Dopamin Hypothese und neuere Modifikationen:<br />

Anders als die klassische Dopamin-Hypothese vermuten ließe, liegt der<br />

Hauptmetabolit von Dopamin, die Homovanillinsäure (HVA), bei<br />

Schizophreniepatienten nicht in erhöhter Konzentration vor! Ergo: Bei<br />

Schizophreniepatienten sind vermutlich nicht die Dopamin-freisetzenden<br />

Neurone überaktiv, sondern die Dopamin-Rezeptoren.<br />

Tatsächlich wurde bei Schizophrenen post mortem eine erhöhte Anzahl<br />

von Dopamin-Rezeptoren, v.a. vom D2-Subtyp, gefunden (dieser Befund<br />

lässt sich allerdings auch auf die medikamentöse Behandlung der<br />

betreffenden Patienten zurückführen)<br />

Die negative Symptomatik kann durch Neuroleptika kaum verbessert werden!<br />

Amphetamine führen keineswegs bei allen Patienten zu einer Symptom-<br />

Verschlechterung; bei manchen (nämlich denen mit überwiegend negativer<br />

Symptomatik) bewirken sie sogar eine Besserung! Neuere Ansätze ordnen die<br />

positive- und negative Symptomatik daher je unterschiedlichen Dopamin-<br />

Systemen zu. Die positive Symptomatik wird auf eine Überaktivität der<br />

mesolimbischen Nervenbahnen, die negative auf eine Unteraktivität der<br />

mesokortikalen Nervenbahnen zurückgeführt.<br />

Sowohl die mesolimbischen, als auch die mesokortikalen Nervenbahnen<br />

(s.o.) beginnen im ventralen Tegmentum (Teil des Mesencephalons).<br />

Während letztere von dort zum präfrontalen Kortex verlaufen, führen<br />

erstere jedoch zum Hypothalamus, der Amygdala, dem Hippocampus und<br />

dem Nucleus accumbens (=Belohnungs- und Verstärkungszentrum).<br />

Da präfrontaler Kortex und limbisches System ihrerseits wiederum durch<br />

dopaminerge Nervenbahnen verbunden sind, sind die beiden Systeme<br />

jedoch nicht unabhängig voneinander! Die Dopamin-Neuronen im<br />

präfrontalen Kortex wirken z.B. hemmend auf die Dopaminneuronen im<br />

limbischen Bereich!<br />

Zusammenfassung des Modells:<br />

Verletzung des PFC<br />

Geringe Aktivität der<br />

Dopaminneuronen im PFC<br />

Geringere Hemmung der mesolimbischen<br />

DA-Neuronen<br />

Negative Symptome der<br />

Schizophrenie<br />

Positive Symptome der<br />

Schizophrenie<br />

Bewertung der biochemischen Befunde: Auch die neuere Dopamin-Theorie vermag<br />

Schizophrenie letztlich nicht befriedigend zu erklären; darüber hinaus gilt sie<br />

vermutlich ohnehin nur für Typ II-Schizophrenien.<br />

Folgende Probleme sind nach wie vor ungeklärt:<br />

Allgemeine methodische Probleme: Die therapeutische Wirksamkeit von<br />

Medikamenten ist kein Beweis, da der Einfluss von Drittvariablen nicht<br />

ausgeschlossen werden kann! Darüber hinaus kann die dopaminerge<br />

Überaktivität bei Schizophrenen auch auf andere Faktoren, wie z.B. deren<br />

übermäßigen Substanzmissbrauch (Alkohol, Kaffee etc.), die Ernährung<br />

oder mangelnde körperliche Aktivität zurückgehen.<br />

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