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KLINISCHE PSYCHOLOGIE

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8.2.6. Behandlung: Die Dialektisch Behaviorale Therapie (DBT)<br />

Die dialektisch-behaviorale Therapie wurde von MARSHA LINEHAN speziell für die<br />

Behandlung von Borderline-Patienten entwickelt. Das Konzept basiert auf dem<br />

neurobehavioralen Störungsmodell und verbindet Elemente der kognitiven VT, der<br />

humanistischen Psychologie und des Zen-Buddhismus.<br />

Eine feste Behandlungsreihenfolge gibt es nicht; stattdessen ist das Programm<br />

bewusst so offen, dass es flexibel auf die Probleme des jeweiligen Patienten<br />

abgestimmt werden kann.<br />

Der Begriff „dialektisch“ bringt zweierlei zum Ausdruck:<br />

Erstens beschreibt er die paradoxe Haltung, die der Therapeut dem<br />

Borderline-Patienten gegenüber einnehmen muss: Der Therapeut muss<br />

letzteren nämlich nicht zu einer Veränderung seines Verhaltens bewegen,<br />

sondern ihn zugleich so annehmen, wie er ist (Rogers).<br />

Zweitens bringt der Begriff zum Ausdruck, worum es in der Therapie geht:<br />

nämlich die Gegensätze in der Welt des Patienten schrittweise<br />

aufzulösen und zu integrieren.<br />

Grundannahmen:<br />

Entscheidend für den Erfolg der Therapie ist die Grundhaltung des<br />

Therapeuten und dessen Beziehung zum Klienten; erstere muss im Sinne der<br />

humanistischen Psychologie empathisch, wertschätzend und kongruent sein.<br />

Der Therapeut muss sich darüber bewusst sein, dass Borderline-Patienten unter<br />

ihrer Störung leiden und sich bessern wollen, ihnen aber genau das besonders<br />

schwer fällt.<br />

Das Verhalten der Patienten macht im subjektiven Kontext des Patienten<br />

durchaus Sinn und darf daher nicht pauschal als „gestört“ abgetan werden.<br />

Stattdessen gilt es, die jeweiligen Auslöser und Konsequenzen sowie die<br />

zugrundeliegenden Schemata herauszuarbeiten!<br />

Die Patienten können in der DBT nicht versagen – die Therapeuten brauchen<br />

ihrerseits Unterstützung (Supervision)<br />

Die DBT umfasst 4 Module:<br />

1. Einzeltherapie<br />

2. Fertigkeitstraining in der Gruppe („Skills“-Gruppe)<br />

3. Telefonberatung (in Notfällen)<br />

4. Supervisionsgruppe für Therapeuten<br />

Die Beziehungsgestaltung: ist aus 2 Gründen eines der wichtigsten Elemente der<br />

Einzeltherapie. Erstens, sind Beziehungsprobleme ein Leitsymptom der Borderline-<br />

Störung! Zweitens, soll durch eine positive Beziehung ein vorzeitiger<br />

Therapieabbruch, der bei Borderline-Patienten beinahe die Regel ist (s.o.: 75%!),<br />

verhindert werden.<br />

Der Therapeut versteht sich als Coach (sprich: er übernimmt die<br />

Hauptverantwortung für Verlauf und Ergebnis der Therapie)<br />

Der Therapeut benennt seine eigenen Emotionen (auf diese Weise soll dem<br />

Patienten die Wirkung seines Verhaltens authentisch gespiegelt- und dabei<br />

geklärt werden, ob diese tatsächlich intendiert war)<br />

Der Therapeut achtet stärker auf die verbalen als auf die nonverbalen Signale<br />

(da letztere bei Borderline-Patienten oft beeinträchtigt sind und ihre<br />

tatsächlichen Emotionen nicht adäquat wiedergeben)<br />

Jede Sitzung wird auf Video oder Audiokassette aufgenommen (zur<br />

Nachbearbeitung durch den Patienten)<br />

Der Therapeut sorgt für „Objektkonstanz“ (z.B. durch das Aufnehmen von<br />

Tonbändern, um mit ihrer Hilfe Abwesenheitsphasen zu überbrücken)<br />

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