KLINISCHE PSYCHOLOGIE
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Neuroleptika blockieren die Dopaminrezeptoren schon kurz nach der<br />
Einnahme; ihre therapeutische Wirkung tritt jedoch erst nach Tagen oder<br />
Wochen auf!<br />
Möglicher Weise wirkt die Blockade der D2-Rezeptoren nicht als<br />
solche therapeutisch, sondern lediglich indirekt, indem sie<br />
Auswirkungen auf andere Gehirnregionen und Transmittersysteme<br />
hat!<br />
Rätselhaft ist auch, warum Neuroleptika den Dopaminspiegel bzw. die<br />
Aktivität der Dopaminrezeptoren unter das normale Niveau senken<br />
müssen, um therapeutisch wirksam zu sein! – Der Theorie zufolge müsste<br />
ein normales Niveau ausreichend sein!<br />
Es ist wenig wahrscheinlich, dass nur ein einziger Transmitter für die<br />
vielen versch. Symptome einer Schizophrenie verantwortlich sein soll!<br />
Atypische Neuroleptika (s.u.) wirken, obwohl sie die D2-Rezeptoren nur<br />
schwach blockieren.<br />
Fazit: Vermutlich sind mehrere Transmittersysteme an der Genese einer<br />
Schizophrenie beteiligt, so dass die dopaminergen Systeme lediglich einen<br />
modulierenden Teil der Krankheit darstellen.<br />
Vermehrt untersucht werden in jüngerer Zeit u.a. die Bedeutung von<br />
Serotonin und Glutamat (das bei Schizophrenen in niedrigerer<br />
Konzentration vorhanden ist als bei „normalen“ Pbn)<br />
5.3.3. Neuroanatomische und neuropsychologische Faktoren<br />
Post-Mortem-, CT- und MRT-Untersuchungen haben folgende strukturellen<br />
Auffälligkeiten zu Tage gebracht:<br />
Erweiterte Ventrikel: Schizophrene Patienten haben oftmals erweiterte<br />
Ventrikel – und damit weniger subkortikale Gehirnzellen (betrifft v.a. den<br />
frontalen und temporalen Bereich).<br />
Studie: 12 von 15 eineiigen Zwillingen, die hinsichtlich der Schizophrenie<br />
diskordant waren, konnten anhand dieses Merkmals voneinander<br />
unterschieden werden. Aus dieser Studie folgt zweierlei: 1. Besteht<br />
zwischen der Erweiterung der Ventrikel und Schizophrenie ein<br />
Zusammenhang. 2. Kann die Erweiterung der Ventrikel nicht bzw. nicht<br />
nur genetisch bedingt sein.<br />
Auch wenn die Erweiterung der Ventrikel zu den am häufigsten<br />
nachgewiesenen Befunden zählt, ist sie weder notwendig, noch spezifisch<br />
für eine Schizophrenie. Nicht alle Schizophrenen haben also erweiterte<br />
Ventrikel und nicht alle, die erweiterte Ventrikel haben, sind schizophren<br />
(eine Erweiterung findet sich auch oft bei anderen Psychosen, wie z.B. der<br />
Manie)<br />
Hypofrontalität und präfrontale Athrophie (Gewebeschwund):<br />
Verschiedene Befunde sprechen dafür, dass Schizophrenie mit einer<br />
Unteraktivierung und/oder mangelnden Ausprägung des präfrontalen Kortex<br />
einhergeht.<br />
Der PFC ist u.a. bedeutsam für eine adäquate Handlungsplanung und<br />
-steuerung und die Regulation von Emotionen. Beide Funktionsbereiche<br />
sind bei Schizophrenen massiv beeinträchtigt!<br />
MRT-Untersuchungen an Schizophrenen weisen auf eine Abnahme der<br />
grauen Substanz im präfrontalen Kortex hin.<br />
Funktionale bildgebende Verfahren (fMRT etc.) zeigen, dass im PFC von<br />
Schizophrenen eine geringere Stoffwechselaktivität und Durchblutung<br />
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