KLINISCHE PSYCHOLOGIE
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KLINISCHE PSYCHOLOGIE
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Beispiele für Zwangsphänomene:<br />
Angst vor Kontamination (z.B. durch Schmutz, Keime, Blut, Gift oder<br />
Radioaktivität) Ständiges Waschen des eigenen Körpers, Sterilisieren der<br />
Wohnung, häufige Arztbesuche (man könnte sich ja beim Friseur Aids<br />
eingefangen haben…) etc.<br />
Angst vor eigener oder fremder physischer Gewalt (z.B. „Ich werde mein<br />
Kind verletzen!“) Es wird vermieden, mit dem Kind allein zu sein; Messer<br />
werden weggesperrt etc.<br />
Angst davor anderen unbemerkt Schaden zugefügt zu haben (z.B. „Ich habe<br />
jemanden überfahren ohne es zu merken!“) Anrufe bei Kliniken und Polizei,<br />
wiederholtes Abfahren der Strecke; Absuchen des Autos nach Beulen<br />
Sexuelle Ängste (z.B. „Ich werden jemanden vergewaltigen!“) Es wird<br />
vermieden, allein mit Frauen zu sein, Unterdrückung sexueller Gedanken etc.<br />
Religiöse Ängste (z.B. Angst vor blasphemischen Gedanken oder religiösem<br />
Zweifel) Ständiges Beten, Beichten etc.<br />
Zur Häufigkeit einzelner Zwangsphänomene:<br />
Zwangsgedanken<br />
Kontamination: 45%<br />
Pathologische Sorge (z.B. um körperliche Fehlfunktionen): 42%<br />
Aggressive Zwangsgedanken: 28%<br />
Multiple Obsessionen: 60%<br />
Zwangshandlungen<br />
Kontrollieren: 63%<br />
Waschen: 50%<br />
Zählen (z.B. die Badfließen): 36%<br />
Sammeln/Horten: 18%<br />
Multiple Zwangshandlungen: 48% (am häufigsten ist die Kombination aus<br />
Wasch- und Kontrollzwang)<br />
Diagnostische Verfahren:<br />
SKID-I: „Strukturiertes Klinisches Interview für die Achse I des DSM-IV“<br />
DIPS: „Diagnostische Interview bei psychischen Störungen“<br />
Y-BOCS: „Yale-Brown Obsessive Compulsive Scale”<br />
Strukturiertes Interview, bestehend aus 10 Items<br />
misst die Schwere der Zwangssymptome und Therapieeffekte<br />
wird eher zur Therapieplanung als zur Diagnose eingesetzt<br />
MOCI: „Maudsley Obsessive-Compulsive Inventory“<br />
Umfasst 30 Items die mit „richtig” oder „falsch“ zu beurteilen sind:<br />
z.B.: „Ich vermeide es, öffentliche Telefone wegen möglicher<br />
Beschmutzung zu benutzen.“<br />
11.4.2. Epidemiologie und Verlauf<br />
Die wichtigsten epidemiologischen Daten:<br />
Lebenszeitprävalenz: ca. 2%<br />
Geschlechterverteilung: 1:1<br />
Männer leiden häufiger unter Kontrollzwang, Frauen häufiger unter<br />
Reinigungszwang<br />
Beginn der Störung: meist zwischen 20 und 25 Jahren , in seltenen Fällen vor<br />
dem 10. oder nach dem 40. Lebensjahr<br />
Oft gehen belastende Lebensereignisse voraus (z.B. Schwangerschaft,<br />
Ehekonflikt oder Probleme am Arbeitsplatz)<br />
Männer bekommen die Störung i.d.R. früher als Frauen<br />
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