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KLINISCHE PSYCHOLOGIE

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Harm Reduction<br />

Die Sicherung des Überlebens und die Verhinderung bzw. Behandlung<br />

schwerer Folge- und Begleitschäden haben Vorrang!<br />

Beachtung subcortikaler Prozesse und eingeschränkter Willensfreiheit<br />

Ein gezieltes Training zur Überwindung des Suchtreflexes ist erforderlich<br />

Außerdem müssen Bewältigungsstrategien für Rückfallsituationen<br />

vermittelt werden<br />

Zukunftsorientierung der Behandlung<br />

Bedingungen im Anschluss an die Behandlung sind entscheidend<br />

(Abstinenzentwicklung); nicht zuletzt deshalb ist es sinnvoll, die<br />

Bezugspersonen in die Therapie mit einzubeziehen.<br />

7.2.6. Praktische Hinweise zu Diagnose und Indikation<br />

Patienten kommen i.d.R. nicht aus freien Stücken, sondern aufgrund körperlicher<br />

Probleme oder auf Druck anderer (Arbeitgeber, Familie etc.) in die Therapie! Daraus<br />

ergeben sich folgende Konsequenzen:<br />

Der Therapeut wird vielfach nicht als Helfer, sondern als Verbündeter<br />

derjenigen gesehen, von denen der Patient zur Behandlung gedrängt wurde; es<br />

gilt also bereits im Vorgespräch, Widerstände abzubauen und Vertrauen<br />

aufzubauen! Im Rahmen der Diagnostik geht es also nicht nur um<br />

Informationsgewinnung, sondern zugleich darum, den Patienten zu motivieren.<br />

„First things first“:<br />

Die Behandlung von Folge- und Begleiterkrankungen hat Vorrang vor der<br />

eigentlichen Entwöhnungstherapie (s.o.) => Ziel: „Harm Reduction“!<br />

Mit betrunkenen Patienten zu arbeiten macht keinen Sinn => Patienten also<br />

immer vorher ausnüchtern lassen!<br />

Ob eine stationäre oder eher eine ambulante bzw. teilstationäre Behandlung<br />

vorzuziehen ist, muss von Fall zu Fall entschieden werden. Beides hat vor- und<br />

Nachteile.<br />

Stationäre Behandlung: ermöglicht eine intensivere Therapie und bietet eine<br />

stärkere Entlastung von Alltagsproblemen<br />

Sie ist indiziert: bei behandlungsbedürftigen psychischen Störungen (z.B.<br />

Delir oder Psychose), wenn der Patient schon mehrere Therapien<br />

abgebrochen hat bzw. wiederholt rückfällig wurde und kein soziales<br />

Stützsystem vorhanden ist.<br />

Ambulante/teilstationäre Behandlung: ist billiger und ermöglicht eine<br />

leichtere Einbeziehung von Bezugspersonen<br />

Sie ist indiziert: wenn der Patient nicht weit weg wohnt, ein soziales<br />

Stützsystem vorhanden ist, und davon auszugehen ist, dass es ungünstig<br />

wäre, ihn aus der Familie oder dem Beruf herauszureißen!<br />

7.2.7. Zur Behandlung von Alkoholismus<br />

Motivierung: Der erste und vielleicht wichtigste Schritt jeder Suchttherapie besteht<br />

darin, ein Problembewusstsein zu schaffen, sprich: Der Klient muss seine Sucht<br />

zugeben und beschließen, etwas dagegen zu unternehmen. Erreicht werden kann<br />

dieses Ziel durch die Methode des „Motivational Interviewing“ ( konfrontativer<br />

Interaktionsstil).<br />

„Motivational Interviewing“ (MI) ist eine motivierende Form der<br />

Gesprächsführung, im Zuge derer versucht wird, Ambivalenzen aufzuzeigen<br />

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