KLINISCHE PSYCHOLOGIE
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6) Eine körperdysmorphe Störung (Dsymorphophobie): äußert sich in der<br />
intensiven Beschäftigung mit einem eingebildeten oder übertriebenen Mangel<br />
der eigenen Erscheinung.<br />
Die Unzufriedenheit kann sich auf alle möglichen Körperteile und<br />
–eigenschaften beziehen (Behaarung, Brustgröße, Nasenform etc.), sie<br />
beginnt meistens gegen Ende der Pubertät und tritt bei Frauen häufiger auf<br />
als bei Männern; Schönheits-OPs helfen in aller Regel wenig!<br />
Manche Forscher halten die Dismorphophobie nicht für eine eigene<br />
Störung, sondern für ein Symptom, das bei mehreren Störungen auftreten<br />
kann (Zwangsstörung, Wahnstörung, Depression etc.); tatsächlich ist die<br />
Differentialdiagnose nicht ganz einfach (s.u.)!<br />
Im ICD-10 sind die aufgelisteten Diagnosen etwas spezifischer; darüber hinaus<br />
werden Konversionsstörungen unter den dissoziativen Störungen geführt!<br />
F 44: „Dissoziative Störung der Bewegung und der Sinnesempfindung“:<br />
„Dissoziative Bewegungsstörungen“; „Dissoziative Krampfanfälle“ etc.<br />
Halitophobie (auch somatoforme Halitosis genannt): ist die unbegründete Angst und<br />
Überzeugung, Mundgeruch zu haben.<br />
9.1.2. Die Somatisierungsstörung<br />
Diagnostische Kriterien nach dem DSM-IV:<br />
A. Vorgeschichte mit vielen körperlichen Beschwerden, wobei diese vor dem<br />
30. LJ begonnen- und über mehrere Jahre angehalten haben müssen.<br />
B. Erfüllung folgender 8 Kriterien:<br />
Vier Schmerzsymptome (z.B. Kopf-, Gelenk-, Rücken-, Bauch- oder<br />
Menstruationsschmerzen; Schmerzen Wasserlassen oder beim<br />
Geschlechtsverkehr = Dyspareunie)<br />
Zwei gastrointestinale Symptome (z.B. Völlegefühl, Übelkeit, Erbrechen,<br />
Durchfall oder Unverträglichkeit bestimmter Speisen)<br />
Ein sexuelles Symptom (z.B. sexuelle Gleichgültigkeit, Erektions- oder<br />
Ejakulationsstörungen, unregelmäßige oder ungewöhnlich starke<br />
Menstruation, Erbrechen während der gesamten Schwangerschaft)<br />
Ein pseudoneurologisches Symptom (entweder ein Konversionssymptom<br />
wie z.B. Gleichgewichts- oder Koordinationsstörungen, Lähmungen,<br />
lokalisierte Muskelschwäche, Schluckschwierigkeiten, Aphonie, Hallos,<br />
Anästhesien, Blindheit oder Taubheit oder ein dissoziatives Symptom wie<br />
z.B. Amnesie)<br />
C. Keine organische Ursache; D. keine Simulation<br />
Die Kriterien des ICD sind etwas ungenauer: eine Somatisierungsstörung liegt hier<br />
vor, wenn mehrere verschiedene körperliche Symptome ohne ausreichende somatische<br />
Erklärung über mindestens 2 Jahre andauern.<br />
Der „Somatische Symptom-Index - 4/6“ (SSI – 4/6): dient zur Diagnose eines<br />
„Somatisierungssyndroms“, wobei deutlich weniger Symptome verlangt werden als<br />
im DSM-IV. Während letzterer den Cut-off-Wert für eine Somatisierungsstörung auf 8<br />
Symptome festlegt, verlangt der SSI bei Männern lediglich 4-, bei Frauen 6 Symptome<br />
– und zwar über einen Zeitraum von 6 Monaten!<br />
Es hat sich gezeigt, dass Patienten oberhalb des SSI (ohne Erfüllung der<br />
vollständigen Kriterien einer Somatisierungsstörung) ähnliche Probleme haben<br />
wie Patienten mit einer vollständigen Somatisierungsstörung (Krankheitstage,<br />
Komorbiditäten, Arztbesuche etc.)<br />
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