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KLINISCHE PSYCHOLOGIE

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Kriterien für das Alkoholabhängigkeitssyndrom nach der ICD-10 (F 10.2):<br />

Mindestens 3 der folgenden 6 folgenden Kriterien waren innerhalb des letzten<br />

Jahres vorhanden:<br />

1. Starker Wunsch bzw. Zwang, Alkohol zu konsumieren<br />

2. Verminderte Kontrollfähigkeit bezüglich des Beginns, der Beendigung und<br />

der Menge des Konsums (s.o.)<br />

3. Körperliches Entzugssyndrom bei Beendigung oder Reduktion des<br />

Konsums (s.o.)<br />

4. Toleranzentwicklung (s.o.)<br />

5. Vernachlässigung anderer Interessen und erhöhter Zeitaufwand, um<br />

Alkohol zu beschaffen, zu konsumieren bzw. sich von den Folgen des<br />

Konsums zu erholen (s.o.)<br />

6. Anhaltender Alkoholkonsum trotz Nachweises schädlicher Folgen (s.o.)<br />

Typen von Alkoholabhängigkeit:<br />

Die wohl bekannteste Klassifikation stammt von Jellinek (1960):<br />

1. Konflikttrinker (Alpha-Typ): trinken, um Konflikte und Probleme zu<br />

bewältigen (sind nicht alkoholkrank, aber sehr gefährdet, v.a. nach<br />

kritischen Life-Events)<br />

2. Gelegenheitstrinker (Beta-Typ): trinken bei sozialen Anlässen große<br />

Mengen, bleiben aber sozial und psychisch unauffällig (aufgrund ihres<br />

alkoholnahen Lebensstils trotzdem gefährdet)<br />

3. Rauschtrinker (Gamma-Typ): haben zwar immer wieder abstinente<br />

Phasen, verlieren aber in den Phasen, in denen sie trinken, die Kontrolle<br />

über ihren Alkoholkonsum, hören also auch dann nicht mit dem Trinken<br />

auf, wenn sie genug haben (sind alkoholkrank)<br />

4. Spiegeltrinker (Delta-Typ): halten einen bestimmten Alkoholspiegel, um<br />

Entzugssymptome zu vermeiden und sind dementsprechend nicht<br />

abstinenzfähig (sind alkoholkrank)<br />

5. Quartalstrinker (Epsilon-Typ): haben trotz abstinenter Phasen immer<br />

wieder Phasen exzessiven Alkoholkonsums (sind alkoholkrank)<br />

Cloninger unterscheidet zwischen Typ-A- und Typ-B-Alkoholikern:<br />

Typ-A-Alkoholismus: Neurotischer Suchttypus (Hauptziel des Trinkens ist<br />

die Angstminderung: „harm avoidance“); später Beginn (nach 25), tritt bei<br />

Frauen und Männern gleichermaßen auf; weniger ausgeprägte<br />

Suchtsymptomatik; sozial eher unauffällig; bessere Prognose<br />

Typ-B-Alkoholismus: Psychopathologischer Suchttypus (Hauptziel des<br />

Trinkens ist die Verstärkung des Vergnügen: „sensation seeking“); früher<br />

Beginn (vor 25); tritt familiär gehäuft (genetische Komponente) und<br />

überwiegend bei Männern auf; ausgeprägtere Suchtsymptomatik; sozial<br />

auffällig (antisoziales Verhalten, Aggressionen etc.); schlechtere Prognose<br />

7.2.2. Zur kurz- und langfristigen Wirkung von Alkohol<br />

Alkohol (Ethanol) wirkt antagonistisch auf die NMDA- und auf GABAA-Rezeptoren.<br />

Erstere sind erregend (Glutamat), letztere hemmend (Gamma-Amino-Buttersäure);<br />

darüber hinaus erhöht Alkohol den Serotonin- und Dopaminspiegel. Was die<br />

kurzfristige Wirkung von Alkohol betrifft, kann vor diesem Hintergrund zwischen 2<br />

Phasen unterschieden werden (2-Phasen-Wirkung):<br />

1) Solange der Spiegel steigt, hat Alkohol eine stimulierende Wirkung; es<br />

überwiegen positive Emotionen.<br />

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