30.06.2013 Aufrufe

KLINISCHE PSYCHOLOGIE

KLINISCHE PSYCHOLOGIE

KLINISCHE PSYCHOLOGIE

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

6.2. Zur Ätiologie von Essstörungen<br />

6.2.1. Biologische Faktoren<br />

Genetik: Wie für fast alle psychischen Störungen liegen auch für AN und BN Belege<br />

für eine genetische Disposition vor.<br />

Befunde:<br />

Familienanamnesen zeigen, dass Essstörungen in Familien von<br />

Essgestörten gehäuft auftreten: Bei Verwandten ersten Grades tritt die<br />

Krankheit etwa viermal so häufig auf!<br />

Die Konkordanzrate bei monozygoten Zwillingen ist höher als die von<br />

zweieiigen Zwillingen.<br />

Interpretation: Genetische Faktoren haben einen Einfluss; wie stark dieser ist,<br />

ist jedoch noch nicht hinreichend geklärt.<br />

Die aktuellen Schätzungen bewegen sich zw. 30 und 85%!<br />

Geschlecht: Das Geschlecht stellt eindeutig einen Risikofaktor dar: Männer - Frauen<br />

(11:1)<br />

Erklärung: Frauen scheinen für kulturelle Schlankheitsideale (s.u.) anfälliger<br />

zu sein als Männer, was daran liegen könnte, dass sie häufiger nach ihrem<br />

Aussehen beurteilt werden.<br />

Neurochemie: Die Regulation von Hunger und Sättigung erfolgt u.a. durch endogene<br />

Opioide und Serotonin; erstere werden in Hungerphasen freigesetzt und heben die<br />

Stimmung; letzteres fördert das Sättigungsgefühl.<br />

Beide Substanzen scheinen bei Essgestörten in geringerer Konzentration<br />

vorzuliegen.<br />

Durch Hungern werden Opioide freigesetzt und damit das Hungern positiv<br />

verstärkt.<br />

Der Serotoninmangel könnte den Fressattacken von Bulemikern<br />

zugrundeliegen (essen, ohne satt zu werden)<br />

Fazit: Die biologischen Befunde zu Essstörungen sind bisher eher spärlich und z.T.<br />

noch recht spekulativ!<br />

6.2.2. Soziokulturelle Faktoren<br />

In westlichen Gesellschaften lassen sich gegenwärtig zwei gegenläufige Trends<br />

ausmachen: Einerseits steigt der Anteil an Übergewichtigen (überreiches<br />

Nahrungsangebot, Bewegungsarmut) – andererseits wird die Idealfigur immer<br />

schlanker! Die Idealvorstellung gerät dadurch immer mehr in Konflikt mit der<br />

Realität!<br />

Letzteres zeigt sich z.B., wenn man das Durchschnittsgewicht von Pin-ups<br />

oder Misswahl-Siegerinnen zu dem der Normbevölkerung in Bezug setzt.<br />

Schönheitsideale sind kulturell bedingt und unterliegen damit einem stetigen Wandel.<br />

Während im Barock eher „pummelige“ Frauen als schön galten (Rubens), liegt das<br />

heutige Schönheitsideal (zumindest im Westen) unter dem Normalgewicht!<br />

Schlankheit wird dabei nicht zuletzt mit Erfolg und Selbstbeherrschung assoziiert.<br />

Vermittelt wird dieses Ideal v.a. über die Medien.<br />

Die Analyse von Modezeitschriften, Frauen- und Männermagazinen<br />

(„Vogue“, „Playboy“ & Co) zeigt: das Gewicht der darin abgelichteten Frauen<br />

hat seit den 50ern kontinuierlich abgenommen.<br />

Die Diätindustrie („Weight Watchers“, Zeitschriftenartikel, Ratgeber etc.) ist<br />

in demselben Zeitraum enorm angewachsen.<br />

75

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!