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KLINISCHE PSYCHOLOGIE

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Fazit: Am besten erscheint eine bidirektionale Sichtweise, der zufolge sich<br />

Kognition und Depression wechselseitig beeinflussen. Trotzdem kann aber<br />

davon ausgegangen werden, dass negative Denkmuster einen Risikofaktor<br />

darstellen!<br />

4.4.3. Theorie der gelernten Hilflosigkeit und Hoffnungslosigkeit<br />

Es gibt mehrere kognitive Theorien, die Depression auf eine generalisierte<br />

Hilflosigkeit bzw. Hoffnungslosigkeit zurückführen. 3 Varianten lassen sich<br />

unterscheiden:<br />

1) Die ursprüngliche Theorie der gelernten Hilflosigkeit (von Seligman)<br />

2) Die attributionsbezogene Umformulierung dieser Theorie (Seligman, Abramson)<br />

3) Die Theorie der Hoffnungslosigkeit (Abramson, Metalsky & Alloy)<br />

Theorie der gelernten Hilflosigkeit (Seligman, 1974): Unangenehme Erfahrungen<br />

und Traumata, die ein Individuum erfolglos zu überwinden versucht hat, führen zu<br />

Passivität und Kontrollverlust auch in anderen Situationen Depression.<br />

Experimentelle Grundlage: Hunde, die in einer ersten Phase unkontrollierbare<br />

Elektroschocks erleiden mussten, lernen in einer zweiten Phase, in denen diese<br />

vermieden werden können, das dazu nötige Verhalten langsamer als Tiere, die<br />

zuvor keine unkontrollierbaren Schocks appliziert bekommen hatten.<br />

Erklärung: In den kognitiven, motivationalen und emotionalen Defiziten<br />

der „geschockten“ Hunde äußert sich eine „gelernte Hilflosigkeit“!<br />

Gelernte Hilflosigkeit + Attributionsstil: Da sich die Ergebnisse nicht 100%-ig auf<br />

Menschen übertragen ließen, legten Seligman und Abramson 1978 eine revidierte<br />

Fassung der Theorie vor: Darin wird davon ausgegangen, dass der Effekt durch den<br />

Attributionsstil einer Person moderiert wird.<br />

Probleme: Bei Versuchen mit Menschen zeigte sich, dass induzierte<br />

Hilflosigkeit auch dazu führen kann, dass nachfolgend die notwendigen<br />

Vermeidungshandlungen einfacher gelernt werden. Darüber hinaus schreiben<br />

sich viele Depressive selbst die Verantwortung für ihre Misserfolge zu - ein<br />

Umstand, der mit dem Begriff „Hilflosigkeit“ nur schwer zu vereinbaren ist!<br />

Lösung: Ob gelernte Hilflosigkeit auftritt oder nicht, hängt nicht nur von der<br />

Situation, sondern auch von deren Interpretation ab, genauer: davon, wie eine<br />

Person ihre eigenen Misserfolge attribuiert.<br />

Mit WEINER können Attributionen dabei anhand dreier Dimensionen<br />

unterschieden werden:<br />

1. Internale vs. externale Attribution<br />

2. Stabile vs. variable Attribution<br />

3. Globale vs. spezifische Attribution<br />

Ein negativer Attributionsstil äußert sich in internalen (=> schlechter<br />

Selbstwert), stabilen (=> Hilflosigkeit) und globalen<br />

Ursachenzuschreibungen. (=> Verstärkung dieser beiden Aspekte)<br />

Die Mathearbeit war weder dumm gestellt (external, variabel,<br />

spezifisch), noch hab ich mich zu wenig angestrengt (internal, variabel).<br />

Stattdessen war ich zu dumm (internal, stabil) – und zwar nicht nur,<br />

weil ich mathematisch unbegabt bin, sondern weil ich generell nichts<br />

drauf habe (global).<br />

These: Machen Menschen mit einem negativen Attributionsstil (Diathese)<br />

negative Erfahrungen (Stress) sind sie besonders gefährdet, depressiv zu<br />

werden. Erstens: halten ihre negativen Gefühle nach solchen Erlebnissen<br />

länger an als bei Personen mit einem positiven Attributionsstil; zweitens:<br />

entwickeln sie eine „gelernte Hilflosigkeit“.<br />

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