KLINISCHE PSYCHOLOGIE
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Experimentelle Bestätigung:<br />
Salkovskis (2003): Patienten mit Zwangsstörung werden mit ihren<br />
individuellen auf Tonband aufgenommenen Intrusionen konfrontiert; in der<br />
ersten Phase sollen sie sich entweder durch Zählen ablenken oder das übliche<br />
neutralisierende Verhalten zeigen (UV), in der zweiten Phase dürfen sie sich<br />
weder ablenken, noch neutralisierendes Verhalten zeigen.<br />
Ergebnisse:<br />
- Zu Beginn der ersten Phase ist die Angst („Discomfort“) in beiden<br />
Gruppen gleich stark, im Gegensatz zur Ablenkungsgruppe nimmt sie<br />
in der Neutralisierungsgruppe jedoch bis zum Ende dieser Phase stark<br />
ab.<br />
- In der zweiten Phase nimmt die Angst in der Neutralisierungsgruppe<br />
bis zum Ende massiv zu, in der Ablenkungsgruppe dagegen nicht!<br />
Interpretation: Zwangshandlungen sind zwar kurzfristig effektiv,<br />
langfristig wirken sie jedoch verstärkend auf die Angst!<br />
Ansatzpunkte für die Therapie:<br />
Automatische Gedanken / dysfunktionale Überzeugungen: Neubewertung /<br />
Entkatastrophisierung der Intrusionen<br />
Emotionale Reaktion: Emotionale Distanzierung<br />
Zwangshandlungen: Konfrontation mit Reaktionsvermeidung<br />
Biologische Theorien:<br />
Serotoninhypothese: Die (wenn auch nur sehr begrenzte) Wirksamkeit von<br />
Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmern spricht dafür, dass Zwangsstörungen mit<br />
einem Serotoninmangel zusammenhängen.<br />
Überaktivität des Frontallappens<br />
Defekt der Basalganglien<br />
13.4.5. Experimentelle Befunde:<br />
Patienten mit Zwangsstörung haben ein geringeres Vertrauen in sich selbst und das<br />
eigene Gedächtnis!<br />
Gibt man Zwangsgestörten (mit zwanghaftem Kontrollverhalten) einen<br />
Allgemeinwissenstest vor und lässt sie a) nach jedem Item einschätzen, wie sicher<br />
sie sich bei der Antwort sind und b) nach dem Test einschätzen, wie gut sie<br />
insgesamt abgeschnitten haben, unterschätzen sie ihre Leistung in beiden Maßen!<br />
Zwangsstörungen hängen kausal mit der empfundenen Verantwortlichkeit<br />
zusammen.<br />
Patienten mit Zwangsstörung und Kontrollprobanden bekommen die Aufgabe,<br />
Pillen der Farbe nach zu ordnen; einem Teil wird dabei vermittelt, dass diese<br />
Aufgabe sehr wichtig sei (hohe Verantwortlichkeit), einem anderen nicht<br />
(niedrige Verantwortlichkeit).<br />
Ergebnis: Das Kontrollverhalten und das subjektive Empfinden von Zwang<br />
waren in der Bedingung mit hoher Verantwortlichkeit bei Zwangspatienten<br />
signifikant höher als bei den Kontrollprobanden!<br />
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