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KLINISCHE PSYCHOLOGIE

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Kurz: Die übermäßige Abhängigkeit des Selbstwertgefühls von Figur und<br />

Gewicht soll durch die KVT reduziert und dadurch das Essverhalten<br />

dauerhaft normalisiert werden.<br />

Die Notwendigkeit ein bestimmtes Gewicht zu erreichen und zu halten, muss<br />

den Patienten vermittelt werden. Dazu bietet es sich an, auf folgende Aspekte<br />

einzugehen:<br />

Set-Point-Theorie (Nisbett): Das Gewicht eines Menschen (Set-Point-<br />

Gewicht) ist genetisch vorprogrammiert; daraus folgt, dass es a) individuell<br />

verschieden ist und b) nur bedingt der willkürlichen Kontrolle unterliegt.<br />

Aufklärung über Folgeschäden: Menstruationsstörungen, gestörter<br />

Elektrolythaushalt, eingeschränkte Konzentrationsfähigkeit, sozialer<br />

Rückzug etc. etc. (s.o.)<br />

„Minnesota-Starvation-“ bzw. „Keys-Study“ (1944): Pbn wurden 1 Jahr in<br />

dem sog. „Hunger-Camp“ untersucht; nach 3-monatiger Baseline-Erhebung<br />

wurde für 6 Monate die Kalorienzufuhr für jeden der Teilnehmer<br />

individuell halbiert; in den letzten 3 Monaten wurde die Kalorienzufuhr<br />

sukzessive wieder an ihr Ursprungsniveau angepasst. Ergebnis: die Pbn<br />

zeigten ähnliche Symptome wie Essgestörte (mangelnde<br />

Konzentrationsfähigkeit, Depressionen, übermäßige Beschäftigung mit<br />

Essen, sozialer Rückzug, Heißhungeranfälle etc.)!<br />

Aufklärung über die Problematik kompensatorischer Maßnahmen:<br />

Restriktives Essverhalten ist der Auslöser für die Fressattacken!<br />

Trotz Erbrechens bleibt ein Großteil der während einer Fressattacke<br />

aufgenommenen Kalorien im Körper!<br />

Restriktives Essverhalten führt häufig zu verringerter Stoffwechselaktivität<br />

und damit zu schweren kognitiven Defiziten.<br />

Erbrechen führt schnell wieder zu Hunger!<br />

Abführmittel führen selbst in großen Mengen nur zu einer geringen<br />

Reduktion der Kalorienaufnahme<br />

Aufklärung über soziokulturelle Einflüsse (übertriebenes Schlankheitsideal)<br />

Problemanalyse: dient der Identifikation auslösender und aufrechterhaltender<br />

Bedingungen; man erhofft sich davon a) ein besseres Verständnis der Störung, insbes.<br />

was deren Funktionalität betrifft, b) mögliche Interventionsansätze und c) ein besseres<br />

Gespür für Rückfallsituationen (im Sinne einer Rückfallprophylaxe)<br />

Erfolgt durch Selbstbeobachtungsprotokolle und Anamnese (wozu natürlich<br />

auch die Familienverhältnisse usw. zählen)<br />

Oft werden in diesem Zusammenhang anamnestische Gewichtskurven<br />

aufgestellt: Wann hat der Patient wie viel gewogen und welche Ereignisse<br />

gingen mit Gewichtsschwankungen einher (Abitur, Beendigung einer<br />

Beziehung, Hänseleien etc. etc.)?<br />

Stationäre Maßnahmen zur Gewichtszunahme: bilden zumindest in der<br />

Anfangszeit der Schwerpunkt der Behandlung; es geht dabei einerseits um den Abbau<br />

restriktiven Essverhaltens, andererseits um den Aufbau normalen Essverhaltens.<br />

Die Methoden, die dabei verwendet werden, sind überwiegend operante<br />

Verfahren; meist werden Verträge ausgehandelt, in denen genau festgelegt<br />

wird, welche Konsequenz auf welches Verhalten folgt („Contract-<br />

Management“).<br />

Beispiel: wöchentliche Gewichtszunahme von min. 500 Gramm und<br />

Aufnahme bisher gemiedener Lebensmittel in den Speiseplan wird mit<br />

Besuchen, Telefonaten etc. belohnt.<br />

Zum Teil auch Expositionsübungen: Essen im Restaurant etc.<br />

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