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KLINISCHE PSYCHOLOGIE

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Längsschnittstudien zeigen, dass sich die Länderunterschiede im Westen in<br />

den letzten Jahrzehnten verringert haben; darüber hinaus war zumindest bis<br />

in die 80er in fast allen Ländern ein Anstieg des Alkoholkonsums zu<br />

beobachten.<br />

In den letzten 25 Jahren ist dagegen ein stetiger Rückgang des<br />

Alkoholkonsums zu verzeichnen. Dem entgegen steht jedoch ein dramatischer<br />

Anstieg akuter Alkoholvergiftungen unter Jugendlichen (Stichwort:<br />

„Komasaufen“!).<br />

Als Reaktion auf diese Entwicklung wurde in Deutschland 2004 eine<br />

Sondersteuer auf Alkopops eingeführt!<br />

Krankheitsverlauf:<br />

Während man die Entwicklung zum Alkoholismus früher als kontinuierliche<br />

Abwärtsspirale auffasste (vom Geselligkeitstrinker zum Spiegeltrinker), weiß<br />

man heute, dass es keinen einheitlichen Krankheitsverlauf gibt. Stattdessen<br />

muss zwischen 3 Verlaufsformen unterschieden werden:<br />

1. Progrediente Verschlechterung<br />

2. Wechsel zwischen Trinkexzessen und kontrolliertem Konsum bzw.<br />

Abstinenz<br />

3. Spontanremission (bei ca. 20%): meist nach einschneidendem Ereignis<br />

(Geburt eines Kindes; spirituelles Erlebnis, Autounfall etc.)<br />

Alkoholiker haben ein um das 2-4-fache erhöhtes Mortalitätsrisiko (16.000-<br />

40.000 pro Jahr)<br />

Geschlechtsspezifische Unterschiede: Frauen fangen in der Regel später an zu<br />

trinken als Männer und der Anlass ist sehr häufig ein belastendes<br />

Lebensereignis (Familienkrise, Tod des Ehemanns etc.)<br />

Im Schnitt vergehen 6 - 9 Jahre, bis Alkoholismus effektiv behandelt wird!<br />

Damit ist Alkoholismus eine der am schlechtesten behandelten<br />

Krankheiten!<br />

Prognose:<br />

Günstige Bedingungen für Suchtausstieg:<br />

„Ersatzabhängigkeiten“ (z.B. Religion, Hobbys, Anonyme Alkoholiker…)<br />

Rituelle Erinnerung an Bedeutung der Abstinenz (Selbsthilfegruppen)<br />

Soziale und medizinische Unterstützung (z.B. Reintegration)<br />

Wiederherstellung der Selbstachtung der Betroffenen<br />

Typische Rückfallauslöser: unangenehme Gefühle (Ärger, Trauer etc.),<br />

Konflikte, soziale Verführung<br />

Fazit: Eine sichere individuelle Prognose ist nicht möglich; am besten scheint<br />

eine abstinenzfördernde Lebensumstellung und ein gezieltes Training im<br />

Umgang mit Rückfallsituationen zu wirken!<br />

7.2.5. Störungsmodelle<br />

Wie alle Drogen hat auch Alkohol eine verstärkende Wirkung: Er wirkt einerseits<br />

enthemmend und stimulierend (positive Verstärkung), andererseits dämpfend und<br />

beruhigend (negative Verstärkung). Darüber hinaus führt er zu einer Erhöhung der<br />

Dopaminkonzentration im Belohnungszentrum und zu vermehrter<br />

Endorphinausschüttung (s.o.).<br />

Die unmittelbar verstärkende Wirkung von Alkohol ist im Vergleich zu<br />

anderen Drogen jedoch verhältnismäßig gering (Zum Vergleich: Kokain führt<br />

zu einer ca. 35-fachen Erhöhung der Dopaminkonzentration, Alkohol lediglich<br />

zu einer Verdopplung) – die Wirkung von Alkohol ist dementsprechend nicht<br />

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