KLINISCHE PSYCHOLOGIE
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10.1.3. Komorbiditäten und Differentialdiagnose<br />
Die wichtigsten Komorbiditäten:<br />
Störungen des Sozialverhaltens (40-60%)<br />
Angststörungen / Depression (25%)<br />
Tics (bis zu 30%)<br />
Umschriebene Entwicklungsstörungen: z.B. Lese-Rechtschreibschwäche,<br />
Dyskalkulie etc. (10-40%)<br />
Differentialdiagnose:<br />
Zur Diagnose von ADHS bedarf es einer multiaxialen Diagnostik; unbedingt<br />
berücksichtigt werden müssen:<br />
Klinisch-psychiatrische Syndrome (Tics, Depression etc.)<br />
Umschriebene Entwicklungsstörungen (Legasthenie etc.)<br />
Intelligenzniveau<br />
Körperliche Symptomatik (sehen, hören etc.)<br />
Aktuelle abnorme psychosoziale Umstände<br />
Vorrang haben Affektive Störungen, Angststörungen und reaktive Störungen<br />
(bei plötzlichem Einsetzen); liegen sie vor, wird keine ADHS diagnostiziert,<br />
sondern lediglich eine durch diese Störungen bedingte Unruhe „attestiert“.<br />
Nachrangig sind dagegen Störungen des Sozialverhaltens.<br />
10.1.4. Praktisches Vorgehen bei der Diagnose<br />
Grundsätzlich gilt: Viele ADHS-Symptome (Zappeln, übermäßiges Reden etc.) sind<br />
gerade bei jungen Kindern durchaus „normal“! Bei der Diagnose muss daher äußerst<br />
vorsichtig vorgegangen werden: zum einen muss immer der jeweilige<br />
Entwicklungsstand berücksichtigt werden, zum anderen sollte eine Diagnose nur bei<br />
wirklich extremen und hartnäckigen Fällen vergeben werden.<br />
Gerade Lehrer neigen dazu, Kinder vorschnell eine ADHS zu attestieren!<br />
Die Diagnostik bei ADHS umfasst mehrere Schritte:<br />
1. Exploration (Befragung) der Eltern und der Erzieher/Lehrer: Welche<br />
Probleme liegen vor, in welchen Kontexten treten sie auf, wann haben sie<br />
begonnen etc. etc.<br />
Z.B. Conners-Fragebogen für Eltern, Lehrer und Erzieher: Beurteilung<br />
mehrerer Items auf einer 4-stufigen Skala (von „überhaupt nicht“ bis „sehr<br />
stark“)<br />
„Ist unruhig oder übermäßig aktiv.“; „Ist erregbar oder impulsiv“;<br />
„Ist unaufmerksam oder ablenkbar“; „Beendet angefangene<br />
Aufgaben nicht“ etc. etc.<br />
2. Exploration des Kindes bzw. Jugendlichen<br />
Auch dafür stehen natürlich Fragebögen und standardisierte Interviews zur<br />
Verfügung<br />
3. Testpsychologische Untersuchung und Verhaltensbeobachtung<br />
Intelligenztests, evtl. weitere Tests zum Abchecken von Komorbiditäten<br />
(Lese-Rechtschreibtests etc.)<br />
Spezifische Tests wie der „Continuous Performance Test“ (CPT), der<br />
sowohl die Daueraufmerksamkeit als auch die Impulsivität misst. Die Pbn<br />
bekommen dabei über längere Zeit verschiedene Buchstaben dargeboten<br />
und sollen, immer wenn auf ein „O“ ein „X“ folgt, mit einem Tastendruck<br />
reagieren (s.o.). Drücken sie den Knopf, ohne dass dem „X“ ein „O“<br />
vorangegangen ist, spricht das für ihre Impulsivität (=> Unfähigkeit zur<br />
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