KLINISCHE PSYCHOLOGIE
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stattfindet – und zwar auch dann, wenn die Pbn psychologische Aufgaben<br />
bearbeiten, deren Bearbeitung bei gesunden Pbn zu einer<br />
Aktivitätssteigerung im PFC führt.<br />
Beispiel: Der „Wisconsin Cart Sorting Test“ (WCST) erfasst<br />
kognitive Flexibilität; Aufgabe ist es, Karten mit unterschiedlichen<br />
Farben, Symbolen und Zahlen nach wechselnden Regeln zu ordnen<br />
(entweder nach Farbe, Symbol oder Zahl); Schizophrene schneiden<br />
bei dieser Aufgabe nicht nur wesentlich schlechter ab, sondern weisen<br />
bei der Bearbeitung weniger Stoffwechselaktivität im PFC auf!<br />
Hippocampus-Veränderungen: Der Hippocampus ist paarig angelegt und<br />
liegt im medialen Temporallappen; seine Hauptfunktion besteht in der<br />
Konsolidierung und Koordinierung von Gedächtnisinhalten.<br />
Bei schizophrenen Patienten ist der anteriore (vordere) Hippocampus oft<br />
verkleinert; darüber hinaus weist er vielfach eine andere Zytoarchitektur<br />
auf: die in ihm enthaltenen Neuronen (in 3 Schichten von CA1- CA3) sind<br />
bei Schizophrenen nämlich oftmals nicht in eine Richtung ausgerichtet,<br />
sondern desorganisiert!<br />
Den neuroanatomischen Defiziten entsprechen verschiedene neuropsychologische<br />
Mängel: Die meisten Schizophrenen (80%) zeigen deutliche<br />
Aufmerksamkeits-, Arbeitsgedächtnis-, Wortflüssigkeits-, Handlungskontroll- und<br />
Intelligenzdefizite! Die Aufmerksamkeitsdefizite von Schizophrenen äußern sich in<br />
einer erhöhten Ablenkbarkeit durch irrelevante Reize; letztere ist vermutlich auf eine<br />
gestörte Reizselektion (sprich: einen defekten Aufmerksamkeitsfilter)<br />
zurückzuführen.<br />
Bei Tests zur Gedächtnisspanne mit ablenkenden Reizen schneiden<br />
Schizophrene schlechter ab als Gesunde; ihre Defizite hängen dabei v.a. mit<br />
dem ausbleibenden Primacy-Effekt zusammen.<br />
Ausbleibender Primacy-Effekt => Gestörter Enkodierungsprozess<br />
Auch beim „Continous Performance Test“ (CPT), der zur Testung der<br />
selektiven Aufmerksamkeit und der Daueraufmerksamkeit dient, sind<br />
Schizophrene schlechter. Die Pbn bekommen beim CPT über längere Zeit<br />
verschiedene Buchstaben dargeboten und sollen, immer wenn auf ein „O“ ein<br />
„X“ folgt, mit einem Tastendruck reagieren (s.u.).<br />
Die sog. „Prepulse Inhibition“ (PPI) fällt bei Schizophrenen deutlich geringer<br />
oder sogar ganz aus; man versteht darunter das Phänomen, dass die Startle-<br />
Reaktion auf einen Reiz (lauter Ton, Berührung etc.) geringer ausfällt, wenn<br />
diesem Reiz ein anderer Reiz (prepulse) unmittelbar vorangeht. Erklärung: Der<br />
erste Reiz (prepulse) muss erst fertig verarbeitet werden, bevor man sich ganz<br />
einem zweiten Reiz widmen kann (Schutz für Reizüberflutung = „sensory<br />
gating“).<br />
Dass die PPI bei Schizophrenen geringer ist, deutet auf eine gestörte<br />
Informationsverarbeitung hin: Jeder Reiz scheint als neu und bedeutsam<br />
erachtet zu werden.<br />
Nebenbemerkung: Bei Rauchern ist die PPI am höchsten; vielleicht<br />
rauchen auch deshalb so viele Schizophrene (zu Selbstheilungszwecken!)<br />
50% der Schizophrenen (v.a. die mit negativer Symptomatik) zeigen auf<br />
harmlose Töne normaler Lautstärke keine elektrodermale<br />
Orientierungsreaktion (kurzfristige Erhöhung der Hautleitfähigkeit?).<br />
Die Orientierungsreaktion tritt normalerweise bei neuen Reizen geringer<br />
physikalischer Intensität auf; sie dient der Aufmerksamkeitsausrichtung<br />
und äußert sich u.a. in einem kurzfristigen Absinken der Herzrate.<br />
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