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KLINISCHE PSYCHOLOGIE

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Das CFI wird im klinischen Alltag bedauerlicherweise kaum eingesetzt, da<br />

zu zeitaufwendig (1-2 h) und kaum relevant für die<br />

Indikationsentscheidung!<br />

Weitere Ergebnisse zur EE:<br />

Der kausale Zusammenhang zw. EE und Krankheitsverlauf ist vermutlich<br />

bidirektional: Neuere Studien zeigen z.B., dass kritische Bemerkungen in<br />

Familien mit hoher EE durch bizarre Äußerungen des Patienten verstärkt<br />

werden, so wie umgekehrt, Patienten, die von ihrer Familie viel kritisiert<br />

werden, mehr bizarre Gedanken äußern!<br />

Der Zusammenhang von EE und Krankheitsverlauf ist nicht spezifisch für<br />

Schizophrenie, sondern findet sich auch bei anderen Störungen wie der<br />

Depression oder bipolaren Störungen!<br />

Das Ausmaß der EE ist kulturabhängig: In Indien z.B. ist der Anteil an<br />

Familien mit „high EE“ wesentlich geringer (22%) als im<br />

angloamerikanischen Raum (knapp 70%)!<br />

EE bzw. Stress allgemein wirkt vermutlich über die Hypothalamus-<br />

Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse (s.u.)<br />

Die Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse (HPA): Stress<br />

aktiviert die HPA, die ihrerseits in einem bidirektionalen Zusammenhang zur<br />

dopaminergen Aktivität steht!<br />

Stress (etwa durch eine hohe EE) aktiviert die HPA und führt dadurch zur<br />

Sekretion von Kortisol. Kortisol wiederum erhöht die Dopaminaktivität und<br />

kann dadurch die Schizophreniesymptome verstärken. Darüber hinaus steigert<br />

eine erhöhte Dopaminaktivität die Aktivierung der HPA, was die Betroffenen<br />

besonders stressempfindlich macht!<br />

Stress (EE etc.) HPA Kortisol Dopaminaktivität<br />

Positive Rückkopplung<br />

Darüber hinaus führt Stress zu verstärktem Substanzmissbrauch; Drogen<br />

wiederum stimulieren die Dopaminsysteme (=> positive Symptomatik)<br />

Zusammenfassung: Robuste (in mehreren Studien nachgewiesene) Prädiktoren für<br />

den Verlauf einer Schizophrenie sind:<br />

Soziodemographische und familienbezogene Daten<br />

Gute Prognose: verheiratet, niedrige EE<br />

Schlechte Prognose: ledig/geschieden/getrennt; hohe EE<br />

Prämorbide Persönlichkeit und Anpassung<br />

Gute Prognose: gute Anpassung im Arbeits- und Freizeitbereich;<br />

extrovertierte oder zyklothyme Persönlichkeit<br />

Schlechte Prognose: Soziale Isolation<br />

Vorausgegangene Krankheitsepisoden<br />

Gute Prognose: seltener und von kürzerer Dauer<br />

Schlechte Prognose: häufiger und von längerer Dauer<br />

Art des Krankheitsbeginns<br />

Gute Prognose: akut<br />

Schlechte Prognose: schleichend; Negativsymptomatik<br />

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