KLINISCHE PSYCHOLOGIE
KLINISCHE PSYCHOLOGIE
KLINISCHE PSYCHOLOGIE
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Somatoforme und dissoziative Störungen<br />
Borderline-Persönlichkeitsstörung<br />
Zwangsstörungen<br />
Depressive Syndrome im Rahmen anderer Erkrankungen (z.B. einer MD-<br />
Episode)<br />
Schizophrene Psychosen oder andere wahnhafte Störungen<br />
6.1.6. Epidemiologie und Verlauf<br />
Häufigkeit: Ansätze gestörten Essverhaltens (z.B. übertriebene Diäten) finden sich<br />
bei jungen Frauen (Adoleszenz; Studium) so häufig (bei über 2/3!), dass sie statistisch<br />
gesehen fast schon „normal“ sind. Die Kriterien für eine Diagnose erfüllen jedoch nur<br />
wenige:<br />
Prävalenz von Anorexia Nervosa: etwas unter einem Prozent (0,2-0,8%)<br />
Prävalenz von Bulimia Nervosa: 1-2%<br />
Verhältnis Frauen – Männer: 11 : 1<br />
Risikogruppen: Balletttänzerinnen, Turnerinnen, Modells, Jockeys, etc.<br />
Krankheitsbeginn: Eine kritische Phase für die Entwicklung von Essstörungen stellt<br />
die Pubertät dar, sofern diese mit diversen körperlichen Veränderungen einhergeht,<br />
mit denen die Betroffenen oft nicht umgehen können.<br />
Die Anorexia Nervosa: setzt typischerweise in den frühen bis mittleren<br />
Jugendjahren ein; das Durchschnittsalter bei Krankheitsbeginn liegt zw. 15 und<br />
16 Jahren (zweigipflige Verteilung mit Häufung bei 14,5 und 18 Jahren)<br />
Die Bulimia Nervosa: setzt meist etwas später ein; das Durchschnittsalter bei<br />
Krankheitsbeginn liegt zw. 18 und 19 Jahren; viele der Betroffenen waren vor<br />
Beginn der Störung leicht überwichtig – ihre ersten Fressanfälle setzten<br />
während einer Diät ein!<br />
Verlauf:<br />
Prinzipiell gilt: der Verlauf von Bulimie ist günstiger als der von Magersucht<br />
(geringere Mortalität, höhere Remissionsrate etc.)!<br />
Auch bei AN ist die Remissionsrate jedoch relativ hoch: Etwa 70% der in der<br />
Adoleszenz (!) erkrankten Patienten genesen wieder (wenn auch oft erst nach<br />
Jahren und mehreren Rückfällen)<br />
Aber bedenke: Anorexia Nervosa ist lebensgefährlich! Die Mortalität der<br />
Patienten (1,4 -16%) ist (aufgrund der Mangelernährung und Suizid) 10 Mal so<br />
hoch wie in der Allgemeinbevölkerung und doppelt so hoch wie bei anderen<br />
psychischen Störungen!<br />
Prognose:<br />
Prädiktoren für einen negativen Verlauf von AN:<br />
Niedriger BMI zu Behandlungsbeginn und bei Entlassung<br />
Später Beginn (> 20)<br />
Längere Krankheitsdauer<br />
Komorbide psychische Störungen (z.B. Depression)<br />
Höheres Ausmaß sozialer und psychischer Probleme (z.B. Perfektionismus,<br />
familiäre Konflikte)<br />
Heißhunger-Anfälle und Erbrechen („Purging“-Typus)<br />
Körperliche Folgeschäden<br />
Prädiktoren für einen negativen Verlauf von BN:<br />
Höhere Frequenz von Fressanfällen und Erbrechen bei Behandlungsbeginn<br />
Geringe bzw. langsame Reduktion dieser Frequenz während der Therapie<br />
(um weniger als 70% nach den ersten 6 Sitzungen)<br />
Impulsivität; Substanzmissbrauch<br />
74