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KLINISCHE PSYCHOLOGIE

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Der Einsatz von Medikamenten zur Behandlung von Alkoholismus ist aus 3<br />

Gründen problematisch:<br />

1. Ist die Leber von Alkoholikern meist beschädigt, so das die<br />

Metabolisierung des Medikaments gestört sein kann<br />

2. Führen Medikamente leicht in erneute Abhängigkeiten<br />

3. Ist die Behandlung eines Substanzmissbrauchs durch eine andere Substanz<br />

kaum dazu geeignet, ein Bewusstsein für neue Problemlösestrategien zu<br />

fördern!<br />

Wirksamkeit: Medikamentöse Behandlung ist durchaus wirksam, allerdings<br />

nur in Kombination mit Psychotherapie!<br />

Psychotherapeutische Maßnahmen: verfolgen im Wesentlichen 3 Ziele (s.o.), es<br />

geht ihnen a) um den Aufbau einer Veränderungsbereitschaft; b) um eine effektive<br />

Rückfallprävention und c) um die Behandlung begleitender Störungen!<br />

Verhaltenstherapeutische Maßnahmen:<br />

Aversionstherapie: Alkoholkonsum wird an aversive Reize<br />

<br />

(Elektroschocks, medikamentös erzeugte Übelkeit) geknüpft (Bestrafung).<br />

Andere operante Maßnahmen: Abstinenz, mäßiger Konsum (Nippen statt<br />

Schlucken, Verzicht auf harte Alkoholika etc.) und Vermeidung von<br />

Risikosituationen (Kneipenbesuche etc.) werden positiv verstärkt.<br />

Ablehnungstraining (Lernen, nein zu sagen)<br />

Expositionsübungen mit Reaktionsvermeidung<br />

Vermittlung alternativer Problemlösestrategien: Entspannungsübungen;<br />

Selbstsicherheits- und Sozialkompetenztrainings; Unterstützung bei der<br />

Arbeitssuche etc.<br />

Kognitive Maßnahmen:<br />

Informationsvermittlung & Auseinandersetzung mit Abhängigkeit (z.B.<br />

Aufklärung darüber, wie viel tatsächlich getrunken wird, da Alkoholiker<br />

dazu neigen, den Alkoholkonsum anderer zu überschätzen)<br />

Arbeit am Selbstbild (Konfrontation mit Videoaufzeichnungen von sich<br />

selbst im betrunkenen Zustand etc.)<br />

Familientherapeutische Maßnahmen:<br />

Verbesserung der familiären Interaktion<br />

Gruppentherapie: kann sehr motivierend wirken!<br />

„Anonyme Alkoholiker“ und anderen Selbsthilfegruppen: geht es darum, einen<br />

abstinenten Lebensstil und eine entsprechende Identität aufzubauen. Voraussetzung<br />

für die Aufnahme ist die Anerkennung der eigenen Sucht sowie die regelmäßige<br />

Teilnahme an den Treffen (bis zu 4 Mal die Woche!); meist dauert das Ganze ein Jahr<br />

(viele brechen jedoch vorher ab); die Mitglieder sind rund um die Uhr füreinander da<br />

und unterstützen sich in Risikosituationen (soziales Netz).<br />

Die AA fordern völlige Abstinenz und sind stark spirituell angehaucht; ihr<br />

12-stufiges Programm basiert auf dem Glauben, dass letztlich nur Gott den<br />

Einzelnen aus seiner Sucht befreien kann und zielt auf ein „spirituelles<br />

Erwachen“.<br />

Wirksamkeit: Selbsthilfegruppen wie die AA haben sich insbesondere bei der<br />

Vermeidung von Rückfällen als wirksam erwiesen.<br />

Streitfrage: Die Frage, ob Abstinenz oder kontrolliertes Trinken Ziel der<br />

Behandlung sein sollte, ist umstritten. Nachdem lange Zeit ausschließlich für ersteres<br />

plädiert wurde, wird in jüngerer Zeit zunehmend auch die 2. Position vertreten.<br />

Mäßigen Alkoholkonsum anstatt völlige Abstinenz anzustreben, hat folgende<br />

Vorteile: 1) ist ein derartiges Behandlungsziel näher an der gesellschaftlichen<br />

Wirklichkeit; 2) kann dadurch das Abstinenzverletzungssyndrom abgemildert<br />

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