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KLINISCHE PSYCHOLOGIE

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4.4.4. Sonstige Theorien zur Depression<br />

Das Verstärker-Verlust-Modell von Lewinsohn (1974) ist ein<br />

verhaltenstheoretisches Modell: Depression wird dabei auf einen sich durch die<br />

Depression weiter verschärfenden Mangel an positiver Verstärkung zurückgeführt.<br />

Die Menge positiver Verstärkung hängt dabei von 3 Faktoren ab:<br />

1) Der Anzahl und Qualität möglicher verstärkender Ereignisse<br />

Was wirkt auf eine Person zumindest potenziell verstärkend (ist es<br />

beruflicher Erfolg, Glück in der Liebe oder ein großer Freundeskreis?)<br />

2) Der Erreichbarkeit solcher Verstärker in der Umgebung<br />

Ist die Person berufstätig und wenn ja, inwiefern besteht in diesem<br />

Beruf die Möglichkeit, für das eigene Handeln verstärkt zu werden<br />

(Arbeitsloser vs. Lehrer vs. Schauspieler)? Hat eine Person Familie?...<br />

3) Dem instrumentellen Verhalten einer Person<br />

Ist eine Person dazu in der Lage, die potenziellen Verstärker in der<br />

Umgebung auch zu erhalten (berufliche Fähigkeiten, soziale<br />

Kompetenz etc.)?<br />

Wer über längeren Zeitraum keine Verstärkung erhält, befindet sich nach<br />

behavioristischer Theorie unter Löschungsbedingungen und hört im<br />

Extremfall ganz auf, irgendetwas zu tun. Die Folge ist eine Depression.<br />

Letztere lässt sich damit als Teufelskreislauf beschreiben: Ein Mangel an<br />

Verstärkern führt zu Depression – und diese führt wiederum zu einer weiteren<br />

Reduktion an Verstärkern (berufliches Desinteresse, sozialer Rückzug etc.).<br />

Interpersonale Theorien der Depression: bauen auf Lewinsohns Modell auf und<br />

betonen die negativen Reaktionen, die Depressive in ihrer Umwelt hervorrufen.<br />

In mehreren Studien (Telefongespräche oder Face-to-Face-Interaktionen)<br />

konnte gezeigt werden, dass das Verhalten von Depressiven (sogar unabhängig<br />

vom Inhalt) Ablehnung hervorruft.<br />

Depressive verfügen über geringere Sozialkompetenzen und leben meist in<br />

einem weitmaschigeren sozialen Netz.<br />

Multifaktorieller Ansatz: Am sinnvollsten ist es, die verschiedenen Theorien zu<br />

integrieren.<br />

In diesem Fall lassen sich folgende Einflussfaktoren unterschieden:<br />

1. Genetische Prädisposition<br />

2. Traumatische Erfahrungen („Life-Events“)<br />

3. Persönlichkeitsfaktoren<br />

Gelernte Hilflosigkeit<br />

Attributionsstil<br />

Kognitive Schemata<br />

4. Physikalische Einwirkungen<br />

Z.B. Lichtentzug<br />

5. Aktuelle psychosoziale Belastungen (Stress)<br />

Alle diese Faktoren werden neurobiologisch vermittelt (Serotoninmangel etc.)<br />

und führen so zu einer Depression.<br />

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