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KLINISCHE PSYCHOLOGIE

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Zwillingsstudien:<br />

Die Konkordanzrate der bipolaren Störung ist bei eineiigen Zwillingen<br />

deutlich höher (72-79%) als bei zweieiigen (14-19%), was ein klarer Hinweis<br />

auf eine genetische Komponente ist!<br />

Dasselbe gilt, wenn auch in weitaus schwächerem Maße, für die unipolare<br />

Depression: Auch hier sind die Konkordanzraten eineiiger Zwillinge (25-50%)<br />

höher als die zweieiiger Zwillinge (11-40%)<br />

Untersuchungen nach dem Diathese-Stress-Modell:<br />

Kendler et al. (1995): Die genetische Disposition für eine Major Depression<br />

kommt nur dann zum Tragen, wenn „Stressful Life Events“ hinzukommen.<br />

Nur dann ist das Risiko vorbelasteter Zwillinge nämlich deutlich erhöht!<br />

Caspi et al. (2003): Ein Transportergen für Serotonin, das in zwei<br />

Ausprägungen (=Allelen) auftritt, nämlich einer kurzen und einer langen Form,<br />

hat sich als genetischer Vulnerabilitätsfaktor für Depression erwiesen.<br />

Homozygote Träger des kurzen Allels (s/s) reagieren nämlich empfindsamer<br />

auf psychosoziale Stressbelastungen und haben damit nach schweren „Lifeevents“<br />

(z.B. einer Misshandlung zw. 3 und 11 Jahren) ein bis zu doppelt so<br />

großes Risiko, an einer Depression zu erkranken, wie die homozygoten Träger<br />

des langen Allels (l/l).<br />

Wahrscheinlichkeit, nach einer Misshandlung zw. 3 und 11 Jahren an einer<br />

Depression zu erkranken: s/s (65%); s/l (45%); l/l (30%)<br />

4.3.2. Biochemische Faktoren<br />

Die Noradrenalin- und die Serotonintheorie (auch „Monoaminmangel-Hypothese“<br />

genannt) wurden in den 50er Jahren aufgrund der Wirksamkeit von bestimmten<br />

Medikamenten (s.u.) entwickelt.<br />

Die Serotonintheorie besagt, dass ein niedriger Serotoninspiegel Depression<br />

verursacht.<br />

Die Noradrenalintheorie besagt, dass ein zu niedriger Noradrenalinspiegel<br />

zu Depression, ein zu hoher zu Manie führt.<br />

Befunde, die für die Monoaminmangel-Hypothese sprechen:<br />

Die depressionslindernde Wirkung folgender Medikamente und Drogen<br />

spricht für die Bedeutsamkeit von Serotonin und Noradrenalin:<br />

Trizyklika (z.B. Imipramin, Handelsname: Tofranil) hemmen die<br />

Wiederaufnahme von Noradrenalin und Serotonin (Re-Uptake-Hemmer),<br />

so dass mehr Neurotransmitter im synaptischen Spalt zurückbleiben und<br />

die Transmission des jeweils folgenden Nervenimpulses erleichtert wird.<br />

Monoaminoxidase-Hemmer (z.B. Iproniazid): hemmen das Enzym<br />

Monoamionoxidase (MAO) und verhindern so den Abbau des<br />

wiederaufgenommenen Serotonins und Noradrenalins.<br />

Spezifische Serotonin-Reuptake-Hemmer, kurz: SSRIs (z.B. Fluoxetin,<br />

Handelsname: Fluctin) wirken selektiver und verhindern speziell die<br />

Wiederaufnahme von Serotonin.<br />

Amphetamine und Kokain: Erstere erhöhen die Ausschüttung von<br />

Noradrenalin und Dopamin, letzteres hemmt deren Wiederaufnahme.<br />

Die depressionsfördernde Wirkung folgender Substanzen weist unter<br />

umgekehrten Vorzeichen in dieselbe Richtung:<br />

AMPT (α-Methyl-p-Tyrosin) hemmt die Umwandlung von Tyrosin zu<br />

Dopa und blockiert damit die Synthese von Noradrenalin. Bei rund 70%<br />

remittierter Patienten führt die Gabe von AMPT zu einem Rückfall in die<br />

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