KLINISCHE PSYCHOLOGIE
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Hoffnungslosigkeit: Die neueste Fassung der Theorie erweitert das Konzept um den<br />
Begriff der Hoffnungslosigkeit; letztere äußert sich nicht nur im Gefühl der<br />
Hilflosigkeit (mangelnde Kontrollüberzeugung), sondern darüber hinaus in der<br />
pessimistischen Zukunftserwartung, dass positive Ereignisse ausbleiben, negative<br />
dagegen eintreten werden.<br />
Der Vorteil dieser Fassung besteht darin, dass neben dem Attributionsstil<br />
weitere Diathesen in Betracht gezogen werden: dazu zählen v.a. der erwähnte<br />
Pessimismus, zum anderen ein geringes Selbstwertgefühl.<br />
Darüber hinaus bietet die Theorie eine gute Erklärung für den engen<br />
Zusammenhang von Depression und Angststörungen: Pessimistische<br />
Erwartungen führen zu Angst; treten die erwarteten Ereignisse ein, kommt es<br />
zu Hilflosigkeit und Hoffnungslosigkeit!<br />
Empirische Befunde und Evaluation:<br />
Positive Befunde:<br />
Tatsächlich zeigt sich, dass Pbn, die im „Attributionsstil-Fragebogen“<br />
(ASQ) einen negativen Attributionsstil erkennen lassen, höhere<br />
Depressionswerte aufweisen!<br />
Studenten, die einen positiven Attributionsstil aufweisen, reagieren auf eine<br />
schlechte Note zunächst nicht minder enttäuscht als Studenten mit einem<br />
negativen Attributionsstil - ihre Enttäuschung hält jedoch nicht so lange an!<br />
Erklärung: unmittelbare emotionale Reaktion erfolgt vor den<br />
Attributionen!<br />
Probleme:<br />
Die meisten Studien sind Analogstudien: sie wurden also nicht an<br />
klinischen Stichproben erhoben, sondern an Studenten mit hohen<br />
Depressionswerten. Validität?!<br />
Das Modell wurde ursprünglich zur Erklärung reaktiver Depressionen<br />
entwickelt, ob es auch auf andere Typen von Depression anwendbar ist,<br />
wäre näher zu prüfen.<br />
Es ist fraglich, ob die Theorien depressionsspezifisch sind. Auf Angst oder<br />
Sorgen im Allgemeinen scheinen sie genauso zuzutreffen!<br />
Ob kognitive Prozesse, in dem Fall: die Attribution von Ereignissen,<br />
tatsächlich so entscheidend sind, wie es die Theorie nahelegt, ist streitbar.<br />
Schließlich gibt es viele Studien, die zeigen, dass der Mensch sich der<br />
Ursachen seines Verhaltens oft gar nicht bewusst ist und auch die<br />
Alltagserfahrung zeigt, dass wir nur selten so rational und überlegt<br />
vorgehen, wie es kognitive Modelle nahelegen.<br />
Die besagten Theorien gehen davon aus, dass es sich bei dem<br />
Attributionsstil um eine Diathese und damit um ein stabiles<br />
Persönlichkeitsmerkmal handelt; es konnte jedoch gezeigt werden, dass der<br />
negative Attributionsstil nach einer depressiven Episode wieder<br />
verschwindet!<br />
Wie bei Becks Theorie stellt sich die Frage, ob Hilf- bzw.<br />
Hoffnungslosigkeit tatsächlich die Ursache oder lediglich eine Folge von<br />
Depressionen ist.<br />
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