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KLINISCHE PSYCHOLOGIE

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Depression; verabreicht man ein Placebo, sind es dagegen nicht einmal<br />

10%, die einen Rückfall erleiden!<br />

Durch die Gabe von Reserpin, das die Speicherung von Serotonin und<br />

Noradrenalin in Vesikeln hemmt, kann eine Depression induziert werden.<br />

Messungen der Transmitter- bzw. Metabolitenkonzentration im Urin, im<br />

Blut oder der zerebrospinalen Flüssigkeit (Problem der Validität: Da<br />

Neurotransmitter im ganzen Organismus eingesetzt werden, Serotonin z.B. v.a.<br />

im Darm, geben solche Messungen nicht unmittelbar die<br />

Transmitterkonzentration im Gehirn wieder).<br />

Der Noradrenalinspiegel im Urin nimmt bei bipolaren Patienten während<br />

depressiver Phasen ab und während manischer Phasen zu. Dasselbe gilt für<br />

die Konzentration der Metaboliten, von denen der wichtigste 3-Methoxy-4-<br />

Hydroxyphenyl-Glykol (MHPG) ist!<br />

* Problem: Die erhöhte Konzentration von Noradrenalin (Metaboliten)<br />

während manischer Phasen könnte auch auf die erhöhte motorische<br />

Aktivität während solcher Phasen zurückzuführen sein! Der<br />

Zusammenhang zw. Noradrenalinspiegel und Depression bzw. Manie<br />

darf also nicht vorschnell kausal interpretiert werden!<br />

Um den Serotoninspiegel zu bestimmen, misst man einen seiner<br />

Hauptmetaboliten, die 5-Hdroxyindolessigsäure (5-HIAA); diese sind in<br />

der Zerebrospinalflüssigkeit von Depressiven deutlich reduziert.<br />

„Tryptophandepletionstest“: L-Tryptophan ist ein Serotoninvorläufer und<br />

wirkt depressionslindernd. L-Tryptophan-arme Ernährung führt bei<br />

Depressiven zu einer Verschlimmerung der Symptome und bei symptomfreien,<br />

aber genetisch vorbelasteten Personen (depressive Verwandte) zu einer<br />

Stimmungsverschlechterung. Bei unbelasteten Personen hat die Diät keinen<br />

Effekt.<br />

Neuere Einwände gegen die Serotonin- und Noradrenalintheorie:<br />

1. MAO-Hemmer und Trizyklika erhöhen den NA- und Serotonin-Spiegel nur<br />

während der ersten Tage; ihre depressionslindernde Wirkung setzt jedoch erst<br />

nach 7-14 Tagen ein, also zu einem Zeitpunkt, zu dem der Transmitter-Spiegel<br />

sich schon wieder auf sein ursprüngliches Niveau eingependelt hat!<br />

2. Neuere Antidepressiva (wie z.B. Lithium) wirken auch ohne direkte<br />

Einwirkung auf NA und Serotonin (s.u.).<br />

Ergo: Ein einfacher Anstieg des Noradrenalin- oder Serotoninspiegels ist keine<br />

hinreichende Erklärung dafür, warum die Medikamente Depression lindern!<br />

Aktuelle Forschung: Aufgrund der genannten Einwände konzentriert sich die neuere<br />

Forschung v.a. auf postsynaptische Prozesse. Vermutet wird, dass die Antidepressiva<br />

postsynaptisch wirken, indem sie a) die Sensibilität der Rezeptoren verändern, b) ihre<br />

Anzahl vergrößern oder c) die postsynaptische Transmission modulieren.<br />

Zu c: Die Wirkung von Lithium, das sowohl in manischen als auch in<br />

depressiven Episoden hilft, wird z.B. darauf zurückgeführt, dass es auf G-<br />

Proteine einwirkt. Letztere bestehen aus einer α-, β-, und γ-Untereinheit. Nach<br />

dem Andocken eines Transmitters an einen metabotropen Rezeptor (kein<br />

Ionenkanal => indirektes Gating), bindet dieser Rezeptor an der Innenseite der<br />

postsynaptischen Membran ein solches G-Protein; die α-Einheit des G-Proteins<br />

wird abgespalten und öffnet entweder direkt einen in der Nähe befindlichen<br />

Ionenkanal oder indirekt über ein Effektorprotein und die Aktivierung eines<br />

second messenger.<br />

Bei Patienten mit Manie wurden große Mengen an G-Proteinen-, bei<br />

Patienten mit Depression geringe Mengen davon festgestellt.<br />

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